462 Anmcrkungen.
37) S. 276. Mariette nimmt auch die Spitze des Monumentes anders an,
indem er eine in Paris bcfindliche Zeichnung als die Ergänzung des
oben defecten fiorentiner Blattes hinstellt. Damit hatte im Wider-
spruch gegen Condivi (und Vasari) ein eine Kugel tragender Engel,
der anf der Spitze einer Pyramide steht, das Deukmal nach obenhin
abgeschlossen. Mariette behauptet, im Besitz einer Aquarellzeichnung
Michelangelo's gewesen zu sein, auf der das Ganze so dargestellt wäre,
und zwar durchaus conform der Beschreibnng Condivi's.
Diese eonkormitö ist nicht wrhr, denn Condivi weiß nichts von dem
Engel, der Kugel und der Pyramide; aber anch die Zeichnung ist verloren.
Außer ihr will Mariette den Eugel mit der Kugel auf den Schultern
noch einmal svpsröinent besitzen. Diese letztere Zeichnung ist heute in
Paris vorhanden. Was die andere anlangt, so scheint mir der obere Theil
derselben eine Phantasie. D'Agincourt nämlich behauptet, daß die Zeich-
nuug, die Mariette besaß, in seinen HLnden sei. Es ist dieselbe, die in
die Ufficien kam. Diese aber ist, wie wir sahen, oben defect. Auch drückt
stch Mariette nicht ganz deutlich aus. Wahrscheinlich war seine Mei-
nung, der obere fehlende Theil der Zeichnung habe das dargestellt, was
er sich einbildete, und er schrieb so, als habe er das Ganze vor Angen.
Jn Frankreich scheint Mariette indessen unbezweifelte Autorität zu
sein. Man lese Frödbric Villot's Erklärung der oben erwähnten Zeich-
nung, la kruäsuos, jetzt in der Sammlung des Mr. Reiset und von
Villot als die Innooenes sürs^s pnr I'Il/poerisiv erklärt, <zni ss
rsknAis entro los xsnonx cks lu Vorite. Es flllchtet nämlich in den
Schvoß der den Spiegel haltenden Frau ein nacktes Kind, während
ein anderes, eine große Maske verkehrt vor das Gesicht haltend, ihm
Furcht einzujagen scheint.
Jch halte das pariser Exemplar dieser Zeichnung für bedenklich.
Genau verglichen mit dem florentiner, was durch Photographien mög-
lich war, zeigt sich in den Strichlagen des pariser Blattes eine Lußer-
lichc, ziemlich kraftlose Nachahmung des anderen.
38) S. 277. Frediani's Schrift über Michelangelo's Aufenthalt in Carrara
war mir nicht erreichbar. Doch geben wohl die Herausgeber des Vasari
alle nothwendigen Stellen im Auszuge. —
Die Zeitbestimmung wird so gefunden: 1. im Briefe, welchen
Ciampi zuerst publicirte, heißt es: „im ersten Jahre des Papstes Giulio
war ich acht Monate in Larrara". 2. Der erwähnte Contract für den
37) S. 276. Mariette nimmt auch die Spitze des Monumentes anders an,
indem er eine in Paris bcfindliche Zeichnung als die Ergänzung des
oben defecten fiorentiner Blattes hinstellt. Damit hatte im Wider-
spruch gegen Condivi (und Vasari) ein eine Kugel tragender Engel,
der anf der Spitze einer Pyramide steht, das Deukmal nach obenhin
abgeschlossen. Mariette behauptet, im Besitz einer Aquarellzeichnung
Michelangelo's gewesen zu sein, auf der das Ganze so dargestellt wäre,
und zwar durchaus conform der Beschreibnng Condivi's.
Diese eonkormitö ist nicht wrhr, denn Condivi weiß nichts von dem
Engel, der Kugel und der Pyramide; aber anch die Zeichnung ist verloren.
Außer ihr will Mariette den Eugel mit der Kugel auf den Schultern
noch einmal svpsröinent besitzen. Diese letztere Zeichnung ist heute in
Paris vorhanden. Was die andere anlangt, so scheint mir der obere Theil
derselben eine Phantasie. D'Agincourt nämlich behauptet, daß die Zeich-
nuug, die Mariette besaß, in seinen HLnden sei. Es ist dieselbe, die in
die Ufficien kam. Diese aber ist, wie wir sahen, oben defect. Auch drückt
stch Mariette nicht ganz deutlich aus. Wahrscheinlich war seine Mei-
nung, der obere fehlende Theil der Zeichnung habe das dargestellt, was
er sich einbildete, und er schrieb so, als habe er das Ganze vor Angen.
Jn Frankreich scheint Mariette indessen unbezweifelte Autorität zu
sein. Man lese Frödbric Villot's Erklärung der oben erwähnten Zeich-
nung, la kruäsuos, jetzt in der Sammlung des Mr. Reiset und von
Villot als die Innooenes sürs^s pnr I'Il/poerisiv erklärt, <zni ss
rsknAis entro los xsnonx cks lu Vorite. Es flllchtet nämlich in den
Schvoß der den Spiegel haltenden Frau ein nacktes Kind, während
ein anderes, eine große Maske verkehrt vor das Gesicht haltend, ihm
Furcht einzujagen scheint.
Jch halte das pariser Exemplar dieser Zeichnung für bedenklich.
Genau verglichen mit dem florentiner, was durch Photographien mög-
lich war, zeigt sich in den Strichlagen des pariser Blattes eine Lußer-
lichc, ziemlich kraftlose Nachahmung des anderen.
38) S. 277. Frediani's Schrift über Michelangelo's Aufenthalt in Carrara
war mir nicht erreichbar. Doch geben wohl die Herausgeber des Vasari
alle nothwendigen Stellen im Auszuge. —
Die Zeitbestimmung wird so gefunden: 1. im Briefe, welchen
Ciampi zuerst publicirte, heißt es: „im ersten Jahre des Papstes Giulio
war ich acht Monate in Larrara". 2. Der erwähnte Contract für den