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Görling, Adolph; Woltmann, Alfred [Bearb.]; Meyer, Bruno [Bearb.]
Deutschlands Kunstschätze: eine Sammlung der hervorragendsten Bilder der Berliner, Dresdner, Münchner, Wiener, Casseler und Braunschweiger Galerien : eine Reihe von Porträts der bedeutendsten Meister (Band 3) — Leipzig: Verlag von A.H. Payne, 1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.62336#0190
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Aufbruch Mr Zag- und Rückkehr von der Jagd.
Von Philipp Wouwerman.
Eben hatte es vier Uhr geschlagen. Die herbstliche Sonne zögerte, sich zu zeigen. Chateau
La Tour mit seinen stolzen Gebäuden, seinem paradiesischen Boccage und seiner ganzen reizenden
Umgebung lag wie eine Perle im Grunde des Thales, von wallenden Nebelschleiern umschlungen.
Ueber dem weitern Thale des proven^alischen Adour lag in der Tiefe noch blaugraue Dämmerung;
dicht über den Gruppen der Gehölze hin aber zogen schon flüchtig wie ein Gedanke schmale Streifen
von matter Silberfärbung. Der Fuß des Gebirgszuges im Hintergründe war von Nebelwolken
verborgen; höher hinaus färbten sich die Berge mit sanfter, kirschrother Farbe, und oben um die
reizenden Curven hüpfte und huschte schon ein morgenröthliches Flimmern — der Vorbote des
jungen Tages.
Die tiefe Stille, welche über der Landschaft lagerte, ward plötzlich unterbrochen. Hoch oben
von der Galerie von Chateau La Tour, wo das Banner Heinrich's von Navarra, schwer vom
Morgenthau, sich hob und kräuselte, schmetterten laute und krause Töne des Hifthornes über das
Thal und den Strom und die Fluren.
Laut tönte der Rus des „Trompette" in der Melodie der alten Fabliaux der Provence.
Ihm gehorchend ward's auf La Tour lebendig. Zuerst stürzten die Gartons, die Pagen
schlaftrunken hervor, liefen über den weiten Schloßplatz an der Parkmauer hin und eilten in die
Pferdeställe oder in die eleganten Häuschen, wo die jetzt schon ans Leibeskräften kläffende Meute
logirte. Die Thüren wurden ausgestoßen und die Rüden kamen, bösartig gähnend, zum Vorschein
und fingen an langsam hin und her zu traben.
Jetzt wurden die Rosse herausgeführt. Sie schüttelten sich heftig und wieherten hell aus,
während sie zum Striegeln und Putzen angebunden wurden.
Eines dieser Thiere war ein andalusisches; schöner war selbst der Lieblings-Schimmel des
Bearners nicht. Es wollte sich von dem einen der Stalljnngen durchaus nicht führen lassen.
Ein schlanker, entschlossen aussehender Mann von etwa dreißig Jahren, der Stallmeister,
trat rasch herbei.
„Was soll das Pferd hier?" fragte er sehr übellaunig.
„Putzen will ich's, Maitre Le Clou!" sagte der Bursche.
„Das hieß Dir Niemand, Coquin! Will dieser JunZ- äs äieu, dieser spanische ellien, sein
Pferd blank haben, so putz' er's selbst! Weg damit!"
„Bunt inisux! Meine Arme machen Euch ihr ergebenstes Compliment, Monsieur Le Clou!"
erwiederte der Reitknecht.
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