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Göbel, Heinrich; Göbel, Heinrich [Editor]
Wandteppiche (II. Teil, Band 1): Die romanischen Länder: Die Wandteppiche und ihre Manufakturen in Frankreich, Italien, Spanien und Portugal — Leipzig, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.16360#0102
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van den Planken und C o m an s

wir in den Jahren von 1628—1642 Lucas Froosme, einen Nachkommen des alten
Meisterwirkers (1628), Alexandre Rondot, den zweiten Sohn des bereits genannten
Pariser Wirkers Antoine Ilondot, Jean Gondouin (1633), Pierre Nicaze (1635), den Sohn
des Joseph Haicque (1635), Isaac Rombault (1635), Jean Vollant (1635), Marc de Haicque
(1635), Jean Denyau (1625), den Sohn des im Dienste der Manufaktur verstorbenen
flämischen Wirkers Jacques Chevalier (1639), Martin Pasteliier (1639) — der Vater
Jean ist noch bei den Cornaus tätig —, Denis van Straten, den Sprößling des Ta-
pissiers Pieter van Straten (1640), Jacques Champenoix (der Sohn des Wirkers Denis
Champenoix), 1640 Marc Linguet (ein Abkömmling des Francois Linguet), 1642 Pierre
van üuistraten — der noch tätige Vater führt den gleichen Vornamen —, Jacques
Zignera, den Sohn des Jean Zignera, Jean Cordier (Sohn des Jacques Cordier), Claude
Champenoix (ein zweiter Sohn des Denis Champenoix), Marc und Charles de May,
— Abkömmlinge des Meisterwirkers Adrian de May —, und Jean Rousseau, den Sohn
des Claude Rousseau; die Aufnahme der letztgenannten Lehrlinge datiert aus
Mai bis Juli 1642. Die Mehrzahl der für die Geschichte der Bildwirkerei recht wesent-
lichen Namen begegnet uns wieder in den staatlichen Gobelins.

Die Konkurrenz der beiden Ateliers, des alten Betriebes im Hotel des Canaye, und
der neuen Gründung in der rue de la Chaise führt zu den gleichen Unzuträglichkeiten,
die wir in so typischer Form bei den holländischen Manufakturen, insbesondere bei
den Delfter Werkstätten, kennen gelernt haben (79). Der persönliche Haß, mit dem
die Unternehmer sich einander gegenüber stehen, führt zu Reibereien und Nieder-
trächtigkeiten wenig erfreulicher Art. Wie in Delft einigen sich die Parteien am
4. Mai 1634 schließlich in dem Sinne, daß auf Grund aufgestellter Personallisten, die
leider verloren gegangen sind, die Übernahme von Wirkern, sei es aus den Pariser
Manufakturen, sei es aus den Niederlanden, im gegenseitigen Einverständnis nach genau
festgelegten Gesichtspunkten zu erfolgen hat, daß jeder Ausspannungsversuch in Zu-
kunft unterbleibt. Als Vertragsstrafe werden 10000 Livres — eine recht ansehnliche
Summe — festgesetzt; im Falle der Übertretung sind 6000 Livres an den geschädigten
Unternehmer, 4000 Livres an das Pariser Hötel-Dieu zu zahlen. Andere Vertrags-
klauseln regeln den Verkauf von Folgen, die gemeinsam von den beiden Großmanu-
fakturen auf die Gezeuge gelegt werden; als Rechnungsbeispiel dient ein mit Gold
durchwirkter Behang aus der Rinaldo- und Armidafolge, „das verzauberte Schloß"
genannt. Charles-Cesar de Comans, der im Auftrage des 70jährigen Gründers Marc de
Comans die Verhandlungen führt, verstirbt bereits im Dezember des Jahres, der Vater
springt vorübergehend wieder ein, seit dem 10. April 1635 führt Louis-Alexandre de
Comans die Direktorialgeschäfte; sein Todestag fällt auf den 16. September 1650, der
jüngste der drei Söhne Hippolyte de Comans, der bereits in der militärischen Lauf-
bahn gewisse Erfolge errungen hat und den Titel eines seigneur de Sourdes führt,
übernimmt die Leitung. Die Gründung der Staatsmanufaktur der Gobelins (1662)
macht die teilweise noch laufenden Privilegien der Comans (bis 1671) und van den
Planken praktisch unwirksam, die Wirker treten nach und nach in die neugegründeten
fiskalischen Ateliers über.

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