Jacob Jordaens.
Auch unabhängig von Rubens' Lehre, aber in gleicher Schule mit ihm gebildet, nimmt
Jacob Jordaens einen hohen Rang in der belgiſchen Malerſchule ein. Er wurde, als der
älteſte von elf Geſchwiſtern, zu Antwerpen am 19. Mai 1593 geboren und am folgenden Tage in
der Kathedrale getauft. Sein gleichnamiger Vater war Leinwandhändler, ſeine Mutter hieß
Barbertje van Wolſchaten. 1607 trat er in das Atelier Adam's van Noort, welches
Rubens damals bereits verlaſſen hatte, und lernte von ihm das glänzende Colorit, in deſſen
Geheimniſſe derſelbe auch den Rubens eingeweiht hatte. Durch zarte Bande gefeſſelt hielt
Jordaens bei dem rauhen Meiſter aus, und bald nachdem er (1615) in die St. Lucasgilde auf-
genommen worden, führte er am 15. Mai 1616 die Tochter ſeines Lehrers, Katrijn van
Noort, als Gattin heim. Ueber ſeine drei Kinder iſt nichts von allgemeinerem Intereſſe zu
berichten.
Das ſehr lange Leben des Meiſters ſcheint ganz ruhig in emſiger Ausübung ſeiner Kunſt
dahingegangen zu ſein. Außer der negativen Kunde, daß er ſich zu einem der berühmteſten Künſtler
aufgeſchwungen, ohne das Land der Verheißung, Italien, geſehen zu haben, ſind nur noch zwei
bemerkenswerthe Thatſachen aus ſeinem Leben bekannt. Schon im Jahre 1629 in der Rue Haute
wohnhaft, kaufte er am 11. October 1639 von Nicolas Bacx deſſen nahegelegenes Haus, die
ſogenannte Halle van Turnhout. 1641 ließ er das alte Gebäude niederreißen und führte ein
neues an ſeiner Stelle auf, das in Glanz und Ausſtattung mit dem Palais des Rubens wetteifern
konnte. Nachdem dieſes Haus bis gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts unverändert erhalten
geblieben, fiel es der Zerſtörungswuth und Impietät am Beginn des unſerigen zur Beute und
wurde des größten Theiles ſeines werthvollen Inhalts an Gemälden des Meiſters beraubt.
Das zweite Ereigniß hat ſeinen mit- und nachlebenden Landsleuten viel Scrupel und Pein
gemacht, iſt aber nur mit Unrecht abgeleugnet worden: Jacob Jordaens iſt gegen das Ende ſeines
Lebens zur Lehre Calvin's übergetreten. Da ſeine am 17. April 1659 geſtorbene Gattin nach dem
gemeinſchaftlichen Grabſtein an ſeiner Seite ruhen ſoll, ſo iſt es nicht unmöglich, daß er und ſein
Haus ſich ſchon vor ihrem Ableben zu der neuen Lehre bekannt hatten. Sicher iſt es, daß er 1671
mit ſeiner Tochter Elizabeth und zwei Dienerinnen in der proteſtantiſchen Gemeinde 2
(Oelberg) zu Antwerpen das Abendmahl in beiderlei Geſtalt empfangen hat.
Jordaens ſtarb am 18. October 1678, mit ſeiner oben genannten Tochter auf einen Tag,
an einer damals ſehr gewöhnlichen und ſehr bösartigen Krankheit, dem ſogenannten engliſchen
Schweiß, und ward in der proteſtantiſchen Gemeinde eines kleinen Dorfes, Putte, beſtattet, wo
Auch unabhängig von Rubens' Lehre, aber in gleicher Schule mit ihm gebildet, nimmt
Jacob Jordaens einen hohen Rang in der belgiſchen Malerſchule ein. Er wurde, als der
älteſte von elf Geſchwiſtern, zu Antwerpen am 19. Mai 1593 geboren und am folgenden Tage in
der Kathedrale getauft. Sein gleichnamiger Vater war Leinwandhändler, ſeine Mutter hieß
Barbertje van Wolſchaten. 1607 trat er in das Atelier Adam's van Noort, welches
Rubens damals bereits verlaſſen hatte, und lernte von ihm das glänzende Colorit, in deſſen
Geheimniſſe derſelbe auch den Rubens eingeweiht hatte. Durch zarte Bande gefeſſelt hielt
Jordaens bei dem rauhen Meiſter aus, und bald nachdem er (1615) in die St. Lucasgilde auf-
genommen worden, führte er am 15. Mai 1616 die Tochter ſeines Lehrers, Katrijn van
Noort, als Gattin heim. Ueber ſeine drei Kinder iſt nichts von allgemeinerem Intereſſe zu
berichten.
Das ſehr lange Leben des Meiſters ſcheint ganz ruhig in emſiger Ausübung ſeiner Kunſt
dahingegangen zu ſein. Außer der negativen Kunde, daß er ſich zu einem der berühmteſten Künſtler
aufgeſchwungen, ohne das Land der Verheißung, Italien, geſehen zu haben, ſind nur noch zwei
bemerkenswerthe Thatſachen aus ſeinem Leben bekannt. Schon im Jahre 1629 in der Rue Haute
wohnhaft, kaufte er am 11. October 1639 von Nicolas Bacx deſſen nahegelegenes Haus, die
ſogenannte Halle van Turnhout. 1641 ließ er das alte Gebäude niederreißen und führte ein
neues an ſeiner Stelle auf, das in Glanz und Ausſtattung mit dem Palais des Rubens wetteifern
konnte. Nachdem dieſes Haus bis gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts unverändert erhalten
geblieben, fiel es der Zerſtörungswuth und Impietät am Beginn des unſerigen zur Beute und
wurde des größten Theiles ſeines werthvollen Inhalts an Gemälden des Meiſters beraubt.
Das zweite Ereigniß hat ſeinen mit- und nachlebenden Landsleuten viel Scrupel und Pein
gemacht, iſt aber nur mit Unrecht abgeleugnet worden: Jacob Jordaens iſt gegen das Ende ſeines
Lebens zur Lehre Calvin's übergetreten. Da ſeine am 17. April 1659 geſtorbene Gattin nach dem
gemeinſchaftlichen Grabſtein an ſeiner Seite ruhen ſoll, ſo iſt es nicht unmöglich, daß er und ſein
Haus ſich ſchon vor ihrem Ableben zu der neuen Lehre bekannt hatten. Sicher iſt es, daß er 1671
mit ſeiner Tochter Elizabeth und zwei Dienerinnen in der proteſtantiſchen Gemeinde 2
(Oelberg) zu Antwerpen das Abendmahl in beiderlei Geſtalt empfangen hat.
Jordaens ſtarb am 18. October 1678, mit ſeiner oben genannten Tochter auf einen Tag,
an einer damals ſehr gewöhnlichen und ſehr bösartigen Krankheit, dem ſogenannten engliſchen
Schweiß, und ward in der proteſtantiſchen Gemeinde eines kleinen Dorfes, Putte, beſtattet, wo