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Grimm, Herman
Fragmente (Band 2): Zweiter und letzter Theil — Berlin, Stuttgart: Spemann, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.47243#0268
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mählich ans Licht kommt. Aussprüche, welche fortbleiben
mußten, weil ihr Urheber unbekannt war, wurden durch
Feststellung der Paternität legitimirt, neue entdeckt und be-
gründet, veraltete ausgewiesen, sich aufdrängende abgelehnt.
Beim Abschlüsse jeder Auflage begann die Arbeit für die
neue. Es beglückte ihn, daß bei Erreichung von 100000
Exemplaren dem Buche die Widmung an Se. Majestät den
Kaiser vorgesetzt werden durfte. Und nun ist es schon nicht
das erste Mal, daß Büchmann's Buch, immer zwar noch
mit Robert-tornow's Namen aus dem Titel, aber ohne seine
lebendige Beihülse neu herauskommt.
Auch diese „zwanzigste" Auflage ist eine „vermehrte
und verbesserte". Das waren alle früheren und mußten
es sein. Zu sichtbar ist die sich vollziehende Umgestaltung
des heute regierenden Publicums, als daß ein Buch, welches
so sehr aus dem momentan herrschenden Geiste des Publi-
cums zum Dienste des Publicums geschrieben wurde, an
dieser Umgestaltung nicht Theil nähme. Würde es heute
zum ersten Male verfaßt, so hätte sein Autor ihm vielleicht
einen Titel gegeben, der mehr hervorhöbe, was es uns
heute bereits ist: ein Nachschlagewerk für Citate aus dem
Schatze des öffentlichen Lebens, die Jedermann als solche
wiederholt. Niemand maßt sich an, der Urheber dieser
fertig geformten Gedanken zu sein. Jeder erkennt an, indem
er sie gebraucht, besser könne ihr Inhalt nicht formulirt
werden, und jeder setzt voraus, man traue ihm zu, daß er
sich nicht etwa als ihren Autor geben wolle, nichts aber
dagegen hätte, es gewesen zu sein. Wer aber ist ihr Autor?
Diese Frage wollte Büchmann beantworten, und das er-
 
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