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Goeler von Ravensburg, Friedrich
Grundriss der Kunstgeschichte: Handbuch für Studierende (1. Band): Antike und Mittelalter — Stuttgart, Berlin, Leipzig: Union Deutsche Verlagsgesellschaft, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.68155#0103
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Baukunst. Formenlehre. Ionische und korinthische Ordnung. 89
tragen.) Die Wand hat Basis und Kapitell, gleich denen der
zugehörigen Anten oder Wandpfeiler gebildet.
Das Gebälk. Der Architrav in 3 etwas übereinander vor-
tretende Streifen gegliedert, oben durch ionisches oder lesbisches
Kyma, nebst Perlschnur und vorspringender Deckplatte, begrenzt.
Der Fries ungegliedert, glatt, in der Regel mit fortlaufendem Relief-
bildwerk geschmückt, oben mit Perlschnur und ionischem Kyma
abgeschlossen. Das Kranzgesims: eine Platte mit viereckigen, in
kurzen Zwischenräumen gereihten Ausschnitten: Zahnschnitt,
darüber ein Kyma, dann die tief unterschnittene Hängeplatte,
darüber ein Kyma. An den Langseiten Sima.
Den beiden Kranzgesimsen der Giebelschrägen fehlt der
Zahnschnitt.
Das attische Kranzgesims ist gleich gebildet, aber ohne
Zahnschnitt.
ORNAMENTE. Im Gegensatz zum dorischen Stil plastisch
aufgeführt. Auch im ionischen Stil dazu reiche Verwendung der
Farbe.
Charakter des ionischen Stils: freier, leichter, eleganter als
der dorische, mehr heiter-anmutig; reicher infolge der ornamen-
talen Übergangsglieder (Kymata).
3. Die korinthische Säulenordnung.
Der sogen, korinthische Stil ist eine spätere Umbildung des
ionischen und von diesem wesentlich nur durch das Kapitell
unterschieden. Die Basis attisch, mit Hinzufügung einer Plinthe.
Das Kapitell, höher und schlanker als das dorische und ionische,
ein Kelch oder Korb: Kalathos, durch einen Ring vom Schaft
getrennt, von Blattwerk umgeben, darüber eine Deckplatte.
Zwei Arten: a) den Kelch umgibt ein Kreis von Akanthusblättern;
hinter und über diesen schmale Schilfblätter, auf deren Spitzen
die Deckplatte ruht, b) Reichere Form: zwei Reihen von je
acht Akanthusblättern umgeben den Kelch (Kalathos); hinter diesen
wachsen 8 Stengel hervor, die am Ende spiralförmig gerollt,
sich paarweise unter den 4 Abakusecken treffen, nach der Mitte
des Kelches je 2 schwächere abzweigend, die zusammen je eine
Blume tragen. Vierseitige Richtung dieses Kapitells, jede der
4 Seiten gleich. Neues Prinzip: naturalistische Ornamentik. Der
griechische Akanthus stets scharf geschnitten, in symmetrische
Partien geteilt; elastisch, lebensvoll.
Die Deckplatte (Abakus) viereckig, mit einwärts geschweiften
Seiten und abgeschnittenen Ecken.
Das Gebälk ursprünglich dem ionischen gleich. Später
(in hellenistisch-römischer Zeit) eine Neuerung: Tragsteine oder
 
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