Tancred und Armida.
Bon Alessandro Tiarini.
Das hohe Gebirgsthal der Mangiola flammt im Glanze des italischen Frühlings. Schäu-
mend springt der Fluß in seinem Gewand von seidendurchwirkten Silberflocken empor an den
dunklen Abstürzen und Felsenmauern, vor den Sonnenstrahlen nicht sinkend und verstechend, sondern
sich stolz der Wassermächte rühmend, welche ihm aus den noch von Schnee bedeckten Gebirgskämmen
zugesandt werden. Die Sonne hat die Heerden von Ziegen und straffwolligen Schafen aus den
Winterstüllen gelockt — dort ziehen sie an den schroffen Geländen und hier sitzt der Hirt, seinen
während der bösen Winterszeit fast stumm gewordenen Dudelsack prüfend. Es ist des Winters
Scheiden im Hochland und der Vollfrühling im Thal.
Hoch oben auf einer Felsenkuppe steht eine im Abendglanz funkelnde Burg. Blutroth glänzen
die Mauern aus Purpurmarmorblöcken, bereits im Jahre 1221 auferbaut, und schneeblitzend heben
sich die Spitzen der Gebäude im Innern, von denen dasjenige mit dem reich verzierten Spitzgiebel
von dem Hohenstaufen Friedrich II. als sein Palatium in der Markgrafenschaft der Malaspina
auferbaut wurde.
Die Burg heißt Mulazzo, seit dem dreizehnten Jahrhundert unnehmbarer Sitz der Mark-
grafen des deutschen Kaisers, der Helden vom Geschlecht der Malaspina. Mächtig war dies den
erlauchten Estensern verwandte Geschlecht. Drüben, jenseit der Mangiola, treffen wir auf Licciauo,
hoch und wild an der Linarialpe hängend — sie war Allodium der Markgrafen. Und weiter, wer
hätte nicht den Namen von Gragnola aus der Zeit der erbittertste» Kämpfe der Guelfen und Ghi-
bellinen im Gedächtniß, jenes Dorf im tiefen Schluchtenthale, mit der Adlersburg, dem Castello
dell' Aquila achthundert Fuß hoch drüber, wo die Malaspina, echte Gnelfen, dräueten! Fasdinovo
gehörte ebenfalls seit 1340 den Malaspina und in Camporgiano herrschten sie seit 1446 als
Dynasten, seitdem dieses reiche Dorf mit seiner herrlichen Felsenburg sich dem Lionello d'Este
unterworfen hatte, welcher die Malaspina, seine Verwandten, mit der Verwahrung derselben
betraute.
Aber immer war Mulazzo das Felsennest geblieben, wo die Markgrafen ihren Hauptsitz
hatten. Hier fand, bevor sie ans Furcht vor Verrath nach Mirandola floh, die Wittwe des Kai-
sers Lothar, Adelheid, einen Zufluchtsort gegen den die Burg wütheud bestürmenden König Beren-
gar II. Alt, wie sie ist, prangt die stolze Burg in allem Zauber des frischen Jugendglanzes.
Der Burgberg hat sich mit Teppichen geschmückt, welche bis tief in die Schluchten hinabhängen
und die weißgraue Felseumasfe wie ein Kranz umgeben.
Bon Alessandro Tiarini.
Das hohe Gebirgsthal der Mangiola flammt im Glanze des italischen Frühlings. Schäu-
mend springt der Fluß in seinem Gewand von seidendurchwirkten Silberflocken empor an den
dunklen Abstürzen und Felsenmauern, vor den Sonnenstrahlen nicht sinkend und verstechend, sondern
sich stolz der Wassermächte rühmend, welche ihm aus den noch von Schnee bedeckten Gebirgskämmen
zugesandt werden. Die Sonne hat die Heerden von Ziegen und straffwolligen Schafen aus den
Winterstüllen gelockt — dort ziehen sie an den schroffen Geländen und hier sitzt der Hirt, seinen
während der bösen Winterszeit fast stumm gewordenen Dudelsack prüfend. Es ist des Winters
Scheiden im Hochland und der Vollfrühling im Thal.
Hoch oben auf einer Felsenkuppe steht eine im Abendglanz funkelnde Burg. Blutroth glänzen
die Mauern aus Purpurmarmorblöcken, bereits im Jahre 1221 auferbaut, und schneeblitzend heben
sich die Spitzen der Gebäude im Innern, von denen dasjenige mit dem reich verzierten Spitzgiebel
von dem Hohenstaufen Friedrich II. als sein Palatium in der Markgrafenschaft der Malaspina
auferbaut wurde.
Die Burg heißt Mulazzo, seit dem dreizehnten Jahrhundert unnehmbarer Sitz der Mark-
grafen des deutschen Kaisers, der Helden vom Geschlecht der Malaspina. Mächtig war dies den
erlauchten Estensern verwandte Geschlecht. Drüben, jenseit der Mangiola, treffen wir auf Licciauo,
hoch und wild an der Linarialpe hängend — sie war Allodium der Markgrafen. Und weiter, wer
hätte nicht den Namen von Gragnola aus der Zeit der erbittertste» Kämpfe der Guelfen und Ghi-
bellinen im Gedächtniß, jenes Dorf im tiefen Schluchtenthale, mit der Adlersburg, dem Castello
dell' Aquila achthundert Fuß hoch drüber, wo die Malaspina, echte Gnelfen, dräueten! Fasdinovo
gehörte ebenfalls seit 1340 den Malaspina und in Camporgiano herrschten sie seit 1446 als
Dynasten, seitdem dieses reiche Dorf mit seiner herrlichen Felsenburg sich dem Lionello d'Este
unterworfen hatte, welcher die Malaspina, seine Verwandten, mit der Verwahrung derselben
betraute.
Aber immer war Mulazzo das Felsennest geblieben, wo die Markgrafen ihren Hauptsitz
hatten. Hier fand, bevor sie ans Furcht vor Verrath nach Mirandola floh, die Wittwe des Kai-
sers Lothar, Adelheid, einen Zufluchtsort gegen den die Burg wütheud bestürmenden König Beren-
gar II. Alt, wie sie ist, prangt die stolze Burg in allem Zauber des frischen Jugendglanzes.
Der Burgberg hat sich mit Teppichen geschmückt, welche bis tief in die Schluchten hinabhängen
und die weißgraue Felseumasfe wie ein Kranz umgeben.