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Grimm, Herman
Albrecht Dürer — Berlin: Lüderitz, 1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.48482#0009
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^t?enn von berühmten Dichtern oder Künstlern die Rede ist:
von Goethe, Schiller, Shakspeare, Raphael, Rubens, so sind
Jedermann die Hauptwerke sofort gegenwärtig, auf denen dieser
Ruhm beruht. Goethe sagen heißt Werther, Iphigenie, Faust
sagen; Raphael aussprechen heißt die Stanzen des Vatican,
die Sixtinische Madonna nennen. Und so bei großen Gelehrten
oder Feldherrn: ihre Namen sind wie ein abkürzender Federzug,
mit dem epochemachende Bücher oder glänzende Schlachten
zugleich gemeint sind.
Der Künstler, von dem ich hier jetzt sprechen will, scheint
eines solchen, sich sichtbar austhürmenden Piedestals gänzlich zu
entbehren: Albrecht Dürer. Allgemein bekannt ist, daß er
ein großer, ein berühmter Maler war, daß er mit den ersten
in eine Linie gestellt werde — allein, wo stehen seine Meister-
werke denn? Mit welchem Erstlingswerk trat er Aufsehen erre-
gend in die Welt ein, wie Goethe mit Werther, Corneille mit
dem Cid, Michelangelo mit der Pietü? Oder was der Glanz-
punkt seiner Thätigkeit? — seines Lebens?
In Nürnberg lebte er. Sein Haus wird dort, sorgfältig
restaurirt, mit Andacht betreten. Dürer steht vor uns wie ein
prächtig aufragender Mann, mit klaren Augen und bis auf die
Schulter sich herabringelndem dunkelblonden Haare —; damit
aber auch beinahe ein Ende dessen, was gewußt wird. Man er-
 
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