B r ü s s e l
nikus, Alexanders Einzug in Babylon, der Held empfängt Porus — mit den Signaturen
Joannes Franciscus van den Hecke und J. F. van den Hecke.
Das Würzburger Schloß besitzt eine weitere Arbeit aus der Manufaktur des Meisters,
die vier Elemente, in zwei Teppichen (Abb. 307). Erde und Feuer werden durch zwei
allegorische Gestalten — Ignis mit der Glutpfanne, Terra mit der Erdkugel — wieder-
gegeben, die sich harmonisch dem Bildrahmen einfügen. Ähnlich ist die Personifikation
von wAer et Aqua" durchgeführt. Die Bordüre zeigt den reichen Blumenschmuck der
späten Barockzeit,
Dem allegorischen Gebiete gehören gleichfalls die vier Jahreszeiten an, die Früh-
ling, Sommer, Herbst und Winter durch die verschiedenen Beschäftigungsarten cha-
rakterisieren. Das schönste Stück der Folge dürfte der Herbst sein mit den üppigen,
im Stile Mignard's gehaltenen Gestalten und der Le Nötre'schen Gartenanlage im
Hintergrunde (Abb. 166). Weniger glücklich paßt sich der Schlittschuhlauf mit den
zu großen, etwas langweiligen, blauweißen Eisflächen dem Wesen des Wandteppichs
an (Abb. 167). Sowohl die Elemente wie die Jahreszeiten kommen häufiger vor (Abb. 309).
Die Wiener Staatssammlung besitzt Teilteppiche beider Serien. Im Berliner Kunst-
handel tauchten 1919 zwei Behänge der Jahreszeitenreihe auf. Eine vollständige, von
den erwähnten Elementen- und Jahreszeitenfolgen abweichende Serie besitzt die Mün-
chener Staatssammlung. Der prächtige Behang mit der Schlittenfahrt und der Signatur
unseres Meisters verkörpert „Januarius" und „Februarius". Die Frühlingsarbeiten im
Schloßgarten dürften März und April gewidmet sein. Juli-August wird durch eine im
Freien tafelnde Gesellschaft allegorisiert usw. (Abb. 308). Eine genaue Durchsicht der
ausländischen Kataloge, die mir durch die schwierigen wirtschaftlichen und politischen
Verhältnisse nur in beschränktem Maße möglich war, wird zweifellos zahlreiches neues
Material erbringen.
Vereinzelte Teppiche mit der Signatur des Jan Franz van den Hecke, so ein Behang
aus der Berwick-Albasammlung — drei Krieger und mehrere Kinder tragen Kriegs-
trophäen — oder ein Teppich in dem Liller Museum — kämpfender „antikischer"
Krieger — lassen sich nicht ohne weiteres bestimmten Folgen einreihen. Kumsch
schreibt dem Meister ferner einen Teppich der Yilla Hügel zu: Apollo belauscht die
schlafende Yenus. Der Karton verwertet einen Stich aus der „Iconologia deorum"
(1680) des Joachim Sandrart. Ob die beiden zugehörigen Teppiche mit Puttenspielen
und eine Episode aus der Geschichte Vulkans dem gleichen Atelier entstammen, ist
nicht ohne weiteres ersichtlich.
Zu der Apollofolge gehört ein 1906 in London versteigerter Behang aus dem Besitze
des Grafen von Premio Real: Apoll werden Opfer dargebracht,
Meister Jan Franz verheiratet sich zweimal, beiden Ehen entsproßt reicher Kinder-
segen, die erste Vorbedingung für die Fortführung einer rationell betriebenen Manu-
faktur. Aus der Ehe mit Katharine Usselincx stammen die Söhne Franz und Peter.
Es sei nur kurz auf Anton van den Hecke hingewiesen, einen Bruder des Jan Franz.
Er arbeitet als Maler und als Wirker. Sein Betrieb besitzt keinen großen Um-
fang, er fungiert 1669 als Doyen der Wirkerzunft und wird am 15. November des
gleichen Jahres nach dem Ableben von Wilhelm Outaert und N. Kints privilegiert (108).
Die Vergünstigung wird ihm nicht infolge der Tätigkeit seines Ateliers zu Teil, sondern
als Entgelt für einen größeren Betrag, den er in seiner Eigenschaft als Doyen seinen
Vorgängern vorgeschossen hat, um eine Fehlsumme zu decken. Anton van den Hecke
bekleidet verschiedene städtische Ehrenämter, er stirbt 1689. Teppichfolgen, die seine
Signatur tragen, sind mir zunächst nicht bekannt.
Die beiden Söhne des Jan Franz van den Hecke setzen die Tradition der väterlichen
Manufaktur mit Erfolg fort. Beide werden mehrfach zu Doyens der Zunft gewählt,
Franz in den Jahren 1697, 1707 und 1713(109), Peter 1703 und 1711. Der führende
der beiden Brüder ist Peter, dem am 15. November 1710 die städtischen Privilegien
verliehen werden. Er betreibt seine Manufaktur an der Ecke der Hohenstraße in der
360
nikus, Alexanders Einzug in Babylon, der Held empfängt Porus — mit den Signaturen
Joannes Franciscus van den Hecke und J. F. van den Hecke.
Das Würzburger Schloß besitzt eine weitere Arbeit aus der Manufaktur des Meisters,
die vier Elemente, in zwei Teppichen (Abb. 307). Erde und Feuer werden durch zwei
allegorische Gestalten — Ignis mit der Glutpfanne, Terra mit der Erdkugel — wieder-
gegeben, die sich harmonisch dem Bildrahmen einfügen. Ähnlich ist die Personifikation
von wAer et Aqua" durchgeführt. Die Bordüre zeigt den reichen Blumenschmuck der
späten Barockzeit,
Dem allegorischen Gebiete gehören gleichfalls die vier Jahreszeiten an, die Früh-
ling, Sommer, Herbst und Winter durch die verschiedenen Beschäftigungsarten cha-
rakterisieren. Das schönste Stück der Folge dürfte der Herbst sein mit den üppigen,
im Stile Mignard's gehaltenen Gestalten und der Le Nötre'schen Gartenanlage im
Hintergrunde (Abb. 166). Weniger glücklich paßt sich der Schlittschuhlauf mit den
zu großen, etwas langweiligen, blauweißen Eisflächen dem Wesen des Wandteppichs
an (Abb. 167). Sowohl die Elemente wie die Jahreszeiten kommen häufiger vor (Abb. 309).
Die Wiener Staatssammlung besitzt Teilteppiche beider Serien. Im Berliner Kunst-
handel tauchten 1919 zwei Behänge der Jahreszeitenreihe auf. Eine vollständige, von
den erwähnten Elementen- und Jahreszeitenfolgen abweichende Serie besitzt die Mün-
chener Staatssammlung. Der prächtige Behang mit der Schlittenfahrt und der Signatur
unseres Meisters verkörpert „Januarius" und „Februarius". Die Frühlingsarbeiten im
Schloßgarten dürften März und April gewidmet sein. Juli-August wird durch eine im
Freien tafelnde Gesellschaft allegorisiert usw. (Abb. 308). Eine genaue Durchsicht der
ausländischen Kataloge, die mir durch die schwierigen wirtschaftlichen und politischen
Verhältnisse nur in beschränktem Maße möglich war, wird zweifellos zahlreiches neues
Material erbringen.
Vereinzelte Teppiche mit der Signatur des Jan Franz van den Hecke, so ein Behang
aus der Berwick-Albasammlung — drei Krieger und mehrere Kinder tragen Kriegs-
trophäen — oder ein Teppich in dem Liller Museum — kämpfender „antikischer"
Krieger — lassen sich nicht ohne weiteres bestimmten Folgen einreihen. Kumsch
schreibt dem Meister ferner einen Teppich der Yilla Hügel zu: Apollo belauscht die
schlafende Yenus. Der Karton verwertet einen Stich aus der „Iconologia deorum"
(1680) des Joachim Sandrart. Ob die beiden zugehörigen Teppiche mit Puttenspielen
und eine Episode aus der Geschichte Vulkans dem gleichen Atelier entstammen, ist
nicht ohne weiteres ersichtlich.
Zu der Apollofolge gehört ein 1906 in London versteigerter Behang aus dem Besitze
des Grafen von Premio Real: Apoll werden Opfer dargebracht,
Meister Jan Franz verheiratet sich zweimal, beiden Ehen entsproßt reicher Kinder-
segen, die erste Vorbedingung für die Fortführung einer rationell betriebenen Manu-
faktur. Aus der Ehe mit Katharine Usselincx stammen die Söhne Franz und Peter.
Es sei nur kurz auf Anton van den Hecke hingewiesen, einen Bruder des Jan Franz.
Er arbeitet als Maler und als Wirker. Sein Betrieb besitzt keinen großen Um-
fang, er fungiert 1669 als Doyen der Wirkerzunft und wird am 15. November des
gleichen Jahres nach dem Ableben von Wilhelm Outaert und N. Kints privilegiert (108).
Die Vergünstigung wird ihm nicht infolge der Tätigkeit seines Ateliers zu Teil, sondern
als Entgelt für einen größeren Betrag, den er in seiner Eigenschaft als Doyen seinen
Vorgängern vorgeschossen hat, um eine Fehlsumme zu decken. Anton van den Hecke
bekleidet verschiedene städtische Ehrenämter, er stirbt 1689. Teppichfolgen, die seine
Signatur tragen, sind mir zunächst nicht bekannt.
Die beiden Söhne des Jan Franz van den Hecke setzen die Tradition der väterlichen
Manufaktur mit Erfolg fort. Beide werden mehrfach zu Doyens der Zunft gewählt,
Franz in den Jahren 1697, 1707 und 1713(109), Peter 1703 und 1711. Der führende
der beiden Brüder ist Peter, dem am 15. November 1710 die städtischen Privilegien
verliehen werden. Er betreibt seine Manufaktur an der Ecke der Hohenstraße in der
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