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Ueber die Psalterillustration des Mittelalters.

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Psalm 52. „Dixit insipiens in corde suo: Non est deus“: Ein
Narr, meist halbnackt, mit Keule in der Hand und in ein
Brot beissend, zuweilen mit David daneben.

Psalm 68. „Salvum me fac, Deus, quoniam intraverunt aquae
usque ad animam meam“: David, nackt, bis zur Hüfte im
Wasser, erhebt seine Hände flehend zu Gott.

Psalm 80. „Exsultate Deo adjutori nostro“: David spielt mit
Hämmern an einer Reihe Glocken.

Psalm 97. „Cantate Domino canticum novum“: Mönche singen
vor einem Betpult.

Psalm 109. „Dixit Dominus Domino meo: Sede a dextris meis“
Christus thront zur Rechten Gott Vaters, meist schwebt über
Beiden die Taube des heiligen Geistes* 1).

Während in Frankreich also die reine Achttheilung bestehen
geblieben war, hatte sich, wie schon angedeutet, auf englischem und
deutschem Gebiet seit dem 12. Jahrhundert die Achttheilung zur
Dreitheilung hinzugesellt. Die Psalmen 51 und 101 blieben aber
gegenüber den Matutinanfängen immer noch die reicher geschmückten
Theilpunkte. Sie waren in der ursprünglichen irischen und angel-
sächsischen Heimath die Träger der Titelbilder mit David oder
Christus und Scenen aus ihrem Leben und Wirken gewesen, und
darin liegt wahrscheinlich der Keim dafür, dass sich die Entwickelung
englischer und vor Allem deutscher Psalterbilder mehr in histo-
rischen Scenen fortspinnt im Gegensatz zu den französischen Wort-
illustrationen.

') Zu dieser Gruppe ohne jede Beimischung der Dreitheilung gehören
z. B. die Handschriften in Paris, Bibi. Nat. Lat. 1073 A u. Lat. 10489. — Brüssel,
Y 391, 401, 413, Biblia sacra Lat. 5. — London, Brit. Mus. Add. Ms. 17 868, 30045,
Ivleopatra B. XIV. — Padua, Bibi. Anton. Scaff. XII No. 252. — Neapel, Bibi., Ms.

I. B. 56. — Stuttgart, Oeffentl. Bibi. Biblia fol. 3 u. 6, quarto 8. — Nürnberg, Ger-
man. Mus. 4984 a. etc. — Daran schliessen sich eine Menge ganz ähnlicher Hand-
schriften, in denen sich einzelne Bilder in leichten Variationen abwandeln, wie vor

Ps. 26. Halbfigur Christi mit Schriftband: „Ego sum lux mundi“ (Stuttgart
fol. 69). — Christus in der Mandorla mit Engeln und 7 Leuchtern
(Paris, Bibi. Nat. Lat. 238).

Ps. 38. David steht einem Teufel gegenüber und zeigt auf seinen Mund
(Paris, Bibi. Nat. Lat. nouv. acq. 1392).

Ps. 52. Der Narr reitet auf einem Steckenpferd (Brüssel A. A. 125).

Ps. 80. Ein Engel spielt Guitarre (Sigmaringen No. 60).

Ps. 109. Trinität (Gottvater mit Crucifix im Schooss, die Füsse auf zwei
Juden setzend) (München, Lat. 827).

Immer sind die Bilder aber in directer Beziehung zum Wortlaut des ersten
Verses.

2*
 
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