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Goldmann, Nikolaus; Sturm, Leonhard Christoph
Nicolai Goldmanns Abhandlung Von den Bey-Zierden Der Architectur, Welche Durch Mahlerey und Bildhauerey zuwege gebracht werden: Mit ... Anmerckungen ... — Augspurg, 1720

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https://doi.org/10.11588/diglit.1620#0003
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Das erſte Capitul.

von Gemaͤhlden.

a b a e,

OE DDEES

Je Bey ⸗Zierden ſeyn durch Mahler oder Bildhauer denen Bau⸗Zierden
beygefuͤgte Zierrathen / welche man offtmahls unterlaſſen kan / ob
man ſchon anderwerts Baumeiſteriſche Ausziehrung gebrau-
Za Her Zum wenigſten auſſen an freyer Lufft allezeit / auch ſo gar an den herr-
tiichſten Palläſten ſpahrſam gebrauchen muß / ausgenommen die Ehren⸗Monu-
menta, als Ehren⸗ Pforten / Ehren⸗Saͤulen / und dergleichen. Dann es ſind
2 die Bey⸗Zierden anzuſehen / und in eben ſolcher Proportion zu gebrauchen /
als die Gewuͤrtze an den Speiſen. Wie nun dieſe in groſſer Quantitaͤt an-
gethan die Speiſen in der That verderben / alſo kan man verſichert ſeyn / daß
auch verſtaͤndigen Gemuͤthern ein Gebaͤude durch haͤuffiges Schnitz⸗Werck und Mahlerey recht eckel-

b „


heit ſeines Verſtandes etwas verdaͤchtig zu halten. Ja wie man durch eine ziemliche Quantitaͤt gemei-
nen Gewuͤrtzes eine Speiſe nicht ſo annehmlich machet / als durch ein wenig auserleſenes / rares und
koſtbares / alſo iſt auch gewiß / daß man ein Gebaͤude viel mehr ziehret durch Mahl⸗oder Bild⸗Werck /
ſo hoͤchſt ſpahrſam angebracht / aber von recht guten Meiſtern iſt verfertiget worden / als durch ſehr vie-
les / ob ſchon an ſich in behoͤriger Proportion angebrachtes / ſo von Stümpern gemacht worden / wel-
ches hoͤchſt vernuͤnfftige Principium doch wenig Teutſchen biß auf dieſen Tag hat koͤnnen beyge-


Die Gemaͤhlde belangend / iſt auſſer Zweiffel / daß dieſelbe die Gebaͤnde ſchoͤner
machen / wenn ſie recht angewendet werden / und / wie ſich auſſen an der freyen Lufft noch we-
niger ziemet / damit zu excediren / als mit Bildhauerey / innen in den Zimmern mit jenen eher einen
Uberſſuß / als mit dieſer gebrauchen koͤnne. Derohalben verwerffen die Baumeiſter diejeni-
ge Art / da man gantze Waͤnde ůber und uber mit Farben beſchmieret / wie man droben
im Reich / als zu Nuͤrnberg / Augſpurg / Muͤnchen und ſo weiter / alſo gantz uͤbermahlte Haͤuſer ſiehet.
Im Gegentheil zu geſchweigen / daß ſich auſſen an die Gebaͤude gar keine Mahlerey mit natuͤrlichen
Farben ſchicket / am wenigſten aber Hiſtorien oder Landſchafften / ſoll man den Gemaͤhlden ih-
ren beſondern platz / welcher von denen Bey⸗dierden unterſchieden iſt / zueignen: De-
rohalben ſollen die Gemaͤhlde mit Kaͤhmen umgeben / und alſo unter die Fenſter /
oder zwiſchen die Fenſter geſtellet werden. Und ſolche ſtehen vor andern ſehr wohl / wenn
ſie gantz weiß und alſo gemahlet werden / als wenn es wenig erhabene / aus Gyps oder Alabaſter ge-
machete Arbeit waͤre. Auf welcherley Art Mahlerey ſich gewiſſe Mahler in Welſchland / Franckreich
und Braband / wo viel gebauet wird / gantz allein mit groſſem Fleiß zu legen pflegen / um deſto voll-
kommener darinn zu werden / und die Augen zu betriegen / daß ſie nicht nur vor erhaben anſehen / was
platt iſt / ſondern auch an der Materia ſelbſt ſich irren. Da gewißlich recht guter Verſtand zugehoͤret /
daß die Schattierung ſo gemachet werde / als der Schatten von dem gewoͤhnlich dahin fallenden Liecht

wuͤrcklich fallen wuͤrde / wenn das Bild wuͤrcklich erhaben ausgeh auen waͤre. 8 /
Dafern aber keine Saͤulen oder ander Sims⸗Werck / an einem Bau gebrauchet werden /
oder man ein Anſehen geben will / als waͤre das mit Sims⸗Werck nur ſpahrſam ausgeziehrte Mau-
erwerck reichlich damit beſetzet; mag man dieſelben mit ihren Gebaͤlcken auf der ebenen
Wand mahlen / nemlich ſchlechte in Aufriß / und daß man die weit heraus ſpringende Kraͤntze
in der That coͤrperlich mache / aber mit keiner ſo groſſen Ausladung als ſonſt die gewoͤhnliche Maaſſe
erfordert / ſondern alſo / daß man durch die dazu gethanene Mahlerey und Schattierung die Ausla-


ehemahls genandten Ramsdorſſiſchen Hauſes / Anno 1708. ſehr wohl gemahlet geſehen. Es kan ſolche


Noth zuwege gebracht werden / wenn er nur ſelber Kundſchafft von dem Mahlen auf naſſen Kalch
hat. Darinnen er jeglichen Mahler / ſo weit es zu ſolcher Arbeit noͤthig iſt / leicht unterweiſen kan.
Es koͤmmt aber ſolcher Calus, da man alſo Architeckoniſch Sims⸗Werck durch Mahlerey vorſtellen
muß / nicht allein in dem Fall der Spahrſamkeit / ſondern auch in andern leichtlich vor. Zum Exem-
pel wenn jemand ein Hauß bauete / und daran die e an der Gaſſe mit Ordnungen auszieh-

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