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Paul Graupe [Hrsg.]; Paul Graupe (Firma) [Hrsg.]; Kunsthandlung Doktor Otto Burchard (Berlin) [Mitarb.]
Auktion / Paul Graupe, Antiquariat (Nr. 75): Vom Manuskript zum Luxusdruck: eine kostbare Bibliothek mit Beiträgen aus anderem Besitz ; enthaltend Handschriften, Livres d'Heures, Stammbücher, Inkunabeln ; darunter die erste niederdeutsche Bibel, Köln 1478 ... ; [Versteigerung: 21. November 1927, 22. November 1927] — Berlin, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.16812#0006
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PAUL GRAUPE / BERLIN W10 / TIERGARTENSTRASSE 4

2 BIBLIA LATINA. Lateinische Pergamenthandschrift des 13. Jahrhunderts
französischen Ursprungs. 444 Bll. 49 Zeilen. 2 Spalten. 8°. Mit zahlr.
kleinen Miniaturbildern, Randleisten und Initialen in Gold und Farben.
Rubriziert und regliert. Brauner Kalbldrbd. um 1700 m. Rückenvergold.,
bestoßen.

Prachtvoll erhaltenes Manuskript in zierlicher, gut lesbarer
gotischer Schrift mit hübschen kleinen Miniaturen, die im Orna-
mentalen und in der Wahl der Farben sich in den Normen ihrer Zeit halten, aber i n d e r
Bewegung und den Proportionen der Figuren, besonders in
den Köpfen, einen ungewöhnlich begabten Künstler erkennen
lassen. Mit breitem Rand, am unteren Rand Glossen von alter Hand. — Der Eintrag
am Schlüsse aus dem 14.—15. Jahrhundert ,,iste über usui fratrum minorum roslar d'pu''
ist in den letzten Worten nicht deutlich, es kann das Minoritenkloster Roslariensis villa
(Roulers) in Belgien oder Rosbacium (Rolleboise sur la Seine) oder auch ein anderes
gemeint sein. Das letzte Wort dürfte deputationis bedeuten.

Siehe die Abbildung auf Tafel I.

3 DECRETA CONCILII BASILIENSIS. Lateinische Pergamenthandschrift deut-
schen Ursprungs aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. 243 S. Folio. Brauner
Ldrbd. aus dem Ende des 17. Jahrhunderts mit Ornamentpressung u. 3 ver-
goldeten Kronen auf dem Vorderdeckel, die das Wappen des Krakauer Dom-
kapitels darstellen.

Auf der Innenseite des Vorderdeckels der Eintrag des ehemaligen Besitzers: Liber S b i g -
n e i Cardinalis et Episcopi Cracoviensis, donatus testamentaliter pro ecclesia kathedrali
Cracoviensi a. d. 1455 prima Aprilis. Sbigneus Olesnicki, einer der bedeutend-
sten Männer, die Polen hervorgebracht hat, war 1423—55 Erzbischof von Krakau, seit
1439 Kardinal und Ratgeber des polnischen Königs Wladislaw Jagiello in allen wichtigen
Staaisgeschäften. Sehr sorgfältige, kalligraphisch ausgeführte
Schrift von tadelloser Erhaltung, 40 Zeilen auf der Seite. Bl. 1 und 2
mit kunstvoll gemaltem Rankenwerk in Gold und bunten Far-
ben umgeben, sowie mit je einem großen bunten Initial auf goldgehöhtem Grunde. Auf
Bl. 1 außerdem das farbige Wappen des Kardinals, ein rotes Andreas-
kreuz im silbernen Felde. Die Handschrift enthält die Protokolle der 1.—43. Sitzung des
Basler Konzils, das von 1431—49 stattfand, während die Protokolle der nicht mehr als
ökumenisch betrachteten 44.—45. Sitzung fehlen. Diese sehr interessante und
wertvolle Handschrift ist eine wichtige, bisher anscheinend
unbenutzte Quelle zur Geschichte dieses Konzils. Am Anfang
jedes Sitzungsberichtes eine große, buntfarbige, kunstvoll verzierte Initiale, am Schluß die
Beglaubigung der Uebereinstimmung der Abschrift mit den Originalprotokollen durch den
Notar des Konzil Michael Gälte y. Der Text der Dekrete stimmt im allgemeinen
mit dem des Basler Inkunabeldruckes von 1499 und dem von Mansi, Concil, collect. XXIX,
3—234 gegebenen überein, doch finden sich mancherlei abweichende Lesarten, die von
Interesse für die Textgeschichte sind.

4 DILHER'sches Wappen- u. Stammbuch. Nürnberger Familienchronik, zu-
sammengestellt im Jahre 1656 aus biographischen Nachrichten, kirchlichen,
amtlichen und Privatdokumenten, einschließlich mehrerer Briefe Kaiser
Rudolf II. 583 z. T. kalligraphisch beschriebene Seiten nebst Register, da-
zwischen weißes Papier. Mit 156 teilweise auf Pergament in Farben, Gold
und Silber ausgeführten Wappenmalereien und 6 großen Wappentafeln,
23 Porträtgemälden, 8 Porträts in Kupferstich und anderweitigen Familien-
denkmälern in Malerei, einfarbiger Tusch- und in Federzeichnung. Brauner
Juchtenldrbd. d. Z. mit Gold- u. Blindpressung u. grünem Rückenschild,
Vorderdeckel mit dem Dilher'schen Wappen in Goldpressung, Messing-
beschläge, Goldschn., Schließbänder fehlen.

Interessante und kostbar ausgestattete Familienchronik der
Nürnberger Patrizierfamilie Dilher mit herrlichen Wappen-
malereien, ein seltenes Dokument zur deutschen Kultur-
geschichte und von großem heraldischen Interesse.
Besser als die in diesem Punkte fehlerhafte Allg. Deutsche Biographie unterrichtet über
diese ansehnliche Adelsfamilie G. A. Will's Nürnberger Gelehrten-Lexikon. Der bekannteste
der Dilher's ist der Theologe Joh. Michael 1604—1669, nächstdem sein Vetter Christoph
Gottlieb D. von Thummenberg, welches Gut und Herrenhaus am Eingang unseres Albums
abgebildet ist, das Herrenhaus auch auf dem Stich zu S. 433. Das Buch betrifft zugleich
manche andere, durch Heirat oder sonstwie zugehörige Familie, meist Nürnberger, so die

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