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Görling, Adolph; Woltmann, Alfred [Bearb.]; Meyer, Bruno [Bearb.]
Deutschlands Kunstschätze: eine Sammlung der hervorragendsten Bilder der Berliner, Dresdner, Münchner, Wiener, Casseler und Braunschweiger Galerien : eine Reihe von Porträts der bedeutendsten Meister (Band 1) — Leipzig: Verlag von A. H. Payne, 1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.62315#0239
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Deutſchlands Kunſtſchätze. 155

SÖ verſtehe Sie nicht, Madamc?, ſagte Gluck.

„Ich muß den 2 haben, Chevalier; Sie wiſſen nicht, welchen Einflußt derſelbe auf mein
Schickſal ausüben fann..

„Die Briefe der Lonigin bewahre ich wie Heiligthümer auf!“ antwortete Gluck.

„Kommen Sie doch mit mir! Ich will Ihnen etwas zeigen!“ ſagte Sophie und zog den
Meiſter in den Concertſaal.

Hier zündete ſie mit ihrer Kerze die Lichter an einem Candelaber an und zeigte auf ein an
die Wand gelehntes Gemälde.

Gluck prallte zurück.

„Meiner Seel'“, ſagte er auf Deutſch, „das bin halt i ſelbſt, wie i leib' und lebe!“

„Was murmeln Sie da, Maöſtro?“

„En bien! Das iſt wunderbar, ganz über die Maßen wahr und ſchön ...“ Und wieder ſetzte
er auf Deutſch hinzu: „Alſo ſolch ein Kerl bin i doch noch immer!“

Es traten Thränen der Rührung in ſeine Augen — „hätt' i doch nimmer glaubt, daß i alter
Gluck über mein eigenes Bild weinen würde, weil's mi gar ſo ſehr erfreut! Madame, wer das
da machte, verſteht ſeine Kunſt ebenſogut, wie 4 * meinige verſtehe. Ich will das dem
Dupleſſis ſagen. Aber nun, was koſtet das Bild.. 2

„Sie müſſen zuerſt wiſſen, Maéſtro, daß * Sie das Bild beſtellten, ſondern daß ich dies
that. Da ich außerdem das Bild bezahlt habe — wie theuer, das geht nur mich an — ſo ſehen
Sie hier mein Eigenthum.“

„Aber, Teufel, warum hab' ich denn dem Maler ſitzen müſſen?“ fragte Gluck unmuthig.

„Zu meinem Vergnügen, Maéſtro, und Sie haben das ohne Zweifel mit Vergnügen gethan!
rief Sophie. „Wohlan, ich will Ihnen — auf eine — dieſes Bildes machen
wenn Sie mir den Brief der Königin geben..

„Sie ſollen den Brief haben; aber dann aſe ich das Bild gleich mit mir gehen..“

„Nein, das iſt unmöglich, Chevalier. Tröſten Sie ſich, daß Sie das Bild jeden Tag ſehen
können, ſollte ich daſſelbe auch nicht mehr Und nun von unſerer Yper... Wann
werden Sie bereit ſein für die *4

„Ich ſtehe zu Ihrem Befehl, Madame ..

* e müſſen die Oper mit mir vorher * 44 durchgehen..

O, ich werde mich hüten, Madame!“ rief Gluck ſehr erregt. * ich Ihnen das Cantabile
welches Sie vergangene Woche ſangen, einſtudirt, bei Gott, Sie würden nicht die Hälfte von Dem
geleiſtet haben, was geleiſtet wurde...“

„Nun, alſo in acht Tagen. ..“

„Das iſt für Sie eine Rieſenarbeit ...“

„Immerhin.“

„Und das Bild werde ich doch haben!“ ſagte Gluck und verabſchiedete ſich.

Am andern Tage hatte Sophie Arnould bei der Königin Audienz. Marie Antoinette ſtand
in der Blüthe ihrer Reize, eine wundervolle, unvergeßliche Erſcheinung. Nur wenige Würden-
trägerinnen und Hofdamen vom Dienſt waren anweſend. Die Königin ſagte der Sängerin einige

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