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findender, fabulirender Maler schaltete und waltete. Umgeben
von Verehrern und Gedanken- und Stüumungsgenossen, die
aber lauter geistig seingebildete Naturen waren, wußte er
ihren Anforderungen mit entsprechender Feinheit gerecht zu
werden. Er war eine Art geistig in der Clausur lebender
Klosterbruder. Ein von Sorgen umgebener Meister. Ich
bin ihm oft begegnet. Immer lagen Jahre dazwischen.
Er war stets der alte. Steinhaufen dagegen habe ich nie
kennen gelernt. Dieser scheint eine andere Art Existenz zu
führen. Woher er künstlerisch kommt, weiß ich nicht.
Das künstlerisch genießende große Publicum ist ein
strömendes Element, das sich theilt, wieder zusammenschließt
und sich abermals theilt. Wie in einzelnen Landschaften
desselben Volkes, das dieselbe Sprache redet, verschiedene
Dialecte herrschen, die ein Verständniß hinüber und herüber-
manchmal unmöglich machen, trennen wir uns in unseren!
Phantasieleben. Bilder, die dort verehrt werden, finden hier
kein Verständniß. Die romantische Stimmung Brentano's
wurde in Berlin einst tief empfunden, heute findet sie keine
Freunde hier. In Süddeutschland aber klingt sie noch an.
Die Romantik der Opern Wagner's, die aus derselben Quelle
kommt, begeistert die gesammte Welt. Bnrne-Jones' ge-
träumte schattenhafte Gestalten beginnen bei uns mächtig zu
werden. Böcklin's wildes Heer ist siegreich zu Wasser und
zu Lande. Es scheint, als wolle die Welt sich einmal wieder
von dem losmachen, was die kahle Gegenwart bietet.
findender, fabulirender Maler schaltete und waltete. Umgeben
von Verehrern und Gedanken- und Stüumungsgenossen, die
aber lauter geistig seingebildete Naturen waren, wußte er
ihren Anforderungen mit entsprechender Feinheit gerecht zu
werden. Er war eine Art geistig in der Clausur lebender
Klosterbruder. Ein von Sorgen umgebener Meister. Ich
bin ihm oft begegnet. Immer lagen Jahre dazwischen.
Er war stets der alte. Steinhaufen dagegen habe ich nie
kennen gelernt. Dieser scheint eine andere Art Existenz zu
führen. Woher er künstlerisch kommt, weiß ich nicht.
Das künstlerisch genießende große Publicum ist ein
strömendes Element, das sich theilt, wieder zusammenschließt
und sich abermals theilt. Wie in einzelnen Landschaften
desselben Volkes, das dieselbe Sprache redet, verschiedene
Dialecte herrschen, die ein Verständniß hinüber und herüber-
manchmal unmöglich machen, trennen wir uns in unseren!
Phantasieleben. Bilder, die dort verehrt werden, finden hier
kein Verständniß. Die romantische Stimmung Brentano's
wurde in Berlin einst tief empfunden, heute findet sie keine
Freunde hier. In Süddeutschland aber klingt sie noch an.
Die Romantik der Opern Wagner's, die aus derselben Quelle
kommt, begeistert die gesammte Welt. Bnrne-Jones' ge-
träumte schattenhafte Gestalten beginnen bei uns mächtig zu
werden. Böcklin's wildes Heer ist siegreich zu Wasser und
zu Lande. Es scheint, als wolle die Welt sich einmal wieder
von dem losmachen, was die kahle Gegenwart bietet.