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Görling, Adolph; Woltmann, Alfred [Bearb.]; Meyer, Bruno [Bearb.]
Deutschlands Kunstschätze: eine Sammlung der hervorragendsten Bilder der Berliner, Dresdner, Münchner, Wiener, Casseler und Braunschweiger Galerien : eine Reihe von Porträts der bedeutendsten Meister (Band 3) — Leipzig: Verlag von A.H. Payne, 1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.62336#0315
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62 Künstler-Biographien.
Zu seinen frühesten Arbeiten gehören vier Kühe neben einem dürren Baume in einer Land-
schaft, von 1644, in Kassel. Eines seiner vorzüglichsten ist die Landschaft mit der sich im Wasser
spiegelnden Kuh von 1648 im Haag. Das reichste und in der Composition geschmackvollste besitzt
die Eremitage zu <W- Petersburg; es stellt eine Wiese vor einem Gehöft mit mehreren Men-
schen und zahlreichem Vieh aller Art dar und datirt von 1649. Für dieselbe Sammlung war
durch die Kaiserin Katharina II. von Rußland auch ein ähnlich bedeutendes Meisterwerk Potter's
von noch viel größerem Umsange angekauft, berühmt unter dem Namen „Die große Ochsenheerde";
es ging aber bei der Ueberführung aus Holland durch Schiffbruch verloren.
Zwei andere Gemälde sind noch ihres Gegenstandes wegen bemerkenswerth: Der Orpheus,
welcher durch sein Spiel die Thiere bezaubert, interessant einmal als historisch gefärbter Stofs und
als Beispiel seiner gründlichen Studien und seiner gediegenen Kenntniß auch der wilden Thiere,
im Museum zu Amsterdam, vom Jahre 1650, in welchem letzteren auch die einzige bekannte
größere Landschaft (mit nur untergeordneter Staffage), in St. Petersburg befindlich, entstand.
Endlich fällt in die letzte Zeit seines Lebens ein großes und ziemlich complicirtes Werk,
welches durch den seinen, geistreichen Humor in wahrhaft rührendem Gegensätze zu dem körperlichen
Leiden und den Todesgedanken steht, die den Geist des Künstlers umdüsterten. Es ist dies das
Gericht der Thiere über den Jäger zu St. Petersburg. Das Bild besteht aus zwei größeren
Abteilungen, die sich in breitem Format über einander hinziehen und von zwölf kleineren Dar-
stellungen umrahmt werden. In den oberen Ecken sieht man die Verwandlung des Aktäon in
einen Hirsch (von Poelemburg gemalt, da Potter des Nackten nicht sich mächtig fühlte) und den
heiligen Hubertus, wie er dem Hirsche (mit dem Crucifix zwischen dem Geweih) göttliche Ehre
erweist. Die übrigen zehn Bildchen zeigen verschiedene Jagden, nämlich auf das wilde Schwein,
den Löwen, den wilden Stier, den Affen, den Bären, den Steinbock, den Wolf, den Leoparden, das
Kaninchen und den Hasen. Für diese Unbilden wollen sich die Thiere rächen, und so ergeht aus dem
oberen Hauptbilde ein furchtbares Gericht über den Jäger von Seiten der Thiere, deren Typen
mit großer Treue und vielem Witze wiedergegeben sind. Hinter dem gefesselten Jäger werden auch
seine Hunde, paarweise an einander gefesselt, dem hohen Gerichtshöfe vorgeführt. In dem unteren
Hauptbilde zeigt sich nun die Vollstreckung des Urtheiles: Der Jäger wird am Spieße gebraten,
und die Hunde werden aufgehängt. Diese Scene ist voll der lustigsten und witzigsten Details.
Was ist das für ein Geist, der sich mit dem Tode vor Augen noch zu so reiner glücklicher
Laune zu erheben vermag!
Potter hat auch zahlreiche Blätter mit großer Gewandtheit und Sicherheit in Kupfer geätzt,
und er hat in dieser Technik früh eine hohe Meisterschaft erreicht, da eine seiner trefflichsten !
Radirungen, „Der Kuhhirt", das Datum 1643 trägt, also die Arbeit eines etwa achtzehnjährigen
Jünglinges ist.
Die berühmten Handzeichnungen in den sogenannten Studienbüchern Potter's (vier Bände in
Schweinsleder) auf dem Kupserstich-Cabinete des berliner Museum sind unächt. L. U.
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