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Greulich, Gerhard; Universität Heidelberg [Editor]
Das Religionsgespräch mit den Täufern zu Frankenthal 1571 — Heidelberg, 1953

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https://doi.org/10.11588/diglit.51677#0217
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Drei Monate nach Beendigung des Frankenthaler Religions-
gesprächs erfolgte der Bruck des Protokolls durch Johann Meyer
in Heidelberg. Der 710 Seiten ur.fassen.de Quartband, zur Orientie-
rung des ” chiristlichen Lesers ” mit Randbemerkungen versehen,
Am. 1 , enthält eine vom 4. September 1571 datierte Vorrede,
die- von den in Frankenthal anwesenden Theologen verfasst- in
ihrem ersten Teil eine Mahnung an den Leserkreis der Täufer ent-
hält, auf Grund des Protokolls die Wahrheit zu erke men, zu kirch-
licher Lehre zurückzukehren, und in ihrem zweiten Teil dem

Anai.1 s In nur sehr geringem Umfang tragen die Randbemerkungen,
die zum Teil formale Hinweise, zur. Teil Zusaimmenf assungen sach-
licher Natur darstellen, zum Verständnis des Protokolls bei.
Vornehmlich handelt es sich um Bemerkungen, deren propagandi-
stische Tendenz nicht geleugnet werden kann, da sie dem Leser
sehr deutlich vor Augen führen wollen, wie sehr sich die Kirche
im Recht, die Täufer dagegen sich im Unrecht befanden.- Es stimmt
schwerlich überein, wenn es einerseits in der an die Täufer ge-
richteten Vorrede des Protokolls heisst : ” Liß, geliebte Männer,
sagen wir nit euch zuuerkleinern vnd verhaßt zumachen, weis Gott,
Sonder euch vrsach zugeben, disen. gantzen handel mit fleiß nach-
zudenken, damit ir euch einmal auß dem mißuerstand außwicklen,
die warheit' erkennen, vnd selig erden möget. ”,- andererseits
aber die Randbemerkungen immer wieder in einem möglicherweise
den täuferischen Widerspruch herausfordernden Ton feststeilen,
dass die Beweisreden der Kirche stets ” unbeantwortet ” und
” unangefochten ” blieben, es dagegen von den Täufern hiess :
” Widertäuffer sagen wol vil, beweisen aber nichts ”, ” Wider-
täuffer predigen, daruon sie selbe nichts wissen ”,- oder wenn man
ihnen wiederholt ankre^dete, statt rechter Antwort die ” Ausflucht”
zu wählen und eine ” halsstarrige einfaltigkeit ” an den Tag zu
legen.- Bemerkungen wie : ” Widertäffer handlen unuerschamt
vnnd nit redlich, lassen alle beweißreden unbeantwort, vnd geben
darnach für, man habe inen nichts bewisen ”, oder ” der christ-
liche Leser hab acht ” waren^geschickt und mochten dazu dienen,
die Trennung zwischen Kirche und Täufern zu unterstreichen,
wenn der sich informierende Leser aus dem Täuferkreis erkennen
musste, dass er a priori dem ” unchristlichen ” Lager angehörte.
 
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