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Grimm, Herman
Albrecht Dürer — Berlin: Lüderitz, 1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.48482#0026
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hervor, in denen Durer sich selbst darstellt. Ich glaube, kein
Meister hat seine eigene Person so oft und so sorgfältig gemalt
als Dürer, mit solcher, das Geringste mit zur Hauptsache machen-
der Gewissenhaftigkeit. Auch hier, als freute ihn jedes Här-
chen an sich, uno mit der Vorliebe für Ausführung der Hände,
die ihn überhaupt kennzeichnet. Zumal liebt er, sieb in glänzen-
der reicher Kleioung malen, im pelzverbrämten Mantel, im
Barett mit feiner Nätherei, wie er denn überhaupt an schönen
Kleidern, spanischen und französischen Mänteln, sein Gefallen
hatte, und seiner ansehnlichen, schlanken Gestalt sich wohl bewußt
war. In Venedig nahm er noch Tanzstunde.
Ein eigenes Portrait beginnt auch die Reihe ferner Werke,
soweit sie uns erhalten blieben. „Dies malt ich nach meiner
Gestalt, da war ich rreuu Jahre alt", steht auf dem Blatte ge-
schrieben, das in Wien aufbewahrt wird. Gezeichnet wie ein
Kind zeichnet, aber schon von dem Bestreben (au dem Lionardo
da Vinci alle Befähigung junger Leute zur Kuust erkennen
wollte) Zeugniß ablegend: durch kräftige Schatten den Kopf
rund hervortreten zu lassen. Hier ist das lange Haar noch
schlicht wie ein Strohdach, so daß die späteren Locken vielleicht
nicht ganz ohne Beihilfe sich bildeten. Diese Eitelkeit aber ent-
spricht oer Zeit, die über Alles, und über die eigne Person
mit, gern Schmuck und Zierrath ausbreitete.
Als Dürer das zeichnete, ging er nocb in die Scbule. Zehn
Geschwister hatte er schon, achtzehn Kinder im Ganzen gebar
seine Mutter, die sehr jung heirathete, und die er nach dem
Tode seines Vaters zu sich nahm.
„Nun sollt Ihr wissen, lesen wir in Dürer's Tagebuche, daß
im Jahr t5I3, an einem Dienstag vor der Kreutzwocben, mein
arme elende Mutter, die ich zwei Jahre nach meines Vaters
Tod zu mir nahm, die da ganz arm war, in meine Pflege
 
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