Frans de briendt
(der ältere), genannt Frans Floris.
Der italiäniſirende Manierismus der niederländiſchen Kunſt, der dem großartigen Aufſchwunge
im ſiebzehnten Jahrhundert durch Rubens und ſeine Schule voraufgeht, erreichte ſeinen Höhepunkt
in Frans de Vriendt dem Aeltern, genannt Frans Floris; ſeinen Höhepunkt in mehr als
einer Beziehung. Denn ſowohl vollendet ſich in dieſem Künſtler die Ausartung in kahle Manier,
wie gerade er mit einer allen Vorgängern und Mitſtrebenden weit überlegenen Virtuoſität die
unglückſelige Kunſtrichtung verfolgt. Doch etwas Dankbareres hätte er ſeiner Zeit nicht bieten
können: ſie lohnte ihm mit überſchwänglichem Beifall.
Dieſer in ſeinem Zeitalter hochberühmte Maler iſt aus Antwerpen gebürtig, wo er gegen
1520 das Licht der Welt erblickte. Genauer iſt das Datum bis jetzt nicht ermittelt. Sein Vater,
Cornelis de Briendt, war Edelſteinſchneider; ſeine Mutter hieß Margriet Goos. Der Sohn
war urſprünglich zum Bildhauer beſtimmt; aber ſein ausgeſprochener Beruf zur Malerei ließ ihn
nicht aushalten. Er begab ſich nach Lüttich und ſtudirte unter der Leitung des Lambert Lom-
bard, von dem er den Geſchmack an der Nachahmung des italiäniſchen Weſens überkam.
In die Vaterſtadt zurückgekehrt, wurde er 1540 in die Malergilde von St. Lucas aufgenom-
men, und bald überſtrahlte ſein Ruhm Alles. Er hatte Italien geſehen, ſein ſchnellfertiges Talent
gewann ihm vornehme Gönnerſchaften und Reichthümer: der Prinz von Oranien und die Grafen
van Egmont und van Hoorn ſchätzten ihn hoch, und ſeine Neigung zum Prunk konnte er durch die
Errichtung eines glänzenden Hauſes und die Führung eines luxuriöſen Hausſtandes befriedigen.
An ſeinem Hauſe ſah man, von ihm ſelbſt gemalt, eine große Allegorie der Künſte und zahlreiche
Figuren, die Poeſie, die Arbeit, die Erfahrung, den Fleiß, die Geſchicklichkeit und andere noth-
wendige Eigenſchaften des Künſtlers allegoriſch darſtellend. Auch ſeine Schule gewann eine enorme
Verbreitung. Trotz alle Dem endete er nicht in guten Verhältniſſen. Eine ungeordnete Wirth-
ſchaft hatte ſeine rieſigen Einnahmen erſchöpft. Er ſtarb zu Antwerpen am 1. October 1570
und wurde drei Tage ſpäter auf dem Kirchhofe der Franciscaner, wo ſeine Eltern ruhten, beſtattet.
Die intereſſanteſte Galerie für ihn iſt die der antwerpener Akademie. Dort befindet ſich ſein
Hauptwerk, der berühmte Engelſturz, urſprünglich für den Altar der Fechtmeiſtergilde in der
Kathedrale gemalt. In der Bildung der Geſtalten herrſcht eine wilde Phantaſtik, in dem Ganzen
eine ungeſtüme Bewegung; aber die Zeichnung iſt ſtarr und die Farbe trocken und unharmoniſch.
Anſprechender iſt ohne Frage eine Anbetung der Hirten. Der h. Lucas, die Madonna malend, mit
dem ungeſchlachten Ochſen neben ſich, iſt ein Muſter von Geſchmackloſigkeit und Langweiligkeit.
Der Künſtler hat ſich ſelbſt als Farbenreiber des apoſtoliſchen Malerpatrones dargeſtellt. In
Deutſchland exiſtirt nichts Beſſeres von ſeiner Hand als Vulcan, der den Göttern Mars und
Venus gefeſſelt zeigt, im Muſeum zu Berlin, eine ungeſchickte Compoſition mit ausdrucksloſen
Köpfen und ohne jeden Reiz.
Ein Bruder des Frans Floris, Namens Cornelis, war ein geſchickter Baumeiſter; von
ſeinen beiden Söhnen kam der ältere zu Brüſſel durch die Spanier um's Leben; der jüngere hielt
ſich in Rom auf und hatte dort einen glänzenden Ruf durch ſeine Staffeleigemälde. B. M.
5*
(der ältere), genannt Frans Floris.
Der italiäniſirende Manierismus der niederländiſchen Kunſt, der dem großartigen Aufſchwunge
im ſiebzehnten Jahrhundert durch Rubens und ſeine Schule voraufgeht, erreichte ſeinen Höhepunkt
in Frans de Vriendt dem Aeltern, genannt Frans Floris; ſeinen Höhepunkt in mehr als
einer Beziehung. Denn ſowohl vollendet ſich in dieſem Künſtler die Ausartung in kahle Manier,
wie gerade er mit einer allen Vorgängern und Mitſtrebenden weit überlegenen Virtuoſität die
unglückſelige Kunſtrichtung verfolgt. Doch etwas Dankbareres hätte er ſeiner Zeit nicht bieten
können: ſie lohnte ihm mit überſchwänglichem Beifall.
Dieſer in ſeinem Zeitalter hochberühmte Maler iſt aus Antwerpen gebürtig, wo er gegen
1520 das Licht der Welt erblickte. Genauer iſt das Datum bis jetzt nicht ermittelt. Sein Vater,
Cornelis de Briendt, war Edelſteinſchneider; ſeine Mutter hieß Margriet Goos. Der Sohn
war urſprünglich zum Bildhauer beſtimmt; aber ſein ausgeſprochener Beruf zur Malerei ließ ihn
nicht aushalten. Er begab ſich nach Lüttich und ſtudirte unter der Leitung des Lambert Lom-
bard, von dem er den Geſchmack an der Nachahmung des italiäniſchen Weſens überkam.
In die Vaterſtadt zurückgekehrt, wurde er 1540 in die Malergilde von St. Lucas aufgenom-
men, und bald überſtrahlte ſein Ruhm Alles. Er hatte Italien geſehen, ſein ſchnellfertiges Talent
gewann ihm vornehme Gönnerſchaften und Reichthümer: der Prinz von Oranien und die Grafen
van Egmont und van Hoorn ſchätzten ihn hoch, und ſeine Neigung zum Prunk konnte er durch die
Errichtung eines glänzenden Hauſes und die Führung eines luxuriöſen Hausſtandes befriedigen.
An ſeinem Hauſe ſah man, von ihm ſelbſt gemalt, eine große Allegorie der Künſte und zahlreiche
Figuren, die Poeſie, die Arbeit, die Erfahrung, den Fleiß, die Geſchicklichkeit und andere noth-
wendige Eigenſchaften des Künſtlers allegoriſch darſtellend. Auch ſeine Schule gewann eine enorme
Verbreitung. Trotz alle Dem endete er nicht in guten Verhältniſſen. Eine ungeordnete Wirth-
ſchaft hatte ſeine rieſigen Einnahmen erſchöpft. Er ſtarb zu Antwerpen am 1. October 1570
und wurde drei Tage ſpäter auf dem Kirchhofe der Franciscaner, wo ſeine Eltern ruhten, beſtattet.
Die intereſſanteſte Galerie für ihn iſt die der antwerpener Akademie. Dort befindet ſich ſein
Hauptwerk, der berühmte Engelſturz, urſprünglich für den Altar der Fechtmeiſtergilde in der
Kathedrale gemalt. In der Bildung der Geſtalten herrſcht eine wilde Phantaſtik, in dem Ganzen
eine ungeſtüme Bewegung; aber die Zeichnung iſt ſtarr und die Farbe trocken und unharmoniſch.
Anſprechender iſt ohne Frage eine Anbetung der Hirten. Der h. Lucas, die Madonna malend, mit
dem ungeſchlachten Ochſen neben ſich, iſt ein Muſter von Geſchmackloſigkeit und Langweiligkeit.
Der Künſtler hat ſich ſelbſt als Farbenreiber des apoſtoliſchen Malerpatrones dargeſtellt. In
Deutſchland exiſtirt nichts Beſſeres von ſeiner Hand als Vulcan, der den Göttern Mars und
Venus gefeſſelt zeigt, im Muſeum zu Berlin, eine ungeſchickte Compoſition mit ausdrucksloſen
Köpfen und ohne jeden Reiz.
Ein Bruder des Frans Floris, Namens Cornelis, war ein geſchickter Baumeiſter; von
ſeinen beiden Söhnen kam der ältere zu Brüſſel durch die Spanier um's Leben; der jüngere hielt
ſich in Rom auf und hatte dort einen glänzenden Ruf durch ſeine Staffeleigemälde. B. M.
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