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Görling, Adolph; Woltmann, Alfred [Bearb.]; Meyer, Bruno [Bearb.]
Deutschlands Kunstschätze: eine Sammlung der hervorragendsten Bilder der Berliner, Dresdner, Münchner, Wiener, Casseler und Braunschweiger Galerien : eine Reihe von Porträts der bedeutendsten Meister (Band 3) — Leipzig: Verlag von A.H. Payne, 1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.62336#0320
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Allart van Cverdingen.
Aldert oder richtiger Allart (Adelardus) van Cverdingen ist einer der ausgezeichnete-
sten unter den holländischen Landschaftsmalern. Er wurde 1.621 zu Alkmaar geboren und starb
eben daselbst im November 1675. Bon seinen Lebensumständen ist wenig bekannt. Er war der
Schuler des Roelandt Savery, zu Courtray 1576 geboren und 1639 gestorben, und des
! Pieter de Molyn, geboren gegen 1600 zu London, gestorben nach 1659 zu Haerlem, wo er
mindestens seit 1616 ansässig war. Möglich, daß ihn seine Studien auch zu Iau van Goyen,
geboren zu Leyden 1597, gestorben im Haag 1656, führten, an dessen Auffassungsweise
viele seiner Bilder mit holländischen Landschaften auffällig erinnern. Später unternahm er eine
Seereise, auf der er durch den Sturm nach Norwegen verschlagen wurde. Hier machte er zahlreiche
Studien.nach der Natur, und in Folge dessen führte er zuerst den Charakter der Gebirgslandschaft
mit mächtigen Felsen, riesigen Tannen im Vordergründe, düstren Bergseen oder schäumenden Wasser-
fällen in die holländische Kunst ein. Seine Gemälde dieser Art haben etwas ungemein Großartiges.
Sie stellen die Natur mit der größten Treue und zugleich mit einem Anhauch tiefer Poesie dar.
Die technische Behandlung ist von meisterhafter Leichtigkeit, doch nicht von gleichmäßiger Vollendung
in den verschiedenen Werken. Sein Luftton hat völlige Klarheit, die Färbung im Allgemeinen ist
sehr kräftig, häufig angenehm warm, manchmal allerdings durch ein monotones, undurchsichtiges
! Braun an recht seiner Harmonie gehindert. Viel seltener, aber eben so schön sind seine Bilder mit
einfachen Wald- und Flachlandschaften im holländischen Charakter.
Vielseitiger als in seinen Gemälden zeigt sich Cverdingen in seinen Radirungen und seinen
Handzcichnungen. Die ersteren haben eine etwas derbe, aber sehr sichere Technik und sind voll
Frische und Kraft. Gelegentlich weiß er indessen auch dem Einzelnen den höchsten Grad der Durch-
bildung zu geben, ohne die Gesammthaltung darüber einzubüßen. — Von besonderem Interesse ist
eine Folge von siebenundfünfzig Blättern, welche Illustrationen zu dem Gedichte vom Reineke Fuchs
enthalten und eine reiche Erfindungsgabe und einen glücklichen Humor verrathen. Die Original-
zeichnungen zu denselben befinden sich in der Kupserstichsammlung des britischen Museums, welche
auch außerdem an Zeichnungen und Stichen des Meisters so reich ist, daß man ihn dort am gründ-
lichsten studiren kann. — Schwach ist er überall in der Zeichnung menschlicher Figuren, was be-
sonders da störend hervortritt, wo auf dieselben der Hauptaccent der Composition fällt, wie nament-
lich in den zwei von ihm in Schwarzkunstmanier ausgeführten Blättern „Venns und Amor" und
„Die drei Capuziner." L. kl.


Deutschlands Kunstschätz"e iit-

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