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Gottlieb, Theodor; Maximilian, [Bearb.]; Gottlieb, Theodor [Bearb.]
Ambraser Handschriften: Beitrag zur Geschichte der Wiener Hofbibliothek (Band 1): Büchersammlung Kaiser Maximilians I.: mit einer Einleitung über älteren Bücherbesitz im Hause Habsburg — Leipzig, 1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.29208#0081
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drei grossen Bänden (No. 8—10), einst im Besitze König Wenzels IV.
von Böhmen, beide Handschriften in gleicher Weise wichtig und be-
rühmt. Durch die dem Verzeichnisse beigegebenen actenmässigen Ver-
merke war es zur Genüge klar, dass es sich um eine Innsbrucker
Sammlung handelte, um eine Sammlung, die bis zum Jahre 1564 in der
Burg zu Innsbruck aufbewahrt worden war. Von einer Beziehung auf
Maximilian I. war freilich nichts zu finden. Da im Verzeichnisse nur
biblische/theologische, liturgische Schriften und ferner juristische Werke
aufgezählt waren, war der Beweis für die Vermuthung, es handle sich
hier um einen Bücherkatalog Maximilians L, sehr erschwert. Waren in
der Bibliothek des Kaisers nicht neben Werken des klassischen Alter-
thums mindestens Handschriften deutscher Dichtungen zu erwarten?
Nun lag allerdings die Conjectur nahe, den Katalog als unvollständig
anzusehen, und anzunehmen, dass wir darin nur einen Theil des ge-
sammelten Bücherbestandes vor uns haben. Die Bibliothek konnte
möglicherweise in mehreren Räumen, etwa auch nach verschiedenen
Fächern getrennt untergebracht gewesen sein und Cod. 7999* bot dann
die Beschreibung eines dieser Theile dar. Uebrigens war auch die Mög-
lichkeit gegeben, das Verzeichnis für verstümmelt zu halten. Damit
schien es aber unvereinbar zu sein, dass nach Aufzählung der 162
Nummern in der letzten, No. 163, allerdings von derselben Hand, wie
das Vorausgehende, die Bemerkung stand: Die alten Weifen auf pergamen
hat die kunigin vnd Ich findt das nit im Inuentarj. Aus dieser Be-
merkung am Schlüsse der ganzen Aufzählung schien wieder zu folgen,
dass das Verzeichnis der Bücher als vollständig anzusehen sei; denn
ein Revisionsvermerk wie dieser passt am ehesten an den Schluss eines
Documentes. Die ganze Frage musste vorläufig als unlösbar bei Seite
geschoben werden, bis ein Zufall den Zweifel an der Vollständigkeit
des Verzeichnisses mächtig verstärkte und dessen innere Berechtigung
erwies.

Im Sommer des Jahres 1897 wurden durch das Entgegenkommen
der Generaldirection der Monumenta Germaniae historica unter gütiger
Vermittlung Prof. Engelbert Miihlbachers Excerpte aus Notizen, die
seinerzeit Bethmann gesammelt hatte und die sich auf alte Bibliotheken
bezogen, aus Berlin nach Wien geschickt. Darunter war nun eine
Notiz, die zwar meinem unmittelbaren Zwecke nicht diente, aber mein
Interesse im höchsten Grade fesselte. ,Inventari etlicher bucher, so in
ainem gewelb in der bürg zu Ynnfprugk ligen, 1538.' Die Vermuthung,
dass es sich um eine andere Ausfertigung des im Cod. 7999* erhaltenen
Verzeichnisses oder gar um eine Abschrift Bethmanns handle, lag nahe.
Einer nochmaligen Bitte, jenes Stück zu übersenden, wurde freundlich
willfahrt. Es war jedoch keine Abschrift des Inventars, sondern ein
Zettel, auf dem Folgendes stand:
 
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