Brüssel
giöse Darstellungen; verschiedene Zeichnungen und Entwürfe in der Albertina in Wien
illustrieren seinen Stil. Der Künstler arbeitet in großen, personenreichen Entwürfen,
denen Trockenheit und eine gewisse müde Manieriertheit nicht abzusprechen sind, die,
in den Wandteppich übertragen, jedoch bedeutend an Leben und Wärme gewinnen.
Maria Theresia ernennt den Meister zum Hofmaler; am 10. November 1773 wTird ihm
ein jährliches Ruhegehalt von 300 Livres in Gnaden gewährt. 1787 stirbt mit ihm
einer der letzten Meister der Brüsseler Patronenmalerschule. Wohl die beste de Haese
zuzusprechende Folge ist eine aus sieben Teppichen bestehende Reihe, die Pferde- und
Lagerszenen in der Art Wouwermans zur Darstellung bringt.
Schließlich dürften noch einige Künstler zu erwähnen sein, die als Patronenmaler
fast ganz dem Vergessen anheimgefallen sind. Es gilt dies auch für den Landschafter
und Radierer Peter Rysbraeck, der 1655 als Sohn eines Kunsthändlers in Antwerpen das
Licht der Welt erblickte. 1672 ist Peter ein Schüler Immenraets, er wird 1673 Meister.
Rysbraeck siedelt nach mannigfachen Reisen und Zwischenfällen 1719 nach Brüssel
über, wo er gleichfalls als Landschafts- und Patronenmaler tätig ist. Abgesehen von
den Gemälden in Hamburg, Bamberg, Pommersfelden und anderen Orten, geben seine
Radierungen den besten Anhalt für einen Vergleich mit den ihm zuzuschreibenden
Teppichfolgen, einer Geschichte der Diana und anderen mythologischen und land-
schaftlichen Szenerien.
Johannes Christoph Lottin (Lotyn) ist einer der besten Brüsseler Blumen- und Bor-
dürenmaler. Er führt den Titel eines Hofmalers der großbritannischen Majestät
und zeichnet in den Jahren von 1690—1700 in erster Linie für die Manufakturen
des Hieronymus Le Clerck, für Jan Franz van den Hecke, Josse de Vos und die
van der Borght. Auf das Zeugnis der Unternehmer hin erfolgt seine Privilegierung
am 3. Juli 1700. Das Todesdatum ist nicht bekannt, der Meister dürfte noch in
den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts tätig gewesen sein. Sein Lehrer war
Lucas Achtschellinck; die Tatsache läßt vermuten, daß der Meister auch als Land-
schafter tätig gewesen ist. Daneben betreibt Lotyn einen schwunghaften Bildteppich-
handel, er dient als Aufkäufer und Vermittler König Wilhelms HI. von England, der
ihm in Anerkennung seiner geleisteten Dienste das Hausmeisteramt in seinem Brüsseler
Stadtschlosse verleiht.
Der Genre- und Kirchenmaler Franz Eisen ist in Brüssel als Patronenmaler tätig.
Die Privilegierung erfolgt am 4. April 1743, zwei Jahre vor seiner Übersiedelung
nach Paris. Sein Lebenswerk als Kartonzeichner ist noch wenig geklärt. Das gleiche
gilt von Nikolaus Emanuel de Pe>y, der am gleichen Tage mit Franz Eisen privi-
legiert wird — seine Zulassung als Meister fällt in das Jahr 1735/36 — und von Gott-
fried Masse, dem die Leynierssche Aufstellung die Entwürfe zu den Folgen der vier
Jahreszeiten und der vier Elemente zuschreibt.
Die angeführten Namen erschöpfen bei weitem nicht das große Gebiet der Patronen-
malerei. Mancher ans Tageslicht gezogene Beleg, der sich eingehender über die Kar-
tonzeichner ausspricht, nennt neben berühmten Künstlern völlig unbekannte Meister.
So verkauft der Oudenaarder Wirker und Händler Paesschier van Kerchhove am
25. Juni 1594 an den Antwerpener Händler Ghislain Marotto eine Folge von acht
Teppichen, zu denen Arent van der Mylen die Patronen zeichnet. Andere Belege
bringen den berühmten Genter Meister der weiblichen Halbfiguren, Lukas de Heere
(1534—1584), mit Entwürfen für Glasmalereien und Bildwirkereien in Verbindung.
Einen besonderen Ruf genießt der Antwerpener Patronenmaler Stephan Wils, der
am 4. Februar 1628 das Zeitliche segnet. Die Regelung seines Nachlasses bringt ver-
schiedene Forderungen zum Austrage, so schuldete ihm ein gewisser van Geil allein
340 Gulden uter saekken van diversche teekeningen van tapisseryen".
Der bekannte Stilleben- und Tiermaler Peter Boel arbeitet in Antwerpen in den
Jahren von 1650—1668 als Patronenmaler; insbesondere scheint er sich mit Bordüren-
motiven befaßt zu haben. Der schwere Stand der heimischen Bildteppichwirkereien
und das Aufblühen der französischen Manufakturen lassen eine Tätigkeit an der Pariser
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giöse Darstellungen; verschiedene Zeichnungen und Entwürfe in der Albertina in Wien
illustrieren seinen Stil. Der Künstler arbeitet in großen, personenreichen Entwürfen,
denen Trockenheit und eine gewisse müde Manieriertheit nicht abzusprechen sind, die,
in den Wandteppich übertragen, jedoch bedeutend an Leben und Wärme gewinnen.
Maria Theresia ernennt den Meister zum Hofmaler; am 10. November 1773 wTird ihm
ein jährliches Ruhegehalt von 300 Livres in Gnaden gewährt. 1787 stirbt mit ihm
einer der letzten Meister der Brüsseler Patronenmalerschule. Wohl die beste de Haese
zuzusprechende Folge ist eine aus sieben Teppichen bestehende Reihe, die Pferde- und
Lagerszenen in der Art Wouwermans zur Darstellung bringt.
Schließlich dürften noch einige Künstler zu erwähnen sein, die als Patronenmaler
fast ganz dem Vergessen anheimgefallen sind. Es gilt dies auch für den Landschafter
und Radierer Peter Rysbraeck, der 1655 als Sohn eines Kunsthändlers in Antwerpen das
Licht der Welt erblickte. 1672 ist Peter ein Schüler Immenraets, er wird 1673 Meister.
Rysbraeck siedelt nach mannigfachen Reisen und Zwischenfällen 1719 nach Brüssel
über, wo er gleichfalls als Landschafts- und Patronenmaler tätig ist. Abgesehen von
den Gemälden in Hamburg, Bamberg, Pommersfelden und anderen Orten, geben seine
Radierungen den besten Anhalt für einen Vergleich mit den ihm zuzuschreibenden
Teppichfolgen, einer Geschichte der Diana und anderen mythologischen und land-
schaftlichen Szenerien.
Johannes Christoph Lottin (Lotyn) ist einer der besten Brüsseler Blumen- und Bor-
dürenmaler. Er führt den Titel eines Hofmalers der großbritannischen Majestät
und zeichnet in den Jahren von 1690—1700 in erster Linie für die Manufakturen
des Hieronymus Le Clerck, für Jan Franz van den Hecke, Josse de Vos und die
van der Borght. Auf das Zeugnis der Unternehmer hin erfolgt seine Privilegierung
am 3. Juli 1700. Das Todesdatum ist nicht bekannt, der Meister dürfte noch in
den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts tätig gewesen sein. Sein Lehrer war
Lucas Achtschellinck; die Tatsache läßt vermuten, daß der Meister auch als Land-
schafter tätig gewesen ist. Daneben betreibt Lotyn einen schwunghaften Bildteppich-
handel, er dient als Aufkäufer und Vermittler König Wilhelms HI. von England, der
ihm in Anerkennung seiner geleisteten Dienste das Hausmeisteramt in seinem Brüsseler
Stadtschlosse verleiht.
Der Genre- und Kirchenmaler Franz Eisen ist in Brüssel als Patronenmaler tätig.
Die Privilegierung erfolgt am 4. April 1743, zwei Jahre vor seiner Übersiedelung
nach Paris. Sein Lebenswerk als Kartonzeichner ist noch wenig geklärt. Das gleiche
gilt von Nikolaus Emanuel de Pe>y, der am gleichen Tage mit Franz Eisen privi-
legiert wird — seine Zulassung als Meister fällt in das Jahr 1735/36 — und von Gott-
fried Masse, dem die Leynierssche Aufstellung die Entwürfe zu den Folgen der vier
Jahreszeiten und der vier Elemente zuschreibt.
Die angeführten Namen erschöpfen bei weitem nicht das große Gebiet der Patronen-
malerei. Mancher ans Tageslicht gezogene Beleg, der sich eingehender über die Kar-
tonzeichner ausspricht, nennt neben berühmten Künstlern völlig unbekannte Meister.
So verkauft der Oudenaarder Wirker und Händler Paesschier van Kerchhove am
25. Juni 1594 an den Antwerpener Händler Ghislain Marotto eine Folge von acht
Teppichen, zu denen Arent van der Mylen die Patronen zeichnet. Andere Belege
bringen den berühmten Genter Meister der weiblichen Halbfiguren, Lukas de Heere
(1534—1584), mit Entwürfen für Glasmalereien und Bildwirkereien in Verbindung.
Einen besonderen Ruf genießt der Antwerpener Patronenmaler Stephan Wils, der
am 4. Februar 1628 das Zeitliche segnet. Die Regelung seines Nachlasses bringt ver-
schiedene Forderungen zum Austrage, so schuldete ihm ein gewisser van Geil allein
340 Gulden uter saekken van diversche teekeningen van tapisseryen".
Der bekannte Stilleben- und Tiermaler Peter Boel arbeitet in Antwerpen in den
Jahren von 1650—1668 als Patronenmaler; insbesondere scheint er sich mit Bordüren-
motiven befaßt zu haben. Der schwere Stand der heimischen Bildteppichwirkereien
und das Aufblühen der französischen Manufakturen lassen eine Tätigkeit an der Pariser
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