116 Leben Michelangelo's. Drittes Capitel.
wandten einer anderen Frau, welcher er nachstellte, vergiftet
wurde, ist ein Meister, der Madonnen mit dem Ausdrucke
der zartesten Unschuld gemalt hat. Während er jedoch in
seinen Werken die innerste, befsere Natur herauskehrte, nah-
men andere Geistliche auch nicht einmal diese Rücksicht. Ge-
weihte Priester, Bischöse und Cardinäle dichten Verse und
bekennen sich öffentlich als ihre Autoren, gegen deren Jnhalt
Ovids Amoren Kinderlieder sind. Und im Schooße der Fa-
milien psropfen sich Verbrechen aus Verbrechen, die ebenso
wenig das Licht des Tages scheuen; die Lehren der Religion
sind verspottet und erniedrigt, Astrologie und Wahrsagerei
hergebrachte officielle Einrichtungen, ohne deren Zustimmung
die Päpste selber nicht zu handeln wagen, — man begreist
wohl, wie da das Gesühl sich finden konnte, daß das Ende
aller Dinge gekommen sei.
Savonarola aber wurde durch dies Gefühl, das mit ruhe-
loser Macht in ihm arbeitete, nicht zur Verzweiflung an der
Möglichkeit des Heils getrieben, sondern er wollte verkünden,
was er drohend erblickte, um zu retten, was zu retten war.
Mit diesem Vorsatze ging er fort aus dem Hause seines
Vaters und suchte die Stelle zu gewinnen, von der aus seine
Stimme gehört würde in Jtalien. Er machte eine lange
Lehrzeit durch, mit Entbehrungen und Entmuthigungen an-
gefüllt. Er bereitete sich durch die strengsten Studien zu
seinem Amte vor. Zuerst predigte er so rauhtönend und un-
geschickt, daß er oft dachte, er würde niemals predigen lemen.
Endlich schlug die Stunde, in der er zu wirken begann.
Lorenzo Medici selber betrieb seine Versetzung nach Florenz.
Der Gras Pico von Mirandula, ein Mann, der von seinen
wandten einer anderen Frau, welcher er nachstellte, vergiftet
wurde, ist ein Meister, der Madonnen mit dem Ausdrucke
der zartesten Unschuld gemalt hat. Während er jedoch in
seinen Werken die innerste, befsere Natur herauskehrte, nah-
men andere Geistliche auch nicht einmal diese Rücksicht. Ge-
weihte Priester, Bischöse und Cardinäle dichten Verse und
bekennen sich öffentlich als ihre Autoren, gegen deren Jnhalt
Ovids Amoren Kinderlieder sind. Und im Schooße der Fa-
milien psropfen sich Verbrechen aus Verbrechen, die ebenso
wenig das Licht des Tages scheuen; die Lehren der Religion
sind verspottet und erniedrigt, Astrologie und Wahrsagerei
hergebrachte officielle Einrichtungen, ohne deren Zustimmung
die Päpste selber nicht zu handeln wagen, — man begreist
wohl, wie da das Gesühl sich finden konnte, daß das Ende
aller Dinge gekommen sei.
Savonarola aber wurde durch dies Gefühl, das mit ruhe-
loser Macht in ihm arbeitete, nicht zur Verzweiflung an der
Möglichkeit des Heils getrieben, sondern er wollte verkünden,
was er drohend erblickte, um zu retten, was zu retten war.
Mit diesem Vorsatze ging er fort aus dem Hause seines
Vaters und suchte die Stelle zu gewinnen, von der aus seine
Stimme gehört würde in Jtalien. Er machte eine lange
Lehrzeit durch, mit Entbehrungen und Entmuthigungen an-
gefüllt. Er bereitete sich durch die strengsten Studien zu
seinem Amte vor. Zuerst predigte er so rauhtönend und un-
geschickt, daß er oft dachte, er würde niemals predigen lemen.
Endlich schlug die Stunde, in der er zu wirken begann.
Lorenzo Medici selber betrieb seine Versetzung nach Florenz.
Der Gras Pico von Mirandula, ein Mann, der von seinen