Philip Wouverman.
Der berühmte Pferdemüler Philip Wouverman, der Schöpfer seines bekannten kleinen, j
aber feinen Genres, der Sohn eines unbedeutenden Malers Paul Wouverman, wurde zu Haerlem
1620 geboren. Nachdem er wohl im väterlichen Hause die ersten Anregungen und Unterweisungen
in der Kunst empfangen, wurde er wahrscheinlich der Schüler des trefflichen Landschaftsmalers Ian
Wynants, dessen Feingefühl für Stimmungston und dessen Zartheit auf ihn überging. Unter
diesem Einflüsse entstanden die meist seiner Frühzeit angehörigen landschaftlichen Compositionen.
Im Jahre 1639 kam Pieter van Laer (geboren 1613 zuLaaren, von den Jtaliänern ilBam-
boccio zubenauut) nach sechzehnjährigem Aufenthalte in Italien nach Holland zurück und erntete in
Haerlem, wo er sich niederließ, erstaunlichen Beifall. Er malte Vorgänge des gewöhnlichen Lebens,
namentlich Landleute im Verkehre mit dem Vieh, uud zeichuete sich durch geschickte Composition, gute
Zeichnung und kräftige Färbung aus. Nach seinem Vorbilde und im Wettstreite mit ihm, anfangs
lange, wie berichtet wird, ohne Erfolg und mit Entbehrungen kämpfend, entwickelte Wouverman seine
eigentümliche Kunstart. Seine Schüchternheit verhinderte ihn daran, aus beengenden Verhältnissen
herauszutreten, und so soll er von Kunsthändlern ausgebeutet worden sein, die ihm seine rastlos in
großer Zahl producirten Bilder um geringen Preis abkauften. Da soll ihm ein würdiger Geistlicher,
Cornelis Catsz, 600 Gulden vorgestreckt und so den Uebergang in eine behaglichere Existenz
ermöglicht haben. Zum Danke malte Wouverman seinem Wohlthäter einen Hubertus, der knieeud
das Crucifix zwischen deu Geweihen eines Hirsches verehrt. — Der Meister starb 1668.
Der eigentliche Held in Wouverruan's Bildern ist das Pferd. Ländliche Scenen, Iagdzüge, !
Reitergefechte u. s. w. geben ihm die unverdrossen immer wieder ergriffene Gelegenheit, seinen
Liebling unter den Thieren vorzuführen, uud namentlich verzichtet er ungern auf einen Schimmel
oder einen Hellen Schecken, der in der Mitte plaeirt die Hauptlichtmasse im Bilde abgiebt. Die >
Compositiou ist leicht uud geistreich, die Bewegung munter und natürlich, die Zeichnung elegant und
correct, die Färbung je nach den Epochen seines Lebens verschieden, aber immer harmonisch und ton-
voll, die Ausführung in der Regel höchst flüssig und detaillirt, doch ohne einen Anflug von Peinlich-
keit, nur selten flüchtig, der Gesammteindruck anmuthend und malerisch. Bei der Gleichartigkeit
der Gegenstände uud der Behandlung wirkt eine größere Menge seiner meist wenig umfangreichen
Bilder mit den kaum fingerlangen Figürchen höchst eintönig, aber jedes einzelne ist ein kleines
Meisterstück, das man nur mit Genuß und inniger Freude betrachten kann. Die Zahl seiner Ge- j
mälde ist im Verhältuiß zu seinem kurzen Leben enorm: es mögen nicht viel an 800 fehlen, und
manche Galerien — vorab die Dresdener uud die Petersburger — besitzen ihrer zu Dutzenden.
In seiner künstlerischen Entwickelung sind drei Perioden zu unterscheiden: die erste reicht bis
zum Ende der vierziger Jahre; hier herrscht der bräunliche Ton Pieter's van Laar; die Pferde find
von schwerer Nace, die Bewegungen oft noch eckig und forcirt. Die zweite füllt die fünfziger Jahre aus.
Es ist die Epoche seiner höchsten Meisterschaft; die warme Färbung wird klar und glänzend, die
Proportionen der Menschen und der Pferde werden schlanker, die Bewegungen eleganter, der Vortrag
ist sehr sicher und von unübertrefflichem Schmelz. Die dritte gehört den sechziger Jahren an. Die
Färbung wird hier kühler, geht in den „Silbertou" über, doch ist die Haltung von zartestem Reiz; die
Formen, der Pferde zumal, bekommen jedoch etwas Eonventionelles, Schablonenmäßiges. I>. ^1.
Der berühmte Pferdemüler Philip Wouverman, der Schöpfer seines bekannten kleinen, j
aber feinen Genres, der Sohn eines unbedeutenden Malers Paul Wouverman, wurde zu Haerlem
1620 geboren. Nachdem er wohl im väterlichen Hause die ersten Anregungen und Unterweisungen
in der Kunst empfangen, wurde er wahrscheinlich der Schüler des trefflichen Landschaftsmalers Ian
Wynants, dessen Feingefühl für Stimmungston und dessen Zartheit auf ihn überging. Unter
diesem Einflüsse entstanden die meist seiner Frühzeit angehörigen landschaftlichen Compositionen.
Im Jahre 1639 kam Pieter van Laer (geboren 1613 zuLaaren, von den Jtaliänern ilBam-
boccio zubenauut) nach sechzehnjährigem Aufenthalte in Italien nach Holland zurück und erntete in
Haerlem, wo er sich niederließ, erstaunlichen Beifall. Er malte Vorgänge des gewöhnlichen Lebens,
namentlich Landleute im Verkehre mit dem Vieh, uud zeichuete sich durch geschickte Composition, gute
Zeichnung und kräftige Färbung aus. Nach seinem Vorbilde und im Wettstreite mit ihm, anfangs
lange, wie berichtet wird, ohne Erfolg und mit Entbehrungen kämpfend, entwickelte Wouverman seine
eigentümliche Kunstart. Seine Schüchternheit verhinderte ihn daran, aus beengenden Verhältnissen
herauszutreten, und so soll er von Kunsthändlern ausgebeutet worden sein, die ihm seine rastlos in
großer Zahl producirten Bilder um geringen Preis abkauften. Da soll ihm ein würdiger Geistlicher,
Cornelis Catsz, 600 Gulden vorgestreckt und so den Uebergang in eine behaglichere Existenz
ermöglicht haben. Zum Danke malte Wouverman seinem Wohlthäter einen Hubertus, der knieeud
das Crucifix zwischen deu Geweihen eines Hirsches verehrt. — Der Meister starb 1668.
Der eigentliche Held in Wouverruan's Bildern ist das Pferd. Ländliche Scenen, Iagdzüge, !
Reitergefechte u. s. w. geben ihm die unverdrossen immer wieder ergriffene Gelegenheit, seinen
Liebling unter den Thieren vorzuführen, uud namentlich verzichtet er ungern auf einen Schimmel
oder einen Hellen Schecken, der in der Mitte plaeirt die Hauptlichtmasse im Bilde abgiebt. Die >
Compositiou ist leicht uud geistreich, die Bewegung munter und natürlich, die Zeichnung elegant und
correct, die Färbung je nach den Epochen seines Lebens verschieden, aber immer harmonisch und ton-
voll, die Ausführung in der Regel höchst flüssig und detaillirt, doch ohne einen Anflug von Peinlich-
keit, nur selten flüchtig, der Gesammteindruck anmuthend und malerisch. Bei der Gleichartigkeit
der Gegenstände uud der Behandlung wirkt eine größere Menge seiner meist wenig umfangreichen
Bilder mit den kaum fingerlangen Figürchen höchst eintönig, aber jedes einzelne ist ein kleines
Meisterstück, das man nur mit Genuß und inniger Freude betrachten kann. Die Zahl seiner Ge- j
mälde ist im Verhältuiß zu seinem kurzen Leben enorm: es mögen nicht viel an 800 fehlen, und
manche Galerien — vorab die Dresdener uud die Petersburger — besitzen ihrer zu Dutzenden.
In seiner künstlerischen Entwickelung sind drei Perioden zu unterscheiden: die erste reicht bis
zum Ende der vierziger Jahre; hier herrscht der bräunliche Ton Pieter's van Laar; die Pferde find
von schwerer Nace, die Bewegungen oft noch eckig und forcirt. Die zweite füllt die fünfziger Jahre aus.
Es ist die Epoche seiner höchsten Meisterschaft; die warme Färbung wird klar und glänzend, die
Proportionen der Menschen und der Pferde werden schlanker, die Bewegungen eleganter, der Vortrag
ist sehr sicher und von unübertrefflichem Schmelz. Die dritte gehört den sechziger Jahren an. Die
Färbung wird hier kühler, geht in den „Silbertou" über, doch ist die Haltung von zartestem Reiz; die
Formen, der Pferde zumal, bekommen jedoch etwas Eonventionelles, Schablonenmäßiges. I>. ^1.