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Erster Abschnitt.

Inhalt und Entstellung- der Handschrift.

Der in Hildesheim im Besitz der St. Glodeliardskirche be-
findliche illustrierte Psalter1) des 12. Jahrhunderts hat bereits einmal
eine wissenschaftliche Ausbeute geliefert, da er auf einigen Blättern
ein altfranzösisches Alexislied enthält2); im Uebrigen aber fand er in
weiteren Kreisen wenig Beachtung, obgleich er eine ganz über-
raschend grosse Fülle von bildlichem Schmuck aufweist; er besitzt
nicht weniger als 45 Bilder, welche fast die ganze Blattgrösse ein-
nehmen, und 209 Initialen, sämmtlich mit figürlichen Darstellungen.

Der französische Text des Alexisliedes weist auf Nordfrankreich
oder England, die Handschrift auf das 12. Jahrhundert.

Der Codex (moderner Pappband) besteht aus 209 dicken Perga-
mentblättern von 19 cm Breite, 271/2 cm Höhe:

fol. la Aufschrift des 17. oder 18. Jahrhunderts „Liber Monast.
Lamspring. 0. S. B. Cong. Angl.“, und in der Ecke oben die
entsprechende Bibliotheksnummer 2657. Die Handschrift
stammt also aus dem Benedictinerkloster Lamspringe, 2 Meilen
westlich von Goslar, welches 1521 als Nonnenkloster aufgehoben
und 1643 vom Erzbischof von Köln und Administrator von
Hildesheim mit englischen Benedictinern besetzt worden war3).

■) Den Herren Pastoren zu St. Godehard möchte ich an dieser Stelle meinen
Dank aussprechen für die grosse Bereitwilligkeit, mit welcher sie mir die Hand-
schrift jederzeit zum Studium zur Verfügung stellten.

2) Der Druck des Textes mit einigen wenigen Notizen über die Hand-
schrift geschah zuerst durch Wilhelm Müller in Haupt’s Zeitschrift Bd V, S. 299.
Neuerdings ist auch bei dem Photographen F. H. Bödeker in Hildesheim eine
Facsimile-Ausgabe der 6 Blätter, welche das Lied enthalten, in Lichtdruck er-
schienen.

3) Vgl. Caspar Calvör, Saxonia inferior. Goslar 1714. S. 326.
 
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