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Görling, Adolph; Woltmann, Alfred [Bearb.]; Meyer, Bruno [Bearb.]
Deutschlands Kunstschätze: eine Sammlung der hervorragendsten Bilder der Berliner, Dresdner, Münchner, Wiener, Casseler und Braunschweiger Galerien : eine Reihe von Porträts der bedeutendsten Meister (Band 3) — Leipzig: Verlag von A.H. Payne, 1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.62336#0316
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Adriaen und Willem van de Velde.
Die Brüder Adriaen und Willem van de Velde, die Söhne des älteren Willem van
de Velde, der sich als Maler von Seestücken auszeichnete, nehmen Beide unter den holländischen
Malern einen sehr hohen Rang ein. Adriaen, der jüngere von Leiden, hatte durch Kunstart und
Kunstvollendung, durch frühzeitige Reife und frühen Tod große Aehnlichkeit mit Paulus Potter.
Er war zu Amsterdam 1639 geboren, schied sich aber durch seine ausgesprochene Anlage für Land-
schafts- und Thiermalerei schon in frühester Jugend so deutlich von Vater und Bruder, daß er nach
Haerlem zu dem Landschaftsmaler Jan Whnants in die Lehre gegeben wurde. Schon die Stu-
dien, die er mitbrachte, sollen diesen trefflichen Meister in Erstaunen gesetzt haben; und ungewöhnlich
schnell entwickelte er sich zu vollkommener Meisterschaft. Einer der besten Knpferätzer seiner Zeit,
fertigte er bereits 1653, also vierzehnjährig, fünf Radirnngen mit merkwürdig geschickter Hand,
und eine von 1655 datirte kleine freie Landschaft mit zwei Kühen, im Berliner Museum, zeigt in
der sicheren Zeichnung, der zarten Ausführung und der malerischen Haltung bereits das feinste Na-
turstndium und die sicherste Meisterschaft. Der große Künstler starb bereits in: Januar 1672 im
33. Jahre. Er muß von eben so außerordentlichem Fleiß wie von ungewöhnlicher Leichtigkeit im
Hervorbringen gewesen sein, denn nicht nur ist schon die Menge der von ihm vorhandenen Gemälde
— gegen 200 — bei seiner kurzen Laufbahn erstaunlich, es kommt noch hinzu, daß er mit seiner
geübten Hand in einem sonst nie wieder beobachteten Umfange seinen künstlerischen Freunden bei ih-
ren Arbeiten gefällig und förderlich war, indem er ihre landschaftlichen oder architektonischen Bilder
mit oft sehr reicher, gelegentlich die Bedeutung des eigentlichen Gemäldes überragender Staffage von
Menschen und Thieren versah. So findet man seine Hand in Bildern des Jan Whnants, des
Jacob Ruisdael, des Meindert Hobbema, des Frederik Moucheron, des Jan Hackaert,
des CoenraetDekker, des AbrahamVerboom, des Jan van derHehden und Anderer thätig.
In der Energie der Charakteristik und der Modellirung und in der Breite des pastosen Vortrages
steht er dem Potter nach; aber er ist ihm durch Vielseitigkeit, geschmackvolle Composition, Feinheit
der Zeichnung und lebhaftes, inniges Gefühl überlegen. Sein gewöhnlicher Vorwurf sind sehr-
lebendige und mannichsaltige Viehgruppen. Meist begränzt er seine Perspective durch Bäume; oft
aber läßt er auch den Blick weit hinaus über die unabsehbar gedehnte Ebene schweifen. Seltener,
aber von gleicher Meisterschaft sind seine landschaftlichen Compositionen, unter ihnen auch mit die
frühesten gelungenen Winterlandschaften. Das Meer zu lieben lag bei ihm in der Familie, und
so malte er auch die köstlichsten Strandlandschaften, bei denen er besonders die Küste von
Scheveningen bevorzugte. Ein unvergleichliches Juwel der Art ist das von ihm im Alter von
neunzehn Jahren gemalte Bild in Cassel. Vereinzelt hat er sich sogar in das Gebiet der histori-
schen Malerei gewagt — man nennt Scenen aus der Passion für die katholische Kirche auf dem
Spinnenhuissteeg und eine Kreuzabnahme für die auf dem Aepfelmarkte zu Amsterdam —, aber er
erkannte mit sicherem Tact, daß diese Stosse eben so wenig wie der lebensgroße Maßstab seiner
Neigung und Fähigkeit entsprachen. —
Eine viel glänzendere äußere Laufbahn und eine mindestens eben so bedeutende künstlerische

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