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Baukunst. Formenlehre. Dorische Ordnung.

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Säule (Hypotracheliori). Das Kapitell besteht aus einem Knauf
in Gestalt eines flachen Kessels, dem Echinus (Viertelstabs-
Profil, in der Frühzeit weit ausladend, in der Blütezeit
weniger), und einer quadratischen Deckplatte, dem Abakus,
als Übergang von der Rundform zu den geraden, horizontalen
Baugliedern. Der Echinus ist unterwärts von mehreren Relief-
bändern oder Ringen, den sog. Riemchen umgeben; zuweilen
ist darunter eine Einkehlung oder ein Blätterkranz. Echinus
und Abakus ohne jedes plastische Ornament, die oft ange-
nommene Bemalung mit überfallendem Blattkranz wird durch
keinerlei Reste bestätigt.
Die Anten. Kapitell: ein dorisches Kyma (siehe oben)
und eine Deckplatte (Abakus). Am Hals mitunter Palmetten-
ornament aufgemalt.
Das Gebälk. Der Architrav (Epistyl) ein glatter Steinbalken
mit bekrönender schmaler Platte: Architravband (Taenia). Der
Fries, charakteristisch für den dorischen Stil, besteht aus einer
Reihe von Triglyphen und Metopen. Die Triglyphen oder
Dreischlitze schmale Steinblöcke (kurze Pfeiler), etwas vor-
tretend. Die Metopen (Stirnfelder), annähernd quadratische
Steintafeln, welche die Zwischenräume ausfüllen, vielfach mit
Reliefs, auch mit Malereien geschmückt. Die Triglyphen haben
an ihrer Vorderseite 2 senkrechte, schrägseitige Kanäle oder
Schlitze (Kanneluren) und 2 abgeschrägte Seitenkanten (gleichsam
2 halbe Kanäle), darüber ein Kopfband (Deckplatte). Unter jeder
Triglyphe, unterhalb des Architravbandes eine Leiste (Regula),
mit 6 kleinen, kegelförmigen „Tropfen“ (Guttae). Anordnung:
Über jeder Säulenachse und jedem Säulenzwischenraum (Inter-
columnium) eine Triglyphe (mitunter über letzterem je zwei).
Schwierigkeit: die Stellung der Ecktriglyphe; sie wird über
die Säulenachse hinaus an die Ecke des Frieses gerückt.
Das Kranzgesims. Das weit ausladende Gesims, die Hänge-
platte (Gelson), ist schräg unterschnitten; ihre ansteigende Unter-
fläche bedecken, durch schmale Zwischenräume getrennt, recht-
eckige Platten (über jeder Triglyphe und Metope eine), die sog.
Mutuli oder Viae oder Dielenköpfe, die mit 3 Reihen von
je 6 Tropfen besetzt sind und das Freischwebende der Hänge-
platte versinnbildlichen. Über der Hängeplatte läuft an den
Langseiten die Sima (Rinnleiste) mit gemaltem Palmettenband
und Löwenköpfen als Wasserspeiern.
Die Kranzgesimse der beiden Giebelschrägseiten sind
gleich dem horizontalen Kranzgesims gebildet, nur fehlen ihnen
die Mutuli.
 
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