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Goldschmidt, Adolph
Der Albanipsalter in Hildesheim und seine Beziehung zur symbolischen Kirchensculptur des XII. Jahrhunderts — Berlin, 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.25232#0030
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18

Einleitung.

Berlin. Kgl. Kupferstichkab. Hamilton 549. Saec. XII. Mit zahl-
reichen leicht in Farben angelegten Zeichnungen, die im Text
verstreut sind und gleich dem Stuttgarter Psalter die Verse
theils wörtlich theils durch biblische Scenen wiedergeben,
doch fast immer im Beisein König David’s, der auf die
Bilder hinweist. Zahlreiche Beischriften erklären die Dar-
stellungen. Die Eintheilung ist allein die römisch-liturgische,
was für die romanischen Länder spricht. Byzantinische Be-
ziehungen sind darin erkennbar, dass vor Psalm 50 die
Sünde David’s gegen Urias weitläufig in Bildern über fast
zwei Seiten ausgesponnen ist. Es war dies die Stelle, die in
byzantinischen Psalterien nächst Psalm 77 am meisten betont
und geschmückt wurde. Psalm 77 ist zwar in der Berliner
Handschrift nicht besonders ausgezeichnet, bringt aber als
Illustration wie üblich die Gesetzgebung Mosis. Auch eine
Ornamenttafel vor Psalm 50 entspricht ganz dem Character
byzantinischer Vorsatzstücke.

Hildesheim. Bibliothek von St. Godehard. Anfang des 12. Jalirh.
Englisch. Eintheilung die combinierte Zehntheilung. Die
Bilder sind in die Initialen eingefügt. Dieser Psalter wird in
den folgenden Capiteln eingehender behandelt werden.

Aus dieser weit ausgesponnenen Illustrationsweise, wie wir sie
in reicheren Psalterien besonders im 11. und 12. Jahrhundert nach-
weisen können, entwickelt sich auch das übliche Bilderschema der
meisten französischen Psalterien des 13. und 14. Jahrhunderts. Da
in Frankreich, Burgund und Italien auch in diesen Jahrhunderten
noch die liturgische Achttheilung die bei weitem vorherrschende war,
so knüpft sich das Schema hauptsächlich an diese Theilung. Die mit
geringen Abweichungen wiederkehrenden Bilder, die meist in den
Initialen angebracht wurden, sind:

Psalm 1. König David mit Psalter oder Harfe (zuweilen
sind seine Musiker noch liinzugefügt oder sein Kampf mit
Goliath).

Psalm 26. „Dominus illuminatio mea“: David ist kniend oder
stehend Christus oder der Hand Gottes zugewandt und zeigt
auf sein Auge. (Statt dessen tritt häufig die Salbung David’s
zum König ein in Folge der Psalmüberschrift „priusquam
liniretur“).

Psalm 38. „Dixi: Custodiam vias meas, ut non delinquam in
lingua mea“: David allein oder vor Christus zeigt auf seine
Zunge oder Mund, weist manchmal auch, um „vias meas“
anzudeuten, auf die Erde oder geht mit einem Wanderstabe.
 
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