Floren? 1512.
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Jch erzähle diese Begebenheiten genauer, weil die Taktik
der Medici aus ihnen mit so großer Deutlichkeit hervortritt.
Jmmer bescheiden zurückstehn, immer Andere handeln lassen,
nie etwas fordern, Alles sich aufdrängen lassen und dabei
die Dinge völlig in der Hand haben: so versuhren sie. Be-
sonders wichtig aber ist, zu bemerken, wie sie das Mittel des
Temporisirens anwenden. Sie kennen die Natur der Bürger-
schaft genau, die lieber den ungesetzlichsten Boden sür legal
nimmt, sobald sich auf ihm bestimmte Propositionen regelrecht
verhandeln lassen, als vor allen Dingen eine solide Basis zu
fordern. Deshalb widersprechen die Medici selten und lassen
die guten Leute reden und beschließen; wunderbar, wie man
ihnen darauf hin gestattet, die eigentlichen Grundlagen des
ganzen Zustandes nach Belieben aufzubauen.
Cordona hatte im Eonsiglio nichts zu thun und nichts zu
reden, dennoch debattirt man seine Vorschläge. Es sollten
eine Anzahl Bürger als Vertreter der Stadt gewählt und
eine gleiche Anzahl von den Medici's genannt werden, die
in Verbindung mit Cordona, der als unparteiischer Dritter
dazwischen stände, dictatorische Gewalt erhielten, die Aemter
neu zu besetzen. Dies ein Vorschlag. Oder, es sollten aus
denen, welche bisher die höchsten Staatsämter bekleidet hätten,
und aus fünfzig Bürgern, welche von den momentan fungi-
renden höchsten Collegien zu emennen wären, ein Senat er-
wählt werden. Auch möchte man acht junge Leute, denen das
gehörige Alter fehlte, für amtsfähig erklären, um die guten
Dienfte einiger jüngeren Pallesken zu belohnen. Endlich, es
sollte ein Gonfalonier aus ein Jahr mit vierhundert Ducaten
Gehalt erwählt werden; und so weiter. Mit solchen Vor-
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Jch erzähle diese Begebenheiten genauer, weil die Taktik
der Medici aus ihnen mit so großer Deutlichkeit hervortritt.
Jmmer bescheiden zurückstehn, immer Andere handeln lassen,
nie etwas fordern, Alles sich aufdrängen lassen und dabei
die Dinge völlig in der Hand haben: so versuhren sie. Be-
sonders wichtig aber ist, zu bemerken, wie sie das Mittel des
Temporisirens anwenden. Sie kennen die Natur der Bürger-
schaft genau, die lieber den ungesetzlichsten Boden sür legal
nimmt, sobald sich auf ihm bestimmte Propositionen regelrecht
verhandeln lassen, als vor allen Dingen eine solide Basis zu
fordern. Deshalb widersprechen die Medici selten und lassen
die guten Leute reden und beschließen; wunderbar, wie man
ihnen darauf hin gestattet, die eigentlichen Grundlagen des
ganzen Zustandes nach Belieben aufzubauen.
Cordona hatte im Eonsiglio nichts zu thun und nichts zu
reden, dennoch debattirt man seine Vorschläge. Es sollten
eine Anzahl Bürger als Vertreter der Stadt gewählt und
eine gleiche Anzahl von den Medici's genannt werden, die
in Verbindung mit Cordona, der als unparteiischer Dritter
dazwischen stände, dictatorische Gewalt erhielten, die Aemter
neu zu besetzen. Dies ein Vorschlag. Oder, es sollten aus
denen, welche bisher die höchsten Staatsämter bekleidet hätten,
und aus fünfzig Bürgern, welche von den momentan fungi-
renden höchsten Collegien zu emennen wären, ein Senat er-
wählt werden. Auch möchte man acht junge Leute, denen das
gehörige Alter fehlte, für amtsfähig erklären, um die guten
Dienfte einiger jüngeren Pallesken zu belohnen. Endlich, es
sollte ein Gonfalonier aus ein Jahr mit vierhundert Ducaten
Gehalt erwählt werden; und so weiter. Mit solchen Vor-