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Görling, Adolph; Woltmann, Alfred [Oth.]; Meyer, Bruno [Oth.]
Deutschlands Kunstschätze: eine Sammlung der hervorragendsten Bilder der Berliner, Dresdner, Münchner, Wiener, Casseler und Braunschweiger Galerien : eine Reihe von Porträts der bedeutendsten Meister (Band 1) — Leipzig: Verlag von A. H. Payne, 1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.62315#0140
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86 Dentſchlands Knuſtſchaͤhe.

der Geliebten. Sie hatte nicht zu viel behauptet, als ſie ſich ihres Einfluſſes über ihn rühmte.
Durch ihre Beredſamkeit, durch ihre Liebkoſungen brachte ſie ihn ſo weit, daß er ſchwor, die beiden
Verführer niederzuſtoßen, wenn ſie wagen ſollten, je wieder zu kommen.

Seltſamerweiſe kamen ſie nicht. Mazarin war zu gut bedient, als daß er nicht richtig hätte
wittern ſollen. In derſelben Nacht noch reiſte er über Gemappes nach Paris.

Daniel Okahle aber ward von Stuart in Dienſt genommen; er war einer der Herolde,

welche den Antritt des neuen Königs, Karls IL, ſpäter in London verkündigten. Er hatte ſich mit
Sophia Grévy verheirathet.

Die Eierprobe.
Von Gottfried Schalken.

Von beſonderm Reize iſt der heitere Kreis der Maler Hollands, von denen Gerard Son
den Mittelpunkt bildete. Wenn Mieris unter den Freunden das überkräftige Leben, den Humor
und die Ausgelaſſenheit, Metſu dagegen die geiſtreiche Gemüthlichkeit vertrat, ſo paßte Schalken
von Dordrecht ganz vortrefflich, um dem Kleeblatte durch ſeinen melancholiſchen Eruſt das Element
zu geben, welches ihm noch fehlte, um ein Ganzes zu ſein. Mieris konnte raiſonniren, Metſu ſich
fein unterhalten und ſprechen. Schalken verſtand das Betrachten und Grübeln aus dem Grunde.

Der Letztere hatte indeß eine Eigenſchaft, die, obwohl ſie mit ſeinem ernſten Weſen, welches
er gewöhnlich zeigte, im geradeſten Widerſpruche ſtand, gar nicht ſelten, obgleich lange nicht ſo oft
hervorbrach, wie es etwa Mieris wünſchte. Schalken hatte die herrlichſte Anlage, die poſſirlichſten
Vorfälle anzuzetteln. Er lachte ſelten, war aber im Stande mit einer wahren Leichenbittermiene ſo
lange die witzigſten, poſſenhafteſten Sachen von der Welt vorzubringen, bis ſeine Freunde ihn unter
dem unauslöſchlichſten Gelächter um Schonung ihres Zwerchfells und um die Gnade baten, ſich
wieder in menſchenfeindlichen Betrachtungen zu ergehen.

Mieris war die Seele der Geſellſchaft. Aber wenn ſeine Hülfsquellen der Unterhaltung ver-

ſiegt waren, dann konnte man drauf rechnen, daß Schalken ſich in ſeiner Glorie erhob. Er machte
Kartenkunſtſtücke, in deren Geheimniß noch Niemand ſeiner Freunde hatte einzudringen vermocht.
Schalken beſaß eine ganze Reihe von Bildern, die er durch die einfachſte Vorrichtung ſo zu beleuch-
ten verſtand, daß die frappanteſten, grauſigſten und lächerlichſten Scenen in Lebensgröße mit herr-
lichſter Wahrheit ſich frei im Zimmer ſchwebend darſtellten. Metſu war namentlich ein Freund
dieſer in einem halbdunklen Gemache Statt findenden Unterhaltungen; er war es, welcher Gottfried
Schalken am meiſten quälte, wieder einmal zu „hexen“ Dieſe Bilder ſelbſt hatten die Freunde noch
nie geſehen. Mieris wollte endlich den gordiſchen Knoten mit dem Schwerte, oder vielmehr der
Brechſtange durchhauen: er ſprengte einſt in Abweſenheit des Dordrechters deſſen Schlafkammer auf,

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