7. Joshua Morris.
Auf unsicheren Füßen steht, soweit urkundliche Belege in Frage kommen, das 1726 in
der Frith Street (Soho) betriebene Unternehmen des Joshua Morris, der mit Hogarth ge-
schäftliche Verbindungen unterhält174). Der Künstler entwirft für den Wirker, wenig zur
Zufriedenheit Meister Morris', den Karton des Elementes „Erde". Es entspinnt sich ein
Prozeß, in dem Vanderbank als Zeuge und Sachverständiger eine Rolle spielt. Steht das
Unternehmen zu der Manufaktur in dem Londoner Stadtteil Southwark in Beziehung, die
eine Folge der Elemente nach Le Brun — Kopie der bekannten Gobelinsfolge — fertigt,
oder kommt nicht eher Soho (Vanderbank) in Betracht? Von Bedeutung ist ein bislang
unbekannter Bericht Zambonis (26. November 1728) an den sächsischen Hof, der sich ein-
gehender über die Elementenserie verbreitet, die in technisch vollendeter Weise von einer
„Societ6 de plus de 80 personnes ingenieuses, a l'Enseigne des Armes du Roy dans le
Fauxbourg de Southwark" zur Zeit durchgeführt werde178).
Wahrscheinlich ist der im Hogarth-Prozeß erwähnte Wirker mit dem I.(oshua) Morris
identisch, dessen Name mit der Jahreszahl 1723 auf zwei, 1916 (am 20. Juli) bei Christie
versteigerten Arabeskenteppichen (aus Perrystone Court) erscheint176). Zu der gleichen
Serie, in derselben Fassung, gehört ein Behang im Victoria and Albert Museum. Die Motive
kehren im wesentlichen wieder in der Reihe des Earl of Ancaster — 1723 von J. Morris für
Sir Gilbert Heathcote gefertigt —; die Bordüre verläßt das Herzrankenmuster und bringt
mit Blumen verbrämte Regenceranken (in den Ecken Muschelbildungen). Schließlich findet
sich das Motiv (Blumenstrauß auf Rocaillensockel, darunter Adler) fast wörtlich in einem
großen Stücke der New Yorker Kunsthandlung P. W. French & Co. (Blumenstrauß rechts),
gerahmt von der Bordüre der Ancasterfolge (Abb. 157). Der Behang gehört mit zwei wei-
teren Stücken177) zu einer Serie im Besitze der Spanish Art Gallery (London).
Arbeiten ähnlichen Typs finden sich auf Hagley Hall (Stourport), ehedem in Mereworth
Castle (Kent), in West Dean Park und hin und wieder im Kunsthandel178).
Der bereits erwähnte prächtige lange Behang in der Sammlung B. W. D. Montgomery
—■ rechts und links die Blumenvase, in der Mitte halten zwei Putten eine Draperie — geht
vielleicht auf den Ahnen des Besitzers, Paul Saunders, zurück.
Zweifelhaft ist die Zuschreibung der beiden englischen Blumenvasen-Behänge, Geschenke
der Lady Wernher und des Mr. Otto Beit an das Victoria and Albert Museum179). Dieselbe
Unsicherheit besteht für die häufiger vorkommenden gröberen Blumenvasen-Teppiche
— ohne Arabesken! —: ein typisches Stück erschien auf der Auktion der Sammlung des
Erzherzogs Leopold Salvator180), eine fast genau übereinstimmende Kopie eignet der New
Yorker Kunsthandlung Seidlitz and van Baarn (Abb. 158 a).
Eine bemerkenswerte Arbeit fand sich in dem Nachlaßverkauf des Herzogs von Braun-
schweig und Lüneburg181), die es an Feinheit der Arbeit mit den Morris-Behängen auf-
nehmen kann, aber einer anderen Manufaktur entstammt. Die untere Lisiere trägt (rechts)
die Signatur L ■ F • Es ist nicht ausgeschlossen, daß der Behang trotz seines englischen
Habitus in Frankreich entstanden ist.
Einen verhältnismäßig breiten Raum beanspruchen die Möbelwirkereien in dem Betriebe
des Joshua Morris. Ein authentisches, besonders prächtiges Stück — die Rücklehne des
Sofas: Draperien, Blumenstrauß (auf dem Tisch); ein fliegender Papagei nascht an Früch-
ten; Sitz und Seitenlehnen sind mit Blumenzweigen übersät — eignet der Duchess of Rox-
burghe (Abb. 158 b).
196
Auf unsicheren Füßen steht, soweit urkundliche Belege in Frage kommen, das 1726 in
der Frith Street (Soho) betriebene Unternehmen des Joshua Morris, der mit Hogarth ge-
schäftliche Verbindungen unterhält174). Der Künstler entwirft für den Wirker, wenig zur
Zufriedenheit Meister Morris', den Karton des Elementes „Erde". Es entspinnt sich ein
Prozeß, in dem Vanderbank als Zeuge und Sachverständiger eine Rolle spielt. Steht das
Unternehmen zu der Manufaktur in dem Londoner Stadtteil Southwark in Beziehung, die
eine Folge der Elemente nach Le Brun — Kopie der bekannten Gobelinsfolge — fertigt,
oder kommt nicht eher Soho (Vanderbank) in Betracht? Von Bedeutung ist ein bislang
unbekannter Bericht Zambonis (26. November 1728) an den sächsischen Hof, der sich ein-
gehender über die Elementenserie verbreitet, die in technisch vollendeter Weise von einer
„Societ6 de plus de 80 personnes ingenieuses, a l'Enseigne des Armes du Roy dans le
Fauxbourg de Southwark" zur Zeit durchgeführt werde178).
Wahrscheinlich ist der im Hogarth-Prozeß erwähnte Wirker mit dem I.(oshua) Morris
identisch, dessen Name mit der Jahreszahl 1723 auf zwei, 1916 (am 20. Juli) bei Christie
versteigerten Arabeskenteppichen (aus Perrystone Court) erscheint176). Zu der gleichen
Serie, in derselben Fassung, gehört ein Behang im Victoria and Albert Museum. Die Motive
kehren im wesentlichen wieder in der Reihe des Earl of Ancaster — 1723 von J. Morris für
Sir Gilbert Heathcote gefertigt —; die Bordüre verläßt das Herzrankenmuster und bringt
mit Blumen verbrämte Regenceranken (in den Ecken Muschelbildungen). Schließlich findet
sich das Motiv (Blumenstrauß auf Rocaillensockel, darunter Adler) fast wörtlich in einem
großen Stücke der New Yorker Kunsthandlung P. W. French & Co. (Blumenstrauß rechts),
gerahmt von der Bordüre der Ancasterfolge (Abb. 157). Der Behang gehört mit zwei wei-
teren Stücken177) zu einer Serie im Besitze der Spanish Art Gallery (London).
Arbeiten ähnlichen Typs finden sich auf Hagley Hall (Stourport), ehedem in Mereworth
Castle (Kent), in West Dean Park und hin und wieder im Kunsthandel178).
Der bereits erwähnte prächtige lange Behang in der Sammlung B. W. D. Montgomery
—■ rechts und links die Blumenvase, in der Mitte halten zwei Putten eine Draperie — geht
vielleicht auf den Ahnen des Besitzers, Paul Saunders, zurück.
Zweifelhaft ist die Zuschreibung der beiden englischen Blumenvasen-Behänge, Geschenke
der Lady Wernher und des Mr. Otto Beit an das Victoria and Albert Museum179). Dieselbe
Unsicherheit besteht für die häufiger vorkommenden gröberen Blumenvasen-Teppiche
— ohne Arabesken! —: ein typisches Stück erschien auf der Auktion der Sammlung des
Erzherzogs Leopold Salvator180), eine fast genau übereinstimmende Kopie eignet der New
Yorker Kunsthandlung Seidlitz and van Baarn (Abb. 158 a).
Eine bemerkenswerte Arbeit fand sich in dem Nachlaßverkauf des Herzogs von Braun-
schweig und Lüneburg181), die es an Feinheit der Arbeit mit den Morris-Behängen auf-
nehmen kann, aber einer anderen Manufaktur entstammt. Die untere Lisiere trägt (rechts)
die Signatur L ■ F • Es ist nicht ausgeschlossen, daß der Behang trotz seines englischen
Habitus in Frankreich entstanden ist.
Einen verhältnismäßig breiten Raum beanspruchen die Möbelwirkereien in dem Betriebe
des Joshua Morris. Ein authentisches, besonders prächtiges Stück — die Rücklehne des
Sofas: Draperien, Blumenstrauß (auf dem Tisch); ein fliegender Papagei nascht an Früch-
ten; Sitz und Seitenlehnen sind mit Blumenzweigen übersät — eignet der Duchess of Rox-
burghe (Abb. 158 b).
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