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Grimm, Herman
Leben Michelangelo's (Band 1): bis zum Tode Rafaels — Hannover, 1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.2892#0227
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Savonarola auf dem Scheiterhaufen. 219

sei. Sie riefen, Arzt hilf dir selber! Auf dem Platze vor dem
Kloster lagen Todte und Verwundete. Die Mönche kamen
heraus und trugen sie zu sich hinein, um ihnen zu helfen
oder sie zu begraben.

Und nun begann ein Proceß, der kurz war, aber der un-
endlich erscheint, wenn man Schritt vor Schritt den Qualen
solgt, die Savonarola zu erdulden hatte. Der Papst ver-
langte ihn nach Rom, bequemte sich jedoch, einen Commissar
zu schicken. Savonarola ward gesoltert; es wird genau be-
richtet, auf welche Weise; die Kräfte verließen ihn unter den
Händen seiner Peiniger, denn er war eine zarte, kränkliche
Natur; kaum losgelassen, widerrief er Alles. Jn diesem
Zustande noch verfaßte er rührende Schriften. Die Tortur
wiederholte sich zu verschiedenen Malen. Nardi, der in seinen
Angaben sehr gewissenhaft ist, versichert,. er habe aus der
besten Quelle gehört, daß die Acten gleich beim Niederschrei-
ben gefälscht seien. Von den Verhören ist Vieles noch vor-
handen. Savonarola wurde zum Tode verurtheilt und am
23. Mai 98, am Himmelfahrtstage, das Urtheil vollzogen.

Auf dem Platze vor dem Palaste der Regierung war der
Scheiterhaufen errichtet. Aus seiner Mitte ragte ein hoher
Pfahl mit drei Armen, die sich nach verschiedenen Seiten
ausstreckten. Als die drei Männer über eine Art fliegende
Brücke zu diesem Galgen hinschritten, steckte der florentinische
Pöbel spitze Pflöcke von unten auf zwischen den Brettern des
Ganges hindurch, in die sie mit ihren nackten Füßen hinein-
traten.'d Savonarola's letzte Worte waren Trost für seine
Genossen, die mit ihm duldeten. Da hingen sie nun alle
drei und die Flammen schlugen zu ihnen auf. Ein mächtiger
 
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