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lithographirten, in wenig Tönen gedruckten umfangreichen
Blätter: Die Kreuzigung, oben von einem Halbkreise begrenzt,
und darunter, Jesus, der mit den Sündern ißt, nach Lucas'
Evangelium. Diese Komposition, welche in der Anordnung
die breite Gestaltung der Darstellungen des Abendmahles
innehält, gehört zum religiös Tiefsten, was die neuere Kunst
geleistet hat. Der Gedanke, Christus als den Freund und
Tröster aller sündigen Menschen erscheinen zu lassen, bewegt
die sich zum Inhalte der Evangelien heute zurückwendende
Zeit in seltsamer Weise. Ich erinnere daran, welchen Ein-
druck das begonnene Gemälde des einst als Bildnißmaler in
Berlin wohl am meisten berühmten Gustav Richter machte,
als er eine Fülle von Menschen in eleganter Gesellschaftstracht
zusammenstellte, unter denen Christus erscheint. Gustav
Richter vollendete das Werk nicht. Bis in die äußersten
Conseqnenzen hat ein neuerer Pariser Maler diesen Gedanken
verfolgt. Ein feines Diner, zu dem Lebemänner jeder Art
sich zusammenfanden, ist eben zn Ende. Der Kaffee wird
servirt und Cigarrendampf beginnt das Zimmer zu durch-
ziehen. Da plötzlich sitzt Christus mitten unter ihnen. Jeder
von der Gesellschaft ist in seiner Weise halb neugierig, halb
verlegen, unbehaglich berührt, ohne rechte Direction, wie man
sich zu verhalten habe. Die einzige Dame nur, die dabei ist,
stürzt von überwältigender Empfindung getroffen vor Christus'
Knieen zu Bodeu. Zwischen diesen beiden Gemälden sind
viele gleicher Tendenz in den letzten Jahren entstanden. Alan
kennt die Meister, die diese Art moderner Evangelienillustrirung
als Geschäft betreiben. Ich citire sie nur summarisch, «ber-
auch, um auszusprechen, daß Steinhausen's Composition nichts
mit ihnen gemein hat. Er rückt in dem Werke das Ereig-
lithographirten, in wenig Tönen gedruckten umfangreichen
Blätter: Die Kreuzigung, oben von einem Halbkreise begrenzt,
und darunter, Jesus, der mit den Sündern ißt, nach Lucas'
Evangelium. Diese Komposition, welche in der Anordnung
die breite Gestaltung der Darstellungen des Abendmahles
innehält, gehört zum religiös Tiefsten, was die neuere Kunst
geleistet hat. Der Gedanke, Christus als den Freund und
Tröster aller sündigen Menschen erscheinen zu lassen, bewegt
die sich zum Inhalte der Evangelien heute zurückwendende
Zeit in seltsamer Weise. Ich erinnere daran, welchen Ein-
druck das begonnene Gemälde des einst als Bildnißmaler in
Berlin wohl am meisten berühmten Gustav Richter machte,
als er eine Fülle von Menschen in eleganter Gesellschaftstracht
zusammenstellte, unter denen Christus erscheint. Gustav
Richter vollendete das Werk nicht. Bis in die äußersten
Conseqnenzen hat ein neuerer Pariser Maler diesen Gedanken
verfolgt. Ein feines Diner, zu dem Lebemänner jeder Art
sich zusammenfanden, ist eben zn Ende. Der Kaffee wird
servirt und Cigarrendampf beginnt das Zimmer zu durch-
ziehen. Da plötzlich sitzt Christus mitten unter ihnen. Jeder
von der Gesellschaft ist in seiner Weise halb neugierig, halb
verlegen, unbehaglich berührt, ohne rechte Direction, wie man
sich zu verhalten habe. Die einzige Dame nur, die dabei ist,
stürzt von überwältigender Empfindung getroffen vor Christus'
Knieen zu Bodeu. Zwischen diesen beiden Gemälden sind
viele gleicher Tendenz in den letzten Jahren entstanden. Alan
kennt die Meister, die diese Art moderner Evangelienillustrirung
als Geschäft betreiben. Ich citire sie nur summarisch, «ber-
auch, um auszusprechen, daß Steinhausen's Composition nichts
mit ihnen gemein hat. Er rückt in dem Werke das Ereig-