Jacob van Rnisdae!.
Ihre höchste Ausbildung erreichte die holländische Landschaftsmalerei unstreitig in Haerlem,
wo uns als Hauptvertreter drei einander folgender Generationen von Künstlern, welche die Land-
schäft als selbständige Kunstgattung cultiviren, entgegentreten: 1) Esajas van de Velde, aus
Amsterdam gebürtig, später in Lehden ansässig; 2) Jan van Go Yen, Pieter de Molhn und
Salomon Ruis dael; 3) endlich Jacob Ruisdael, den Waagen mit vollem Recht „unbedingt
von allen holländischen, ja von allen Landschaftsmalern überhaupt, den größten" nennt.
Man kann die Stadien der Entwickelung, welche durch diese Namen repräsentirt werden, kurz
etwa so charakterisiren: E. van de Velde wußte vor Allem das Charakteristische und Malerische zu
geben, und zwar zunächst in Form und Färbung, in größter Einfachheit und Natürlichkeit; mit der
flamändischen Schule hat er die Betonung der Localfarben und die Hervorhebung der Staffage
gemein, aber er weicht durch die geringere Belebtheit, durch die gedämpftere Beleuchtung, durch die
einheitlichere Tonstimmung wesentlich von ihr ab. — Die zweite Generation verstärkt unter der
Anführung ihres Meisters, der selber immer mehr diese Richtung einschlug, den Gegensatz zur
! Schule des Rubens; sie strebt nach dcr Wiedergabe des Charakteristischen mit den einfachsten
! Mitteln, drängt daher die Localfarben zurück, hebt in der Zeichnung nicht die Einzelheiten, sondern
die großen Massen hervor, und legt den ganzen Nachdruck auf die Stimmung; hier kommt zum
ersten Male voll und ganz die individiuelle Landesnatur zur Geltung und zum Ausdrucke; die
Staffage tritt räumlich und geistig mehr zurück.
In der folgenden Generation erreicht die Landschaftsmaler« nun ihre volle Höhe im Anschluß
an die neue Richtung der holländischen Kunst, welche durch Rembrandt zur Herrschaft gelangte;
auch in der Landschaft sowie in Historie und Genre wird jetzt auf den Ausdruck des Gemüths-
lebens der höchste Werth gelegt, und als wesentlichstes der Mittel zu diesem Zwecke bietet sich die kunst-
voll abgemessene und geführte Beleuchtung, das Helldunkel, dar. Hierdurch erst befreit sich die
! landschaftliche Kunst von allen Schranken; sie konnte und brauchte nicht, wie bis dahin vielfach
geschehen, das Charakteristische selbst auf Kosten des Schönen erstreben. „Auch diese Künstler", sagt
! W^ Bode, der die innere Entwickelung der Haerlemer Kunst mit seinem Verständnis; und treffendem
Ausdrucke schildert, „legen freilich in der Regel die Motive ihrer Heimat ihren Gemälden zu Grunde,
aber ohne ihnen etwas von dem Charakter einer Vedute zu lassen. Vielmehr wühlen sie individuelle
i Formen, die auch zugleich schön sind; sie betonen und charakterisiren die einzelnen Theile der Land-
schaft schärfer und verstehen es, zugleich das Seelenleben der Natur zu schildern, die Stimmung
wiederzugeben, welche die Landschaft unter der Einwirkung, der Beleuchtung und der Temperamente
in dem Beschauer hervorrnft. In ähnliche Weise, wie Claude Lorrain mehr die Schönheit der
südlichen Natur als schöne italiänische Landschaften schildert, haben diese holländischen Künstler aus
den Motiven ihrer Heimat die eigentlichen Schönheiten der nordischen Natur in künstlerische Form
zu bringen gewußt. Daher sehen wir auch das Volksleben aus ihren Landschaften verschwinden,
die Natur in ihrer Einsamkeit, in ihrer eigenen ästhetischen und malerischen Bedeutung dargestcllt —
Ihre höchste Ausbildung erreichte die holländische Landschaftsmalerei unstreitig in Haerlem,
wo uns als Hauptvertreter drei einander folgender Generationen von Künstlern, welche die Land-
schäft als selbständige Kunstgattung cultiviren, entgegentreten: 1) Esajas van de Velde, aus
Amsterdam gebürtig, später in Lehden ansässig; 2) Jan van Go Yen, Pieter de Molhn und
Salomon Ruis dael; 3) endlich Jacob Ruisdael, den Waagen mit vollem Recht „unbedingt
von allen holländischen, ja von allen Landschaftsmalern überhaupt, den größten" nennt.
Man kann die Stadien der Entwickelung, welche durch diese Namen repräsentirt werden, kurz
etwa so charakterisiren: E. van de Velde wußte vor Allem das Charakteristische und Malerische zu
geben, und zwar zunächst in Form und Färbung, in größter Einfachheit und Natürlichkeit; mit der
flamändischen Schule hat er die Betonung der Localfarben und die Hervorhebung der Staffage
gemein, aber er weicht durch die geringere Belebtheit, durch die gedämpftere Beleuchtung, durch die
einheitlichere Tonstimmung wesentlich von ihr ab. — Die zweite Generation verstärkt unter der
Anführung ihres Meisters, der selber immer mehr diese Richtung einschlug, den Gegensatz zur
! Schule des Rubens; sie strebt nach dcr Wiedergabe des Charakteristischen mit den einfachsten
! Mitteln, drängt daher die Localfarben zurück, hebt in der Zeichnung nicht die Einzelheiten, sondern
die großen Massen hervor, und legt den ganzen Nachdruck auf die Stimmung; hier kommt zum
ersten Male voll und ganz die individiuelle Landesnatur zur Geltung und zum Ausdrucke; die
Staffage tritt räumlich und geistig mehr zurück.
In der folgenden Generation erreicht die Landschaftsmaler« nun ihre volle Höhe im Anschluß
an die neue Richtung der holländischen Kunst, welche durch Rembrandt zur Herrschaft gelangte;
auch in der Landschaft sowie in Historie und Genre wird jetzt auf den Ausdruck des Gemüths-
lebens der höchste Werth gelegt, und als wesentlichstes der Mittel zu diesem Zwecke bietet sich die kunst-
voll abgemessene und geführte Beleuchtung, das Helldunkel, dar. Hierdurch erst befreit sich die
! landschaftliche Kunst von allen Schranken; sie konnte und brauchte nicht, wie bis dahin vielfach
geschehen, das Charakteristische selbst auf Kosten des Schönen erstreben. „Auch diese Künstler", sagt
! W^ Bode, der die innere Entwickelung der Haerlemer Kunst mit seinem Verständnis; und treffendem
Ausdrucke schildert, „legen freilich in der Regel die Motive ihrer Heimat ihren Gemälden zu Grunde,
aber ohne ihnen etwas von dem Charakter einer Vedute zu lassen. Vielmehr wühlen sie individuelle
i Formen, die auch zugleich schön sind; sie betonen und charakterisiren die einzelnen Theile der Land-
schaft schärfer und verstehen es, zugleich das Seelenleben der Natur zu schildern, die Stimmung
wiederzugeben, welche die Landschaft unter der Einwirkung, der Beleuchtung und der Temperamente
in dem Beschauer hervorrnft. In ähnliche Weise, wie Claude Lorrain mehr die Schönheit der
südlichen Natur als schöne italiänische Landschaften schildert, haben diese holländischen Künstler aus
den Motiven ihrer Heimat die eigentlichen Schönheiten der nordischen Natur in künstlerische Form
zu bringen gewußt. Daher sehen wir auch das Volksleben aus ihren Landschaften verschwinden,
die Natur in ihrer Einsamkeit, in ihrer eigenen ästhetischen und malerischen Bedeutung dargestcllt —