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ziemlich dasselbe gesagt, aber es fehlt die höhnische Bitterkeit
der römischen Umgestaltung. Nun, wie Iphigenie fortfährt:
Der Unbekannten Wort verehrtest du,
Der Fürstin willst du rasch gebieten? Nein!
Von Jugend auf hab' ich gelernt gehorchen,
Erst meinen Eltern und dann einer Gottheit,
Und folgsam fühlt' ich immer meine Seele
Am schönsten frei; allein dem harten Worte,
Dem rauhen Ausspruch eines Mannes mich
Zu fügen lernt' ich weder dort noch hier.
Es kann hier nicht die gesammte Scene wiederholt werden.
Ich bitte, sie nachzulesen. Wie sanfte Perlen rollen diese
Verse vor uns vorüber, und Jeder sagt uns, wie schön unsere
Sprache sei. Ich frage, ob die Worte einer fürstlichen Frau
jemals schöner geklungen haben als die Iphigeniens, und ob
ihre Wirkung schöner geschildert worden ist als in Thoas.
Er zieht zurück. Er verkriecht sich hinter den „Dienst", hinter
ein „altes Gesetz", er sucht Iphigenie mit allerlei Wort-
deutungen von der Hauptsache abzulenken, aber an dieser hält
sie ihn fest. Endlich wird er persönlich. Wer denn diese
beiden Fremden seien, „für die ihr Geist gewaltig sich er-
hebe". Iphigenie ist da betroffen. Es will ihr nicht von
der Zunge, daß sie sie für Griechen halte. Und nun Thoas
mit vollem Hohne:
Landsleute sind es? Und sie haben wohl
Der Rückkehr schönes Bild in dir erneut?
Er hat ihr Geheimnis; endlich heraus. Ihre Vorwände
sind nur künstliches, trügerisches Hinhalten gewesen, die Flucht
vorzubereiten.
Iphigenie schweigt. Hier wieder liegt einer der Wende-
punkte des Dramas.
ziemlich dasselbe gesagt, aber es fehlt die höhnische Bitterkeit
der römischen Umgestaltung. Nun, wie Iphigenie fortfährt:
Der Unbekannten Wort verehrtest du,
Der Fürstin willst du rasch gebieten? Nein!
Von Jugend auf hab' ich gelernt gehorchen,
Erst meinen Eltern und dann einer Gottheit,
Und folgsam fühlt' ich immer meine Seele
Am schönsten frei; allein dem harten Worte,
Dem rauhen Ausspruch eines Mannes mich
Zu fügen lernt' ich weder dort noch hier.
Es kann hier nicht die gesammte Scene wiederholt werden.
Ich bitte, sie nachzulesen. Wie sanfte Perlen rollen diese
Verse vor uns vorüber, und Jeder sagt uns, wie schön unsere
Sprache sei. Ich frage, ob die Worte einer fürstlichen Frau
jemals schöner geklungen haben als die Iphigeniens, und ob
ihre Wirkung schöner geschildert worden ist als in Thoas.
Er zieht zurück. Er verkriecht sich hinter den „Dienst", hinter
ein „altes Gesetz", er sucht Iphigenie mit allerlei Wort-
deutungen von der Hauptsache abzulenken, aber an dieser hält
sie ihn fest. Endlich wird er persönlich. Wer denn diese
beiden Fremden seien, „für die ihr Geist gewaltig sich er-
hebe". Iphigenie ist da betroffen. Es will ihr nicht von
der Zunge, daß sie sie für Griechen halte. Und nun Thoas
mit vollem Hohne:
Landsleute sind es? Und sie haben wohl
Der Rückkehr schönes Bild in dir erneut?
Er hat ihr Geheimnis; endlich heraus. Ihre Vorwände
sind nur künstliches, trügerisches Hinhalten gewesen, die Flucht
vorzubereiten.
Iphigenie schweigt. Hier wieder liegt einer der Wende-
punkte des Dramas.