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Göbel, Heinrich; Göbel, Heinrich [Hrsg.]
Wandteppiche (II. Teil, Band 1): Die romanischen Länder: Die Wandteppiche und ihre Manufakturen in Frankreich, Italien, Spanien und Portugal — Leipzig, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.16360#0180
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Gobelins

sans cesse des tentures des Indes, ou des portieres anciennes d'apres des tableaux hors
d'estat de servir, ce qui feroit de mauvais ouvrages". Der Meister bringt den karmoisin-
roten Damastgrund (nach dem Entwürfe von Jacques) in Vorschlag, dem er, ganz ab-
gesehen von der höheren künstlerischen Wirkung, größere Farbbeständigkeit zuspricht—
tatsächlich hat sich der gelbe Ornamentengrund in den noch erhaltenen Behängen vielfach
zu einem schmutzigen Grau gewandelt. Neilson beginnt im Januar 1760 die neue Serie
mit dem Dorotheenbehang, die Reihe umfaßt insgesamt 14-Teppiche; die Fertigstellung
zieht sich bis zum März 1783 hin; der Quadratellenpreis von 240 Livres wird 1772
auf 250 Liv., 1773 auf 279 Livres erhöht.

Der' „Dorotheenteppich" geht käuflich in den Besitz des Herzogs von Richmond über
und ist nicht mehr vorhanden.

Sechs weitere Behänge — die falsche Prinzessin von Micomicona (1772/74), die
Herzogin auf der Jagd (1773/75), der Ritterschlag (1775/76), Don Quijote und die
Wirtstöchter (1776/78), Torheit verleitet den Hidalgo (1776/79), Don Quijote von
den Hofdamen bedient (1777/1781) — werden als Geschenk des Königs dem Statthalter
der österreichischen Lombardei, Erzherzog Ferdinand, gelegentlich seiner Anwesenheit
in Paris (12. VI. 1786) überreicht. Die Teppiche hingen bis 1871 in dem Schlosse
Petraja bei Florenz. Gegenwärtig verzeichnet der französische Textilienschatz von der
1787 dem Herzog von Penthievre verkauften und 1793 konfiszierten Serie (4 Teppiche)
noch drei Behänge (Don Quijote wird von den Damen bedient, [Neilson, ex. 1776],
Sancho als Richter [Neilson, ex. 1775], Dorothea); das vierte Stück (der gestohlene Esel)
ging 1871 bei dem Brande der Gobelins zugrunde.

Zwei weitere Dön Quijoteteppiche (Sanchos Urteil, die falsche Prinzessin von
Micomicona) überweist eine königliche Verfügung (18. Juli 1788) dem englischen
Maler Richard Cosway — als Gegengabe für die von dem Künstler dem Fiskus über-
lassenen Romanoschen Kartons der Fructus Belli —, zusammen mit zwei Behängen der
späteren Hautelissereihe auf karmoisinfarbenem Grunde (70).

Den letzten Teppich der Neilsonschen Serie — Don Quijote wird von der Tor-
heit verführt (Neilson ex. 1783) — läßt Napoleon I. mit anderen Behängen dem Groß-
herzog von Hessen-Darmstadt überreichen; der Behang schmückte seit 1882 Schloß
Epinay, den Sitz des spanischen Königs Maria Ferdinand F. de Assisi, um durch
Verkauf in der amerikanischen Sammlung Pierpont Morgan zu landen (zur Zeit in der
Sammlung Mrs. Dixon).

Die achte Serie (34 Teppiche), in der fünften Umrahmung mit Damastgrund, ent-
steht 1763 bis 1787 in den Hautelissewerkstätten von Audran (21 Teppiche) und Cozette
(13 Stück) zu einem Quadratellenpreise von 360 Livres. Ein Teil der Coypelschen Bild-
kartons ist bereits stark abgenutzt, Boizot fertigt 1766 bis 1771 neun neue Kopien (71),
nachdem bereits 1752 Valade eine Wiederholung von Sanchos Urteil zur Verfügung
gestellt hatte; die übrigen Kartons werden einer gründlichen Instandsetzung unterzogen.

Zur Zeit befinden sich im französischen Textilienschatze lediglich noch neun Be-
hänge (72), die übrigen Teppiche wanderten fast durchweg als diplomatische Geschenke ins
Ausland. 1768 erhält der Marquis de Marigny, im Austausch gegen vier Behänge der
Gärtnerkinderserie, vier Teppiche der Don Quijotereihe — Sanchos Abreise, die Herzogin
auf der Jagd, der Hidalgo am Fenstergitter, die Marionetten — für die Ausstattung
des Schlosses Menars; über den Verbleib der Behänge ist nichts Näheres bekannt.

Acht Teppiche — Sancho als Jäger, die Prinzessin auf der Jagd, die falsche Prinzessin
von Micomicona, die falsche Dulcinea, Sanchos Mahl, Don Quijote von seiner Tor-
heit geheilt, die Marionetten, die Zauberer — gehen mit anderen Gobelins 1770 ge-
schenkweise an den Staatsminister Louis Phelypeaux, Comte de Saint-Florentin, seit
1770 Herzog de la Vrillliere, und werden nach dem Tode des Granden (1777) veräußert.
Die Folge — 1814 von dem Herzog von Rutland erworben — schmückt heute den
Familiensitz Belboir-Castle (Grantham).

1774 erhält der Großalmosenier von Frankreich, Kardinal Charles-Antoine de la
Roche-Aymon, außer vier Behängen der Esthergeschichte vier Don Quijoteteppiche

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