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Vermeer van Delft, Jan; Goldscheider, Ludwig [Hrsg.]
Johannes Vermeer: Gemälde; Gesamtausgabe mit Einleitung, Katalog, Signaturen-Tafel, 83 einfarbigen und 34 farbigen Wiedergaben — Köln, 1958

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https://doi.org/10.11588/diglit.51036#0137
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KATALOG: Tafeln 21-33

135

blau, das Laubwerk gelb über blau. Das Gelb im Laub
ist verblaßt, das Blau ausgewachsen; es ist aber
möglich, daß Vermeer diesen Effekt vorausgesehen
hat.
Das Haus rechts stellt nach Swillens dasAltweiberheim
in Delft dar, welches 1661 niedergerissen wurde. (Das
ergibt einen terminus ante quem für die Datierung des
Bildes.)
8
Tafel 21
DIENSTMAGD MIT FUSSWÄRMER. Um
1659. Weimar, Schloßmuseum. Handzeichnung, hier
originalgroß reproduziert. Signiert auf dem Fuß-
wärmer.
Seit 1880 in Weimar.
Schwarze Kreide mit Weißhöhung, Teile mit Rötel
verstärkt, nämlich die Umrißlinien der linken Hand
und der rechten Halsseite; auch Lippen und Wangen
leicht mit Rötel übergangen. Bläuliches Papier. Die
Signatur, sicherlich echt, ist der auf der Ansicht von
Delft ähnlich; die Zeichnung stammt auch aus unge-
fähr derselben Zeit (wahrscheinlich etwas früher). Die
Figur erinnert noch an die Maria im Edinburgher Bild
(Tafel 1) oder an die winzige Näherin der Straße in
Delft (Tafel 20), teilweise sogar an das Milchmädchen
(Tafel 23). In dem letztgenannten Gemälde erscheint
übrigens rechts im Hintergrund der „Fußwärmer“
wieder, der in dieser Zeichnung eine Rolle spielt.
9
Tafel 23; 22, 24, 23
DIENSTMAGD MIT MILCHKRUG. Um
1660. Amsterdam, Rijksmuseum. 45.4X 41 cm.
Amsterdamer Auktion 1696, No. 2 („Eine Magd, die
Milch umgießt, außergewöhnlich gut gemalt“, 175
Gulden). - Amsterdamer Auktion, 20. April 1701, No. 7
(320 Gulden), - Auktion Jacob van Hoek, Amsterdam
1719 (126 Gulden). - Auktion Pieter Leendert de Neufville,
Amsterdam 1765 (500 Gulden). - Auktion Jan Jacob de
Bruyn, Amsterdam 1798 (1550 Gulden). - Auktion
Hendrik Muilman, Amsterdam, 12. April 1813 (2125
Gulden). - Das Rijksmuseum erwarb das Bild 1908 aus der
Sammlung Jan Six, Amsterdam (nach E. V. Lucas um
500.000 Gulden).
Kräftiges Pointille im Stilleben (vgl. Tafel 17).
Der englische Maler Reynolds erwähnt in seiner „Reise
nach Flandern und Holland“ (London 1781) das Bild

als eines der besten, die er dort gesehen; es ist noch
immer eines der populärsten unter allen Gemälden
Vermeers.
IO
Tafel 27; 26, 28, 29
ANSICHT VON DELFT. Um 1660. Haag,
Mauritshuis. 98 X 117 cm. Signiert auf dem Boot links.
Amsterdamer Auktion 1696, No. 31 („Die Stadt Delft in
Perspektive, vom Süden gesehen“, 200 Gulden). - Auktion
S. J. Stinstra, Amsterdam, 22. Mai 1822, No. 112 (2900
Gulden); von der niederländischen Regierung angekauft.
Im Vordergrund, rechts von der Frau, die den Rücken
zeigt, eine übermalte männliche Figur, die schattenhaft
unter der Farbschicht sichtbar geworden ist. Diese
Übermalung stammt von Vermeer selbst.
Pointilles auf den Schiffen, der Brücke und im Laub-
werk. Die blauen Farbtöne haben sich infolge von
Verblassen des Gelblacks verstärkt, jedoch nur in den
Bäumen, nicht im Wasser oder in den Dächern.
Eine Zeichnung im Städelschen Kunstinstitut zu
Frankfurt (1833 in der Auktion De Vos, Amsterdam,
um 92 holländische Gulden erworben) wurde früher
manchmal Vermeer zugeschrieben und für eine
Vorzeichnung zur Ansicht von Delft gehalten. Die
Zeichnung (18.3X 29 cm.) ist in schwarzer Kreide auf
blauem Papier, mit Weißhöhung und braun laviert,
mit einigen Zusätzen in Tinte. Das Papier dieser
Zeichnung ist aber aus dem 18. Jahrhundert, worauf
schon Swillens hingewiesen hat.
II
Tafel 30-33
HERR UND DAME BEIM WEIN. Um 1661.
Berlin, Museum. 66.3X76.5 cm.
Auktion Jan van Loo, Delft, 18. Juli 1736, No. 16 (52
Gulden). - Sammlung Lord Francis Pelham Clinton Hope,
London (Katalog von 1891); 1898 von der Kunsthandlung
P. D. Colnaghi, London, erworben. - 1901 vom Berliner
Museum um ^5000 angekauft.
Zur Zeit der Erwerbung war das Gemälde weitgehend
übermalt und wurde im Berliner Museum unter
Aufsicht von Bode und Friedländer geputzt; an Stelle
des Fensters befand sich vor der Restaurierung die
Aussicht in eine Landschaft. Das Fenster, wie man es
jetzt sieht, ist das gleiche wie in den Tafeln 34, 38, 43,
46 und 48, woraus man schließen darf, daß alle diese
Bilder von Vermeer wahrscheinlich in demselben
Zimmer seines Hauses „Mechelen“ gemalt worden
 
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