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Greulich, Gerhard; Universität Heidelberg [Hrsg.]
Das Religionsgespräch mit den Täufern zu Frankenthal 1571 — Heidelberg, 1953

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https://doi.org/10.11588/diglit.51677#0135
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die bisher unter dem Gesetz gelebt hätten ; eine Frage, die,
wie Dathenus nun abschliessend bemerkte, von der Kirche eindeu-
tig verneint werde, der Täufer Antwort dagegen nuT Gott und
ihnen allein bewusst sei«
27 Sitzung
In seiner Antwort zu Beginn der 27. Sitzung blieb Rauff
jedoch bei seiner Überzeugung ; trotz der Belehnung des Theo-
logen wies er auf Gen. 14,15-16,wo bestätigt werde, wenngleich
Mose die Nächstenliebe fordere, dass die Verfolgung der Feinde
im Alten Testament zugelassen worden sei, ein Verhalten dem Näch-
sten gegenüber, das Christus, der selbst für seine Feinde gebe-
tet habe, in .iatth.5,45 verurteile.
Dathenus liess jedoch diese Antwort nicht gelten und bat die
Täufer, mit gutem. Gewissen die bereits von ihm gestellte Frage
zu beantworten, ob Christus ein anderer Gesetzgeber sei als Mose
und dessen Gebote verschärft habe. Niemals sei, entgegsneten nun
die Täufer, Christus von ihnen für einen Gesetzgeber gehalten
worden, dessen Gebot der Feindesliebe zu erfüllen, ihnen jedoch
auferlegt sei.
Obwohl sich die Täufer da it offensichtlich widersprochen
hatten, wertete Dathenus ihre letzte Antwort als Zustimmung
zu seiner theologischen Auffassung, denn, so erklärte er, auch
Lose und die Propheten lehrten, den Feind zu lieben. Und wenn
nun auch von den Täufern bekannt worden sei, in Christus keinen
Gesetzgeber zu erkennen, sei damit bewiesen, dass Christus die
mosaischen Gesetze nicht verschärft, vielmehr nach dem Willen
Gottes recht erklärt habe,- Bereits in der Verhandlung des 1.Ar-
tikels hatten die Täufer auf eine theologische Stellungnahme zu
Dt.25 und 24 gedrungen. Dathenus hatte jedoch die Diskussion um.
Pfand und ..ucher bis zur Verhandlung des 5. Artikels verschoben.
So erklärte er jetzt, dass die Lehre vom Pfand, wie sie im 5.
Buch lose in den Versen 6 ,10-15 und entsprechend in Ex.22,26/27
vorgetragen werde, Unbarmherzigkeit und Unmenschlichkeit verur-
teile und damit der Lehre Christi in atth.7,12 entspreche, der
hier erneut die Lehre vom christlichen Wandel mit dem Gesetz
und den Propheten bestätigt habe.- Den Wucher belangend, fuhr
Dathenus fort, gehe aus Dt.25,19 Ex.22,25 und Lev.25,55-57
deutlich genug hervor, dass Gott denselben verurteilt und seinem
'/olk in Israel geboten habe, sich dem Armen barmherzig zu erzei-
gen, ein Verhalten, das auch David in Ps.41,2 und 112,5 bezeuge.-
 
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