4. Lambeth.
Lebhafter sprudeln die Quellen bei dem in Lambeth untergebrachten Atelier William
Benoods, des ehemaligen Mortlakewirkers161).
Charakteristisch ist die Tatsache, daß (1670) der einstige Inhaber von Mortlake, Sir
Sackville Crow, nicht für sein früheres Unternehmen eintritt, das teurer arbeitet, sondern
für die billigere, wenn auch nicht künstlerisch in dem gleichen Maße leistungsfähige Werk-
statt William Benoods . . . „While Vulcan and Venus (die bekannte Mortlake-Serie) could
be woven by William Benood, a tapissier of Lambeth, for about 23 s per Flemish eil". Dem
Rate folgend, setzt sich die anfragende Auftraggeberin, die Gräfin von Rutland, mit dem
Meister in Verbindung. Der Vertrag auf Lieferung einer Venus-Vulkan-Reihe (fünf Tep-
piche) gelangt unter dem 12. Juli 1670 zum Abschluß. Die Erledigung erfolgt ungewöhn-
lich schnell, die Folge zählte bis zum Brande von 1925 zu dem Bestände von Haddon Hall.
Die Lambeth-Reihe ,,of severall horses" (sechs Teppiche, eine Wiederholung der Mort-
lake-Serie), die 1675 als Eigentum des Duke of Ormond auf Kilkenny Castle hing, fand
bereits Erwähnung. Das gleiche gilt von dem Einzelstücke im Londoner Victoria and
Albert Museum (Ajax und Kassandra) in einer Ranken-Blattwerk-Fassung mit der Signa-
tur • MADE • AT • LAMBETH -162). Um Wiederholungen zu vermeiden, verweise ich auf
die Ausführungen gelegentlich der Mortlake-Folge der Royal Horses. Es ist nicht ohne
weiteres klar, ob William oder John Benood für die Arbeiten in Frage kommt, oder ob
beide gemeinsam am Werke waren. Möglicherweise war die Manufaktur Lambeth auch an
Jagdserien beteiligt, wenigstens zeigt eine Hirschjagd in Berkeley Castle, in Anlehnung an
die Brüsseler Maximiliansjagden, eine der Ajax- und Kassandra-Fassung ähnliche Bordüre.
Zweifelhaft ist die Uberweisung einer mythologischen Serie im Barbican Museum, Lewes.
Als Vorbilder dienten Brüsseler Behänge — vgl. die Folge im Malteser-Palais zu Prag —
aus der Werkstatt der van den Hecke, nach Entwürfen oder Stichen Ludwigs van Schoor:
1. die jagende Diana mit ihren Nymphen,
2. Schlittenfahrt.
Eine spätere abgewandelte Version (Spiegelbild) des Barbican-Museum-Behanges eignet der
New Yorker Kunsthandlung Seidlitz and van Baarn, sie ging bislang unter der Bezeichnung
„russisch". Eine Wiederholung des Behanges — an Stelle des Gitters rechts, erscheint ein
Paar in polnischer Tracht unter einer Vase — tauchte in der Sammlung der Marquise de
Ganay auf, diesmal angeblich Brüsseler Provenienz163).
3. das Brautpaar schreitet zum Altar, an dem der Priester das Opfer vollzieht,
4. Diana und ihre Schar befreien ein Mädchen -- Daphnis?,
5. ein Jüngling bekränzt ein sitzendes Mädchen, die Gefährtin legt ihr die Hand auf die
Schulter,
6. Schäfer und sitzendes Mädchen164).
Eine authentische von John Benood signierte Folge mit Episoden aus der Heiligen
Schrift eignet dem Hartwell House, Bucks. Eine unbezeichnete Wiederholung ging mit fünf
Teppichen aus dem Besitze der Spanish Art Gallery in das Eigentum der New Yorker
Kunsthandlung Seidlitz and van Baarn über. Als Motive erscheinen: 1. Abendmahl
(Abb. 154), 2. Weg nach Emmaus und Mahl, 3. Passahlamm, 4. David vor dem Hohenprie-
ster, 5. der Engel des Herrn schlägt Ägyptens Erstgeburt. Die Farben sind schwer und tief.
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Lebhafter sprudeln die Quellen bei dem in Lambeth untergebrachten Atelier William
Benoods, des ehemaligen Mortlakewirkers161).
Charakteristisch ist die Tatsache, daß (1670) der einstige Inhaber von Mortlake, Sir
Sackville Crow, nicht für sein früheres Unternehmen eintritt, das teurer arbeitet, sondern
für die billigere, wenn auch nicht künstlerisch in dem gleichen Maße leistungsfähige Werk-
statt William Benoods . . . „While Vulcan and Venus (die bekannte Mortlake-Serie) could
be woven by William Benood, a tapissier of Lambeth, for about 23 s per Flemish eil". Dem
Rate folgend, setzt sich die anfragende Auftraggeberin, die Gräfin von Rutland, mit dem
Meister in Verbindung. Der Vertrag auf Lieferung einer Venus-Vulkan-Reihe (fünf Tep-
piche) gelangt unter dem 12. Juli 1670 zum Abschluß. Die Erledigung erfolgt ungewöhn-
lich schnell, die Folge zählte bis zum Brande von 1925 zu dem Bestände von Haddon Hall.
Die Lambeth-Reihe ,,of severall horses" (sechs Teppiche, eine Wiederholung der Mort-
lake-Serie), die 1675 als Eigentum des Duke of Ormond auf Kilkenny Castle hing, fand
bereits Erwähnung. Das gleiche gilt von dem Einzelstücke im Londoner Victoria and
Albert Museum (Ajax und Kassandra) in einer Ranken-Blattwerk-Fassung mit der Signa-
tur • MADE • AT • LAMBETH -162). Um Wiederholungen zu vermeiden, verweise ich auf
die Ausführungen gelegentlich der Mortlake-Folge der Royal Horses. Es ist nicht ohne
weiteres klar, ob William oder John Benood für die Arbeiten in Frage kommt, oder ob
beide gemeinsam am Werke waren. Möglicherweise war die Manufaktur Lambeth auch an
Jagdserien beteiligt, wenigstens zeigt eine Hirschjagd in Berkeley Castle, in Anlehnung an
die Brüsseler Maximiliansjagden, eine der Ajax- und Kassandra-Fassung ähnliche Bordüre.
Zweifelhaft ist die Uberweisung einer mythologischen Serie im Barbican Museum, Lewes.
Als Vorbilder dienten Brüsseler Behänge — vgl. die Folge im Malteser-Palais zu Prag —
aus der Werkstatt der van den Hecke, nach Entwürfen oder Stichen Ludwigs van Schoor:
1. die jagende Diana mit ihren Nymphen,
2. Schlittenfahrt.
Eine spätere abgewandelte Version (Spiegelbild) des Barbican-Museum-Behanges eignet der
New Yorker Kunsthandlung Seidlitz and van Baarn, sie ging bislang unter der Bezeichnung
„russisch". Eine Wiederholung des Behanges — an Stelle des Gitters rechts, erscheint ein
Paar in polnischer Tracht unter einer Vase — tauchte in der Sammlung der Marquise de
Ganay auf, diesmal angeblich Brüsseler Provenienz163).
3. das Brautpaar schreitet zum Altar, an dem der Priester das Opfer vollzieht,
4. Diana und ihre Schar befreien ein Mädchen -- Daphnis?,
5. ein Jüngling bekränzt ein sitzendes Mädchen, die Gefährtin legt ihr die Hand auf die
Schulter,
6. Schäfer und sitzendes Mädchen164).
Eine authentische von John Benood signierte Folge mit Episoden aus der Heiligen
Schrift eignet dem Hartwell House, Bucks. Eine unbezeichnete Wiederholung ging mit fünf
Teppichen aus dem Besitze der Spanish Art Gallery in das Eigentum der New Yorker
Kunsthandlung Seidlitz and van Baarn über. Als Motive erscheinen: 1. Abendmahl
(Abb. 154), 2. Weg nach Emmaus und Mahl, 3. Passahlamm, 4. David vor dem Hohenprie-
ster, 5. der Engel des Herrn schlägt Ägyptens Erstgeburt. Die Farben sind schwer und tief.
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