Brüssel
„plaisante lantschappen" an den Namen Foulons. Signierte Bildteppiche sind bislang
nicht bekannt geworden; der Name an und für sich zwingt zudem noch nicht zur
Gewißheit, in Foulon oder Gösch ausübende Fabrikanten zu erblicken. Der kaiser-
liche Hoflieferant Gilles Gerobo war sicher kein Teppichwirker, trotzdem trägt die
dem 17. Jahrhundert angehörige Folge des Alten und Neuen Testamentes im öster-
reichischen Staatsbesitze die Brüsseler Marke und die Signierung GILLIS.GEROBO.
HOEFHANDL (Gillis. Gerobo. Hofhandlung).
Bei verschiedenen Klein- und Mittelmanufakturen, wie bei der des Nikolaus van den
Sande, der 1686 privilegiert wird und in erster Linie Waldteppiche arbeitet, bei Wil-
helm van den Sande, der 1696 das Amt eines Doyens bekleidet und schließlich bei
dem letzten Wirker des Geschlechtes Meister Anton „in de Oude Cleercoopers straete"
(1742—1746) ist die Hoffnung nicht ausgeschlossen, daß nochVerdüren oder einfachere
Personenfolgen zu Tage kommen.
Die meisten Kleinbetriebe fertigen gängige Ware, in erster Linie Garten- und Wald-
teppiche. Die Mehrzahl dieser einst wohlfeilen Erzeugnisse ist der Zeit zum Opfer
gefallen; zudem besitzen nur noch die wenigsten Verdüren, infolge des öfteren Platz-
wechsels und des damit verbundenen Vernageins, die alten Wirkkanten mit den ur-
sprünglichen Signierungen.
Fernand Donnet nennt (159) einen Wirker Anton Tremollers, der 1595 und 1596
die Nebuchodonosor- und Sankt Georgenfolge ausbessert, sowie fast ein Jahrhundert
später (1687) in ähnlicher Tätigkeit einen Tapissier Joan Serra. Der ersterwähnte
dürfte lediglich ein Geselle oder ein Gesellendienste leistender Meister gewesen sein;
bei dem zweiten erscheint es zweifelhaft, ob ein Mitglied der Antwerpener Händler-
firma Serra oder ein Angehöriger der Wirkerfamilie T'Seraerts gemeint ist.
Die Manufaktur des Peter van Sinay weist einen umfangreichen Betrieb auf — wenn
man den Angaben des Meisters Glauben schenken darf. Er bekleidet mehrmals (1637
und später) das Amt eines Doyens, er wird Almosenier der Zunft, kurz er ist eine
angesehene Persönlichkeit. Die Tätigkeit seines Ateliers setzt um 1610 ein, nach etwa
25jährigem Bestände will der Meister für mehr als 200000 Gulden Bildteppiche erzeugt
haben. Die Angabe klingt wenig glaubhaft. Immerhin ist die Möglichkeit vorhanden, daß
sich Sinays Lebenswerk unter den zahlreichen Folgen mit ungedeuteten Signaturen
verbirgt.
Mit größerer Wahrscheinlichkeit erklärt sich die Sinaysche Behauptung damit, daß
Meister Peter neben einer kleinen Manufaktur einen lebhaften Teppichhandel betrieb,
dessen Umsatz im Laufe der Jahrzehnte die angeführte Summe erreichte.
Es ist zwecklos, ohne ausführlichere dokumentarische Unterlagen oder uns über-
kommene, einwandfrei signierte Wandteppiche, Betriebe zu erörtern, wie die der Jan
Stouman (um 1610), Peter de Gadder oder Goddere (f 1629), Nikolaus Binon (um
1690), Philipp Streyckmans oder Streyckevant (1658), Jakob und Jan van der Meeren
(um 1655), Wilhelm Outaert (f 1669) und Jan Outaert (1700—1730), Peter Kint (f 1669),
Jan und Heinrich Halfhuys (um 1640), Anton (1703—1730) und Heinrich Luyckx (um
1756), Wilhelm Marschant (1735—1750), Franz Dominicus Moriau (1710-1742), Cornelius
Walschaert (1697-1730), Lucas (1699—1707), Jan (1740, 1788) und Ludwig Walschaert
(1766, 1793), Wilhelm Borremans (1628—1640), Jean Boulengier (f 1662), Hubert und
Jan Baptist Govaerts (um 1755) und anderer mehr.
Charles de la Fontaine ist als Lieferant des Erzherzogs Leopold Wilhelm bekannt,
der 1654 von dem Meister eine leider nicht näher benannte, golddurchwirkte Folge
erwirbt. Die Kaufsumme beträgt 22000 Gulden. Es ist fraglich, ob es sich um ein
Erzeugnis der la Fontaineschen Manufaktur oder um ein Vermittlungsgeschäft handelt.
Tatsache ist, daß Meister Charles mehrfach (1647) neue Patronen malen läßt, deren
Übertragung dann andere Wirker übernehmen. De la Fontaine wird 1646 privile-
giert, seine Tätigkeit erlischt zu Ende der 60 er Jahre.
Die Wirkerfamilie der de Neve teilt sich in den Oudenaarder Zweig, der mit Franz
de Neve 1581 nach Antwerpen übersiedelt, und die Brüsseler Linie, die noch um die
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„plaisante lantschappen" an den Namen Foulons. Signierte Bildteppiche sind bislang
nicht bekannt geworden; der Name an und für sich zwingt zudem noch nicht zur
Gewißheit, in Foulon oder Gösch ausübende Fabrikanten zu erblicken. Der kaiser-
liche Hoflieferant Gilles Gerobo war sicher kein Teppichwirker, trotzdem trägt die
dem 17. Jahrhundert angehörige Folge des Alten und Neuen Testamentes im öster-
reichischen Staatsbesitze die Brüsseler Marke und die Signierung GILLIS.GEROBO.
HOEFHANDL (Gillis. Gerobo. Hofhandlung).
Bei verschiedenen Klein- und Mittelmanufakturen, wie bei der des Nikolaus van den
Sande, der 1686 privilegiert wird und in erster Linie Waldteppiche arbeitet, bei Wil-
helm van den Sande, der 1696 das Amt eines Doyens bekleidet und schließlich bei
dem letzten Wirker des Geschlechtes Meister Anton „in de Oude Cleercoopers straete"
(1742—1746) ist die Hoffnung nicht ausgeschlossen, daß nochVerdüren oder einfachere
Personenfolgen zu Tage kommen.
Die meisten Kleinbetriebe fertigen gängige Ware, in erster Linie Garten- und Wald-
teppiche. Die Mehrzahl dieser einst wohlfeilen Erzeugnisse ist der Zeit zum Opfer
gefallen; zudem besitzen nur noch die wenigsten Verdüren, infolge des öfteren Platz-
wechsels und des damit verbundenen Vernageins, die alten Wirkkanten mit den ur-
sprünglichen Signierungen.
Fernand Donnet nennt (159) einen Wirker Anton Tremollers, der 1595 und 1596
die Nebuchodonosor- und Sankt Georgenfolge ausbessert, sowie fast ein Jahrhundert
später (1687) in ähnlicher Tätigkeit einen Tapissier Joan Serra. Der ersterwähnte
dürfte lediglich ein Geselle oder ein Gesellendienste leistender Meister gewesen sein;
bei dem zweiten erscheint es zweifelhaft, ob ein Mitglied der Antwerpener Händler-
firma Serra oder ein Angehöriger der Wirkerfamilie T'Seraerts gemeint ist.
Die Manufaktur des Peter van Sinay weist einen umfangreichen Betrieb auf — wenn
man den Angaben des Meisters Glauben schenken darf. Er bekleidet mehrmals (1637
und später) das Amt eines Doyens, er wird Almosenier der Zunft, kurz er ist eine
angesehene Persönlichkeit. Die Tätigkeit seines Ateliers setzt um 1610 ein, nach etwa
25jährigem Bestände will der Meister für mehr als 200000 Gulden Bildteppiche erzeugt
haben. Die Angabe klingt wenig glaubhaft. Immerhin ist die Möglichkeit vorhanden, daß
sich Sinays Lebenswerk unter den zahlreichen Folgen mit ungedeuteten Signaturen
verbirgt.
Mit größerer Wahrscheinlichkeit erklärt sich die Sinaysche Behauptung damit, daß
Meister Peter neben einer kleinen Manufaktur einen lebhaften Teppichhandel betrieb,
dessen Umsatz im Laufe der Jahrzehnte die angeführte Summe erreichte.
Es ist zwecklos, ohne ausführlichere dokumentarische Unterlagen oder uns über-
kommene, einwandfrei signierte Wandteppiche, Betriebe zu erörtern, wie die der Jan
Stouman (um 1610), Peter de Gadder oder Goddere (f 1629), Nikolaus Binon (um
1690), Philipp Streyckmans oder Streyckevant (1658), Jakob und Jan van der Meeren
(um 1655), Wilhelm Outaert (f 1669) und Jan Outaert (1700—1730), Peter Kint (f 1669),
Jan und Heinrich Halfhuys (um 1640), Anton (1703—1730) und Heinrich Luyckx (um
1756), Wilhelm Marschant (1735—1750), Franz Dominicus Moriau (1710-1742), Cornelius
Walschaert (1697-1730), Lucas (1699—1707), Jan (1740, 1788) und Ludwig Walschaert
(1766, 1793), Wilhelm Borremans (1628—1640), Jean Boulengier (f 1662), Hubert und
Jan Baptist Govaerts (um 1755) und anderer mehr.
Charles de la Fontaine ist als Lieferant des Erzherzogs Leopold Wilhelm bekannt,
der 1654 von dem Meister eine leider nicht näher benannte, golddurchwirkte Folge
erwirbt. Die Kaufsumme beträgt 22000 Gulden. Es ist fraglich, ob es sich um ein
Erzeugnis der la Fontaineschen Manufaktur oder um ein Vermittlungsgeschäft handelt.
Tatsache ist, daß Meister Charles mehrfach (1647) neue Patronen malen läßt, deren
Übertragung dann andere Wirker übernehmen. De la Fontaine wird 1646 privile-
giert, seine Tätigkeit erlischt zu Ende der 60 er Jahre.
Die Wirkerfamilie der de Neve teilt sich in den Oudenaarder Zweig, der mit Franz
de Neve 1581 nach Antwerpen übersiedelt, und die Brüsseler Linie, die noch um die
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