Andrea Mantegna.
In Oberitalien ist im fünfzehnten Jahrhundert keine Stadt wichtiger für dis Entwickelung
der Malerei als Padua. Für diefen Umstand war neben den einheimischen Bestrebungen
namentlich auch der Zusammenhang mit Florenz und dem mittleren Italien bestimmend, der auf
künstlerischem Gebiet hier seit lange bestand. In Padua Hatte Giotto die Capella dell ' Arena
gemalt, hier hatte ein Jahrhundert später der umbrische Meister Gentile da Fabriano Einfluß
geübt, ein Geistesgenosse des Fra Angelico da Fiesole. Dann wirkten hier um die Mitte des
fünfzehnten Jahrhunderts mehrere berühmte florentimsche Künstler, der große Bildhauer Do-
natello schuf das eherne Reiterbild des Feldherrn Gattamelata, Fra Filippo Lippi
und Paolo Ucello führten Wandmalereien aus, bürgerten hier das entschiedene Naturgefühl,
-die theoretische Bildung, die Kenntniß des Alterthums ein.
Unterdessen hatte sich in Padua selbst eine große Malerschule gebildet. An ihrer Spitze stand
Francesco Squarcione (geb. 1394, gest. 1474), der Sohn eines angesehenen Notars, der
selbst das Geschäft eines Schneiders und Stickers betrieb, zugleich aber auch Maler war. Nach
alten Nachrichten hatte er große Reisen gemacht, er war im gesammten Italien, in Griechenland
gewesen, hatte Kunstwerke aller Art, Gemälde, Abgüsse nach Antiken, gesammelt und verwendete
diese als Lehrmaterial. Er selbst dagegen war, den neuesten Forschungen von Crowe und Caval-
caselle zufolge, uur ein mittelmäßiger Maler, der mehr den Charakter eines großen Unternehmers
Hatte und seine Schüler unter seinem Namen arbeiten ließ. Die rohesten und gewöhnlichsten Pro-
ducte mischten sich mit künstlerisch bedeutenderen Leistungen, je nachdem die Schüler waren, bis
endlich in dieser Schule eiu juuges Talent austrat, das sich neue Bahnen wählte und das auch
eine Zeit lang auf andere Maler der Werkstatt einen fördernden Einfluß übte: Andrea Man-
tegna.
Ein Knabe niedern Standes, 1431 zu Padua geboren, ward Andrea in zartem Alter von
Squarcione adoptirt. Unter der Leitung desselben bildete er sich aus, aber in der Folge waren es
Einflüsse anderer Art, die noch entschiedener auf ihn wirkten. In Padua war eine Zeit lang
Jacopo Bellini aus Venedig, ein Schüler des Gentile da Fabriano thätig, dessen Begabung für
das Malerische, für die Ausbildung des Colorits auf Mantegna Eindruck machte. Mit ihm wie
mit seinen Söhnen Gentile und Giovanni Bellini, die bald die tonangebenden Meister in
Venedig wurden, trat Andrea in nächste persönliche Beziehung und heirathete in der Folge Jacopo's
Tochter Niccolosia. Nicht minder wichtig war für ihn das Vorbild der in Padua thätigen, eben
erwähnten Bildhauer und Maler aus Florenz. Durch sie wurde nicht blos sein realistisches
Gefühl entwickelt, sondern auch sein Verhältniß zum elastischen Alterthum wesentlich bestimmt.
In Oberitalien ist im fünfzehnten Jahrhundert keine Stadt wichtiger für dis Entwickelung
der Malerei als Padua. Für diefen Umstand war neben den einheimischen Bestrebungen
namentlich auch der Zusammenhang mit Florenz und dem mittleren Italien bestimmend, der auf
künstlerischem Gebiet hier seit lange bestand. In Padua Hatte Giotto die Capella dell ' Arena
gemalt, hier hatte ein Jahrhundert später der umbrische Meister Gentile da Fabriano Einfluß
geübt, ein Geistesgenosse des Fra Angelico da Fiesole. Dann wirkten hier um die Mitte des
fünfzehnten Jahrhunderts mehrere berühmte florentimsche Künstler, der große Bildhauer Do-
natello schuf das eherne Reiterbild des Feldherrn Gattamelata, Fra Filippo Lippi
und Paolo Ucello führten Wandmalereien aus, bürgerten hier das entschiedene Naturgefühl,
-die theoretische Bildung, die Kenntniß des Alterthums ein.
Unterdessen hatte sich in Padua selbst eine große Malerschule gebildet. An ihrer Spitze stand
Francesco Squarcione (geb. 1394, gest. 1474), der Sohn eines angesehenen Notars, der
selbst das Geschäft eines Schneiders und Stickers betrieb, zugleich aber auch Maler war. Nach
alten Nachrichten hatte er große Reisen gemacht, er war im gesammten Italien, in Griechenland
gewesen, hatte Kunstwerke aller Art, Gemälde, Abgüsse nach Antiken, gesammelt und verwendete
diese als Lehrmaterial. Er selbst dagegen war, den neuesten Forschungen von Crowe und Caval-
caselle zufolge, uur ein mittelmäßiger Maler, der mehr den Charakter eines großen Unternehmers
Hatte und seine Schüler unter seinem Namen arbeiten ließ. Die rohesten und gewöhnlichsten Pro-
ducte mischten sich mit künstlerisch bedeutenderen Leistungen, je nachdem die Schüler waren, bis
endlich in dieser Schule eiu juuges Talent austrat, das sich neue Bahnen wählte und das auch
eine Zeit lang auf andere Maler der Werkstatt einen fördernden Einfluß übte: Andrea Man-
tegna.
Ein Knabe niedern Standes, 1431 zu Padua geboren, ward Andrea in zartem Alter von
Squarcione adoptirt. Unter der Leitung desselben bildete er sich aus, aber in der Folge waren es
Einflüsse anderer Art, die noch entschiedener auf ihn wirkten. In Padua war eine Zeit lang
Jacopo Bellini aus Venedig, ein Schüler des Gentile da Fabriano thätig, dessen Begabung für
das Malerische, für die Ausbildung des Colorits auf Mantegna Eindruck machte. Mit ihm wie
mit seinen Söhnen Gentile und Giovanni Bellini, die bald die tonangebenden Meister in
Venedig wurden, trat Andrea in nächste persönliche Beziehung und heirathete in der Folge Jacopo's
Tochter Niccolosia. Nicht minder wichtig war für ihn das Vorbild der in Padua thätigen, eben
erwähnten Bildhauer und Maler aus Florenz. Durch sie wurde nicht blos sein realistisches
Gefühl entwickelt, sondern auch sein Verhältniß zum elastischen Alterthum wesentlich bestimmt.