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Görling, Adolph; Woltmann, Alfred [Bearb.]; Meyer, Bruno [Bearb.]
Deutschlands Kunstschätze: eine Sammlung der hervorragendsten Bilder der Berliner, Dresdner, Münchner, Wiener, Casseler und Braunschweiger Galerien : eine Reihe von Porträts der bedeutendsten Meister (Band 3) — Leipzig: Verlag von A.H. Payne, 1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.62336#0325
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Melchior Hondecoeter.
Eine der merkwürdigsten Eigenthümlichkeiten der holländischen Malerschule ist die weit-
getriebene Theilung der Arbeit in derselben, d. h. die Parcellirung des ungeheuren, unbegränzten
Stoffgebietes, dessen sich gerade hier die Malerei bemächtigte, und die ausschließliche Cnltivirung
oft der allerkleinsten Parcellen durch Meister, die an Ersindungsreichthum und technischem Vermö-
gen hinter Keinem zurückzustehen brauchen, und die es in ihrer beschrankten Sphäre unbedingt
Allen znvorthun.
Eine dieser Pareellen ist eine Unterabtheilung von einer Unterabtheilung der Thiermalerei.
Nachdem von dieser die Darstellung des Rindviehes mit dem Anhänge von Pferden, Schafen rc.
ausgeschkeden, und diejenige der eigentlichen reißenden Thiere aus naheliegenden Gründen (nämlich
wegen des Mangels solcher in Holland und wegen des dem Dramatischen abgeneigten Grund-
charakters der ganzen holländischen Kunst) zu einem gelegentlichen Tummelplätze für Thiermaler
aller Art Vorbehalten war, blieb noch die Darstellung von Wild und Geflügel im lebenden und
todten Zustande übrig. Von diesem trotz alledem noch ziemlich umfassenden Gebiete wählte sich ein
Meister die verschiedenartigen Bewohner der zu seiner Zeit mit oft raffinirtem Luxus gepflegten
Hühnerhöfe zu seiner besonderen Domaine aus, um der unübertreffliche Darsteller dieses Kreises
zu werden.
Melchior Hondecoeter, dieser sonderliche, aber ausgezeichnete Meister, stammte aus einer
alten Utrechter Malerfamilie. Sein Großvater, Gillis oder Aegidius Hondecoeter, zu
Utrecht 1583 geboren, malte Portraits und Landschaften in der Art des Roelandt Savery und
des DavidVinckeboomS. Sein Vater und erster Lehrmeister GySbert Hondecoeter aber, gleich-
falls zu Utrecht 1613 geboren und 1653 gestorben, zeichnete sich bereits als Maler von Geflügel
aus. Melchior Hondecoeter wurde zu Utrecht 1636 geboren. Im Alter von siebzehn Jahren kam
er aus dem Unterrichte des Vaters unter die Leitung von Jan Baptista Weenix, geboren zu
Amsterdam 1621 und. gestorben auf seinem Landhause ter Mey bei dem Dorfe Haer unweit
Utrecht 1660. Dieser sehr begabte und ausnehmend vielseitige Künstler war sein Oheim, da er,
achtzehn Jahre alt, Josine Hondecoeter, Tochter des Gillis und Schwester des Ghsbert,
geheiratet hatte. Aber auch unter dieser Leitung blieb Melchior Hondecoeter seiner früh erwachten
Neigung treu, mit sorgsamem Fleiße alle Arten von zahmem Geflügel zu studiren, und er zeichnete
sich sowohl durch die Naturwahrheit in Farben und Bewegungen der Thiere wie durch seine sinnige
und geschmackvolle, nie aus kleinliche Affecte ausgehende, sondern stets groß angelegte Composition
aus. Durfte er sich doch ungescheut zu einem Dekorationsstücke von 4:7 Metern, einen fürst-
lichen Park mit Geflügel darstellend (in der Münchener Pinakothek), versteigen. Gewöhnlich
malt er lebende Thiere, nur vereinzelt, wie sein Vetter und Mitschüler Jan Weenix (1640 oder
1644—1719) fast ausschließlich, todte, und setzt sie mit vielem Geschick, oft selbst mir poetischer
Empfindung in landschaftliche Umgebung. Er zeichnet vorzüglich, malt sehr sorgfältig und sein und
hat ost außerordentlich gute Färbung. Manchmal freilich gelingt es ihm nicht, zu recht bildmäßi-
gem Eindrücke zu kommen. Am besten lernt man ihn im Museum von Amsterdam kennen. — Er
starb zu Utrecht am 3. April 1695. ö. N.
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