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Görling, Adolph; Woltmann, Alfred [Oth.]; Meyer, Bruno [Oth.]
Deutschlands Kunstschätze: eine Sammlung der hervorragendsten Bilder der Berliner, Dresdner, Münchner, Wiener, Casseler und Braunschweiger Galerien : eine Reihe von Porträts der bedeutendsten Meister (Band 1) — Leipzig: Verlag von A. H. Payne, 1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.62315#0386
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Uicolas Berchem.

Der bedeutendſte und berühmteſte unter denjenigen holländiſchen Malern, die durch einen Be-
ſuch Italiens angeregt die herrliche Natur dieſes Landes zum Hauptgegenſtande ihrer Bilder machten
und mit einem beträchtlichen Ueberwiegen des landſchaftlichen Elementes Hirten und Heerden, Ge-
bäude und Ruinen, wie ſie ſie im Süden beobachtet, darzuſtellen liebten, iſt Nicolas Berchem
aus Haarlem.

Als ſein Geburtsjahr wird 1624 angegeben, was freilich ſich ſehr ſchwer damit vereinigen
läßt, daß er laut ſeiner eigenen unzweifelhaften Unterſchrift und nach dem untrüglichen Augenſchein
die Landſchaft auf einem Bilde von Gerard Dow im Muſeum zu Amſterdam gemalt hat, das
dieſer (1613 geborene) Meiſter inſchriftlich in ſeinem neunzehnten Lebensjahre ausführte. Sein
Vater Pieter Berchem war Maler und ſein erſter Lehrer. Danach genoß er den Unterricht des
San van Goyen, des Nicolas Mohaert, des Pieter de Grebber, des Jan Wils, deſſen
Tochter er heirathete, und des Jan Baptiſt Weenix, die er aber Alle übertraf. Daß er in Italien

geweſen, weiß man nur aus ſeinen Bildern. Er ſtarb am 18. Februar 1683 zu Amſterdam und
wurde am 23. deſſelben Monats in der Weſterkerk beigeſetzt. — Sein und ſeiner Gattin von Rem-
brandt gemaltes Bildniß hängt in der Grosvenorgalerie zu London.

Berchem iſt ein ſehr gediegener und mannichfaltiger Künſtler, was gleichwohl nicht hindern
konnte, daß er gleich allen in gleicher Richtung mit ihm Strebenden der Zwieſpältigkeit nicht Herr
werden konnte zwiſchen der heimiſchen Kunſtart und Empfindungsweiſe und der fremden Natur;
ſo daß ſeine Werke keinen recht unmittelbaren, vollkommen harmoniſchen Eindruck machen, obſchon
ſich in manchen ein wahrhaft poetiſches Gefühl verräth. Er war ein tüchtiger Zeichner, ſo daß er
ſelbſt im Portrait Gutes leiſtete; doch leiden ſeine größeren lebensgroßen Compoſitionen an Ge-
dankenarmuth und Geſchmackloſigkeit. In kleinerem Maßſtabe malte er nicht ohne Glück Schlachten
und Seeſtücke, doch liegt der Schwerpunkt ſeines Schaffens in den Landſchaften. Seine Ausführung
zeigt immer den fertigen und gewandten Künſtler, aber er iſt namentlich in der Färbung ſehr ungleich.
In der figürlichen Staffage macht ſich bei ihm eine große Einförmigkeit bemerkbar. Schon in ver-
hältnißmäßig früher Zeit wird er flüchtig in der Behandlung und vernachläſſigt das Naturſtudium.
Trotzdem wurde er von den bedeutendſten Landſchaftsmalern ſeiner Zeit, ſelbſt einem Ruysdael und
Hobbema, vielfach in Anſpruch genommen, um ihre Bilder mit Menſchen und Thieren zu be-
leben. — Ob an ſeiner großen Fruchtbarkeit wirklich, wie berichtet wird, der nie ruhende Antrieb
ſeiner geizigen Frau Schuld geweſen, muß dahin geſtellt bleiben. — Er hat auch in Kupfer geätzt.

*” B M.


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