Deutschlands Kunstschatze. 93
durch das wohlverdiente Mahl stärken, das Seine Gnaden der Groß-Prior uns in Aussicht gestellt
hat. .
„Der Tisch ist im Garteu-Pavillon gedeckt", antwortete Courtanvaup. „Seid Ihr auch em
verkappter Edelmaun, Herr Scaramouche?"
„Ich bin ein Maler, Manglard; der da ist Freund Antoine Watteau, der eigentliche Anbeter
Colombinen's, welcher, gleich dem Pantaleone, wo es sich um schöne Damen handelt, stets leer aus-
geht, und dieser Herr ist ein Dichter, der jetzt in Wahrheit behaupten kann, die Hand einer jungen,
schönen und witzigen Herzogin ausgeschlagen zu haben . .
Der Groß-Prior verbeugte sich nach allen Seiten und der Zug marschirte in wiedergewounener
heiterster Laune durch den Garten. Nach dem Mahle sand unter Assistenz des Herrn Abbo's, des
Chorcantors und in der Gegenwart der ganzen Dienerschaft die Doppel-Trauung des Herzogs von
Elboenf und Roquelaure's statt. Die beiden jungen Ehemänner blieben auf Chantilly und Mang-
lard, einen ungeheuren Geldbeutel auf den Knieen tanzen lassend und einer Flasche Wein nach
der andern den Hals brechend, trat allein mit den Freunden die Rückreise nach der „Orotx ä68
Tem^Iiers" an.
Deville versank in tiefe Betrachtungen und kam erst dann wieder in seine selbstgefällige
Stimmung, als die Beute von Chantilly vertheilt wurde. Watteau verlegte sich aufs Seufzen
und schien sich von Colombinen's Bilde jetzt gar nicht mehr losreißen zu können. Von diesem
Augenblick an ward er ein abgesagter Feind des schönen Geschlechts, das er mit solcher Grazie aus
seinen Cabinetsbildern darzustellen verstand. Aus Elboeusis Wunsch malte er die Personen der
Oorumeciia äell' arte von Chantilly; aber er behielt das Bild und lehnte die Pension ab, welche
ihm der glückliche Prinz anbot. Dagegen sollicitirte Deville bei der schönen Herzogin von Roque-
laure so lange in Versen und Prosa, bis er von ihr ein Jahrgehalt von tausend Livres erlangte
und dadurch in den Stand gesetzt wurde, im „Templerkreuz" sich als Pfandleiher und Wucherer
bei den leichtsinnigen Insassen unentbehrlich zu machen. Or. O-.
Deutschlands Kunstschätze Ilt.
16
durch das wohlverdiente Mahl stärken, das Seine Gnaden der Groß-Prior uns in Aussicht gestellt
hat. .
„Der Tisch ist im Garteu-Pavillon gedeckt", antwortete Courtanvaup. „Seid Ihr auch em
verkappter Edelmaun, Herr Scaramouche?"
„Ich bin ein Maler, Manglard; der da ist Freund Antoine Watteau, der eigentliche Anbeter
Colombinen's, welcher, gleich dem Pantaleone, wo es sich um schöne Damen handelt, stets leer aus-
geht, und dieser Herr ist ein Dichter, der jetzt in Wahrheit behaupten kann, die Hand einer jungen,
schönen und witzigen Herzogin ausgeschlagen zu haben . .
Der Groß-Prior verbeugte sich nach allen Seiten und der Zug marschirte in wiedergewounener
heiterster Laune durch den Garten. Nach dem Mahle sand unter Assistenz des Herrn Abbo's, des
Chorcantors und in der Gegenwart der ganzen Dienerschaft die Doppel-Trauung des Herzogs von
Elboenf und Roquelaure's statt. Die beiden jungen Ehemänner blieben auf Chantilly und Mang-
lard, einen ungeheuren Geldbeutel auf den Knieen tanzen lassend und einer Flasche Wein nach
der andern den Hals brechend, trat allein mit den Freunden die Rückreise nach der „Orotx ä68
Tem^Iiers" an.
Deville versank in tiefe Betrachtungen und kam erst dann wieder in seine selbstgefällige
Stimmung, als die Beute von Chantilly vertheilt wurde. Watteau verlegte sich aufs Seufzen
und schien sich von Colombinen's Bilde jetzt gar nicht mehr losreißen zu können. Von diesem
Augenblick an ward er ein abgesagter Feind des schönen Geschlechts, das er mit solcher Grazie aus
seinen Cabinetsbildern darzustellen verstand. Aus Elboeusis Wunsch malte er die Personen der
Oorumeciia äell' arte von Chantilly; aber er behielt das Bild und lehnte die Pension ab, welche
ihm der glückliche Prinz anbot. Dagegen sollicitirte Deville bei der schönen Herzogin von Roque-
laure so lange in Versen und Prosa, bis er von ihr ein Jahrgehalt von tausend Livres erlangte
und dadurch in den Stand gesetzt wurde, im „Templerkreuz" sich als Pfandleiher und Wucherer
bei den leichtsinnigen Insassen unentbehrlich zu machen. Or. O-.
Deutschlands Kunstschätze Ilt.
16