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Görling, Adolph; Woltmann, Alfred [Bearb.]; Meyer, Bruno [Bearb.]
Deutschlands Kunstschätze: eine Sammlung der hervorragendsten Bilder der Berliner, Dresdner, Münchner, Wiener, Casseler und Braunschweiger Galerien : eine Reihe von Porträts der bedeutendsten Meister (Band 1) — Leipzig: Verlag von A. H. Payne, 1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.62315#0240
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156 Dentſchlauds Kuuſtſchätze.

verbindliche Worte über ihr Talent, bedauerte ihren Abgang von der Bühne und that ihren
Wunſch kund: daß Sophie alg Iphigenie in Verſailles vor dem Hofe auftreten möge.

„Ich betrachte dieſen Wunſch als ein Ehrengeſchenk meiner Königin“, ſagte Sophie mit
bezauberndem Lächeln. „Darf ich Ihrer Majeſtät ein Geſchenk zu Füßen legen, ſo werde ich mich
berechtigt halten, jenes königliche Ehrengeſchenk anzunehmen.“

Marie Antoinette's Antlitz verdüſterte fich und eine Dame d'honneur machte 4 die
Sängerin auf ihren Verſtoß gegen die Etiquette aufmerkſam.

„Ach, das iſt lediglich die Sache der Königin von Frankreich und der Königin der Pariſer
Oper!“ ſagte Sophie laut mit einem unvergleichlich ſchelmiſchen Blicke.

Die Königin lächelte — ſie lachte in der That und fragte, welches Geſchenk ihr beſtimmt
ſei? Sophie Arnould ließ das Bild Glucks in den Saal bringen. Die Königin war außer ſich
vor Bewunderung und freudiger Ueberraſchung. Die Arnould war tief bewegt.

„Wenn Ihre Majeſtät ſich den Meiſter Joſeph Sifrede Dupleſſis empfohlen ſein laſſen
wollten“, ſagte ſie mit Thränen im Auge.

Sophie ſpielte die Iphigenie vor dem Hofe und erntete hohe Ehren. Sie ward mit einer
Hofeinladung beglückt — Prinzeſſin Marſillac erboſte ſich hierüber ſo ſehr, daß ſie krank ward
und ſtarb, unglücklich genug, ohne den Marquis de Marſil zum Erben einzuſetzen. Sowie dies der
eben auf Schloßwache befindliche Marquis hörte, ließ er 4* krank melden, ging auf ſein Zimmer
und ſchoß ſich eine Kugel durch den Kopf.

Sophie Arnould verſank lange über dieſen Verluſt in tiefe Schwermuth.

Nur Gluck hatte das Vorrecht, ſie zu beſuchen und zu tröſten. Dupleſſis malte faſt alle
Mitglieder der königlichen Familie — ſein Bild von der Königin, welches Prinz de Ligne, geſtor-
ben 1813, beſaß, gilt für das vorzüglichſte, welches vorhanden iſt. Das Portrait Gluck's ſchenkte
die Königin dem Kaiſer Joſeph, durch welchen es in das Belvedére gelangte.
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