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Gothein, Marie Luise
Eberhard Gothein: ein Lebensbild, seinen Briefen nacherzählt — Stuttgart, 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.17648#0363
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die Tatsache eines an ihm verübten Justizmordes evident
zu machen. In Rom verstand man das natürlich nicht,
und wunderte sich nicht wenig, daß dieser Märtyrer den
Bekennern der Arena so wenig ähnlich war. — So Lieb-
ling, das wäre nun eine lange Vorlesung! Reden hätte ich
so lange in einem fort sicher nicht dürfen. Vielleicht
kannst du Einiges brauchen. Wie es dann bis Shake-
speare weiter ging, weißt du besser; aber manche Wur-
zel findest du am Ende doch."

Anhang II (s. S. 188).

Aphoristische Selbstbekenntnisse.

Was ist Resignation im Handeln? Sich durch keinen
Mißerfolg entmutigen, durch keinen Erfolg verblenden
lassen. Nie auf Dankbarkeit rechnen; wo man sie später
zufällig findet, sich ihrer freuen. Nie Lob suchen; wo es
gespendet, es wägen, um daraus zu lernen, den, der mit
Zuneigung tadelt, für unseren besten Freund halten.
Durchdrungen sein von einer Erkenntnis: daß das
eigene Handeln überall äußerlich und innerlich bedingt
ist durch das Handeln anderer und sich deshalb einzuord-
nen und wo es nötig ist unterzuordnen — und für sich
selber die eine nicht niederdrückende, sondern erhebende
und beruhigende Überzeugung hegen: „Wenn wir alles
getan haben, so sind wir doch unnütze Knechte."

*

Nicht wer beim Lob bescheiden bleibt, sondern beim be-
rechtigten Tadel, der ist es. —

*

Beim täglichen Rückblick auf des Tages Arbeit gebe ich
mir wohl vier Noten, Worte tätiger Männer:

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