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Brüssel

ehemaligen Brauerei zum Fächer gegenüber den Kapuzinern, in einem Gebäude, das
Jan Franz Ende 1694 erworben hatte.

Alphonse Wauters bringt, ähnlich wie bei den Leyniers und Reydams, ein Manu-
skript, das er dem Grafen Franz van der Straeten verdankt, in dem die von dem
Atelier ausgeführten Folgen des näheren erläutert werden. Hier wie dort haben wir
es mit einer Art Geschäftsprospekt zu tun. Die Reydams-Leyniers'schen Angaben sind
insofern wertvoller, als sie uns den Besteller und die Jahreszahl der Ablieferung der
betreffenden Serien benennen.

Die van den Hecke'sche Niederschrift begnügt sich mit der Angabe der vorrätigen
Kartons. Zum Teil handelt es sich um Wiederholungen von Reihen, die bereits dem
väterlichen Unternehmen als Vorlagen gedient haben.

Neu ist eine Geschichte der Psyche mit sieben Teppichen, die in drei verschiedenen
Größen geführt wird, einmal in einer Höhe von und einer Länge von 463/4 7s Ellen;
ein zweitesmal in einer Höhe von fünf Ellen, die dritte Variation sieht drei Ellen als
durchgängige Höhenabmessung vor (110). Als Patronenmaler wird der [bekannte Jan
van Orley genannt. Die Folge erfreut sich großer Beliebtheit, sie scheint später durch
verschiedene neue Entwürfe ergänzt und fortgeführt zu sein. Die Sammlung F. F. Uthe-
man in St. Petersburg besitzt einen prächtig erhaltenen Teppich, der die Geschichte
der Psyche mit der Hochzeitsfeier abschließt. Amor mit der Fackel reicht seiner Gattin
die Hand. Venus ruht auf ihrem Pfauenwagen, Jupiter thront auf den Wolken, Neptun
beobachtet von dem von Seepferden gezogenen Schiffe aus den reizvollen Vorgang.
Der Teppich trägt in der unteren, rechten Ecke der Bilddarstellung die Brüsseler Marke
und die Signierung: P. VAN DEN HECKE.

Die zweite, in dem Prospekte erwähnte Folge bringt uns bereits bekannte Entwürfe.
Wir finden Luft und Wasser, Feuer und Erde, ferner die vier Jahreszeiten, nach je
drei Monaten zusammengefaßt (111). Die sechs Teppiche bilden ein vollständiges
Zimmer, fünf Ellen hoch, 393/4 7a Ellen lang.

Eine dritte Reihe führt die Bezeichnung „Freuden der Welt". Sie besteht gleichfalls
aus sechs Teppichen: 47a Ellen hoch, 383/4 7a Ellen lang. Der Patronenmaler wird
nicht genannt. Die Darstellungen sind seltsam durcheinander gewürfelt.

1. Diana kehrt von der Jagd heim 9 Ellen lang;

2. Winterfreuden.......8 Ellen lang;

3. Musikalische Unterhaltung. . . 68/4 7s Ellen lang;

4. Die Krönung.......6 Ellen lang;

5. Die Weinernte.......5 Ellen lang;

6. Der Überfluß.......4 Ellen lang.

Teppiche dieser Folge sind im Gegensatze zu den Teniersdarstellungen, die Meister
Peter eifrig pflegt, verhältnismäßig selten. Die „Freuden der Welt" sind augenscheinlich
aus verschiedenen Serien zusammengestellt. Der Dianenteppich z. B. ist identisch mit
einem Stücke der bekannten Reydams-Leyniers'schen Folge der Triumphe der Götter.
Meister Peter hat nachweislich die von Jan van Orley und Augustin Coppens ent-
worfene Götterfolge zum mindesten einmal ausgeführt. Schon daß Peter van den Hecke
die Triumphe der Götter nicht auf seinem Prospekte angeführt, läßt darauf schließen,
daß er die Genter Reihe wohl nur ausnahmsweise herstellte.

Die Teniersfolge, richtiger gesagt die Bauernfeste «en petites figures peintes d'apres
Teniers", dürften Jan van Orley zum entwerfenden Künstler haben. Die Reihe besteht
aus neun Wirkteppichen. Das größte und schönste Stück ist die Bauernkirchweih.
Die tafelnden und scharmutzierenden Männlein und Weiblein bilden einen prächtigen
Gegensatz zu der ausgelassenen, lebhaft bewegten Tanzgruppe.

Der Früchtemarkt, der gleichfalls allerlei drastische Kleinschilderungen, einen Chanson-
verkäufer und ähnliche Gestalten bringt, steht an Größe wenig nach. Die Länge
beläuft sich auf acht Ellen. Charles Rahlenbeck gibt eine Abbildung dieses prächtigen,
figurenreichen Teppichs, der die Brüsseler Marke und die volle Wrirkersignierung
nicht auf der schmalen Außenkante, sondern in der Bilddarstellung selbst trägt(112).

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