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Göbel, Heinrich
Wandteppiche (I. Teil, Band 1): Die Niederlande — Leipzig, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.12244#0637
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Ein junger Fremdling, namens Semire kommt nach Forez und verliebt sich Hals über Kopf
in Astr^e. Geschickt weiß er ihr Zweifel über Celadons Treue einzuflößen, die zu der schon
erwähnten Katastrophe führen.

Die Verzweiflung Astrees erreicht den Höhepunkt, als sie in dem Hute des verlorenen Ge-
liebten glühende, ihr gewidmete Liebesbeteuerungen findet. Nach bewährtem Muster — ich
schnitt es gern in alle Rinden ein — hat Celadon die Bäume des Waldes für seine Liebes-
korrespondenz benutzt; nach seinem Tode findet Astree die rührsamen Zeichen.

Großes Wehklagen hebt an. Astree sucht Linderung ihres Schmerzes bei Diane, der Geliebten
des Schäfers Sylvandre, und Philis, der Freundin des Lycidas, Celadons Bruder.
Inzwischen weilt der angeblich Ertrunkene auf dem Schlosse Issoure.

Der Generalissimus der Truppen von Forez, Polemas, liebt ohne Erfolg Galatee, die Tochter
seiner Herrin Amasis. Er steckt sich hinter seinen Freund Climante, der ein Druidenorakel in-
szeniert. Galatee soll zu einer bestimmten Stunde am Ufer des Lignon wandeln, dann werde
ihr das Glück begegnen. Polemas gedenkt als deus ex machina in Erscheinung zu treten, zuvor
jedoch findet Galatee den ans Land gespülten Körper Celadons, auf den nun die schöne Königs-
tochter den Orakelspruch bezieht.

Leonide, die Freundin, will ihren Onkel, den Großdruiden Adamas, von der Anwesenheit
Celadons in Issoure benachrichtigen. Sie übernachtet unterwegs in einer Herberge und belauscht
das Gespräch des Polemas mit dem falschen Druiden Climante, die sich über das Zustande-
kommen des unechten Orakels unterhalten. Galatee und Leonide verlieben sich beide in Celadon.
Die letztere sucht in ihrer Liebespein Hilfe bei Adamas. Der Großdruide erfährt von den
Göttern, daß Celadon und Astree bestimmt sind, ein Paar zu werden. Gelegentlich eines Be-
suches der Königin Amasis auf Schloß Issoure entweicht Celadon in Mädchenkleidung. Er
findet Sylvandre, den Geliebten der Diana, schlafend im Grase der Buhe pflegen und spielt ihm
ein Briefchen an die angebetete Astree in die Hände.

Astree erkennt die Handschrift des Totgeglaubten; ein großes Suchen beginnt. An dem Streif-
zug nehmen Astr^e, Sylvandre, Philis, Diane und der ewig fidele Hylas teil. Sie geraten in die
Irre und gelangen zu ihrem Erstaunen zu dem der Göttin Astree geweihten Tempel. Auf dem
Altar steht das Bild der schönen Schäferin, glühende Liebessprüche an den Wänden künden
das Lob ihrer Schönheit. Natürlich ist Celadon der Urheber des Prachtbaues; er kommt in der
Frühstunde an dem schlafenden Trupp vorüber und steckt seiner Geliebten ein Billet doux in
das Mieder. Astree glaubt, der Schatten Celadons sei ihr erschienen. Sie läßt in dem benach-
barten Wald ein Ehrengrab errichten; der Großdruide Adamas führt die Oberaufsicht über die
Bauarbeiten. Auf sein Zureden sucht seine Nichte Leonide den liebeskranken Schäfer auf;
Celadon will ohne ausdrückliche Aufforderung seiner Angebeteten von einer Rückkehr nichts wissen.
Schließlich willigt der Held ein, als angebliche Verwandte des Großdruiden unter dem Namen
Alexis den Adamas zu besuchen. Die junge Dame, d. h. der verkleidete Schäfer, kommt an-
geblich aus dem Erziehungsinstitut der frommen Klosterfrauen von Chaitres, seine vornehmen
Manieren fallen angenehm auf. Zahlreiche Freunde vereinigen sich an der Quelle «de Verite
d'Amour», unter anderen erscheint auch ein junger Kavalier, Alcidon mit Namen, und die Dame
seines Herzens Daphnide. Die letztere erzählt ihre rührselige, ehvas langatmige Lebensgeschichte.
Sie war einst Ehrendame am Hofe der Tomsmond, der ältesten Tochter des Westgotenkönigs
Thierry. Kriegerische Verwicklungen zwingen den ihr bestimmten Gatten Alcidon gen Marseille
zu ziehen. Das verliebte Pärchen trifft sich auf der Burg Veniscin; ein zweites Stelldichein wird
am Liebesbrunnen im Tale von Val-Close verabredet.

Alcidon findet an der Quelle einen Greis, der sich in hochtrabenden Prophezeiungen ergeht.
Die nachfolgende Episode — Alcidon gerät in Liebesrivalität mit seinem königlichen Herrn —
sei kurz übergangen.

Die ganze Gesellschaft wandert nun zu der schönen Alexis (Celadon), auch Astree ist an-
wesend. Der verkleidete Schäfer schwebt im siebenten Himmel, er darf bei der Geliebten weilen,
ohne ihr Gebot zu übertreten. Nur Celadon ist verbannt, nicht Alexis. Astree und Alexis werden
die innigsten Freundinnen.

Adamas präsidiert der feierlichen Druidenzeremonie des Gui l'An Neuf. Im Anschluß hieran
wird ein Liebeshof abgehalten. Zum Schlüsse nächtigt die Festversammlung bei Phocion, dem
Onkel der Astree. Der Platz ist sehr beschränkt. Astree, Löonide, Diane und Alexis werden
zusammen in ein Zimmer einquartiert, ohne daß es übrigens zu Zwischenfällen kommt.

Der in seiner Liebe enttäuschte Polömas verbündet sich mit dem Herrscher der Burgunden
und marschiert gegen Marcilly, um die Königin zu zwingen, ihm die Hand der Tochter zu ge-
währen. Die in großer Zahl an der Quelle versammelten Ritter treten sofort für die bedrängte

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