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Excurse.

i. Salomon de Caus.

Der Heidelberger Garten 1619 fast vollendet, fiel bald dem 30jährigen Kriege zum Opfer. Schon Martin
Zeiller schreibt im Itinerarium Germaniae 1632, er habe ihn nicht mehr gesehen. Die erste Publikation über
den Garten gab der Schöpfer des Planes, Salomon de Caus (geb. 1576 wahrscheinlich in der Normandie,
gest. 1626 in Paris), selbst heraus: Hortus palatinus a Friderico Rege Boemiae Electore Palatino Heidel-
bergae extructus. Salomone de Caus Architecto. Frankf. 1620, ein Heft in Folio mit kurzem Text und Ab-
bildungen von Grotten, Figuren und Parterres, eingeleitet durch einen Grundriß und eine große Perspektive
der ganzen Anlage von Merian nach einem Gemälde von J. Foucquieres, das sich jetzt im Heidelberger
Städt. Museum befindet, hiernach der verkleinerte Stich in Merians Topographie, deren Text auf Caus zu-
rückgeht, sowie der Nachstich Wenzel Hollars. — Caus war 1613 aus England nach Heidelberg berufen
worden. Er verfaßte mehrere Bücher über Hydraulik und Grottenanlagen und wird als „Ingenieur de
Grottes et Fontaines“ bezeichnet. Wie aus einem Widmungsschreiben an die Pfalzgräfin Elisabeth in seiner
Schrift: Les raisons de forces mouvantes, dessins de Grottes et Fontaines propres pour l’ornement des Palais,
Maisons de Plaisances et Jardins (Frankf. 1615) hervorgeht, hat er in England u. a. Gartenanlagen für die
Besitzung des Prinzen von Wales in Richmond entworfen (1610—12). In dieser seiner wichtigsten Veröffent-
lichung publiziert er einen Apparat zur Hebung des Wassers durch Dampfdruck, weshalb ihn später Arago als
Erfinder der Dampfmaschine bezeichnet. Über seine verwandtschaftlichen und künstlerischen Beziehungen
zu seinem Sohn oder Neffen Isaak de Caus, dem Schöpfer des Hortus Penbrochianus in Wilton (cf. S. 43),
ist bisher nichts ermittelt worden Bildnerische Entlehnungen aus Caus’ Heidelberger Publikation aufge-
führt bei Rosenberg, Quellen z. Gesch. des Heidelb. Schlosses, S. 169. Vgl. ferner Zangemeister in den Mit-
teilungen zur Gesch. des Heidelb. Schlosses 1886. Heft 2—4, S. 74, 144, 148.
2. Claude Mollet und Söhne.
Der Architekt Du Perac (geb. vor 1544 in Paris, gest. 1601 ebenda, vgl. H. v. Geymüller, Baukunst d.
Ren. i. Frankr. 280 f.) leitete nach seiner Rückkehr aus Italien (1582) im Dienste des Herzogs von Aumale, den
Bau des Schlosses Anet, und gelegentlich der dortigen Gartenanlagen, die er selbst entwirft, wird Claude
Mollet sein Schüler. Mollet führt den neuen Stil an den Hof und macht ihn damit lebens- und entwick-
lungsfähig. Nach seinem eigenen Bericht — imTheatre des plants et jardinage — legt er 1595 für Heinrich IV.
den neuen Garten in Saint Germain an, ferner den kleinen Inselgarten „Jardin sur l’estang“ in Fontaine-
bleau. Olivier de Serres publiziert im Theatre D’Agriculture (1603) ein „Parterre du petit Jardin des
Tuilleries par Claude Mollet“ (identisch mit dem „Parterre de Mademoiselle“ auf dem Stadtplan von Gom-
boust? Auf einem Stich Silvestres, der wahrscheinlich das gleiche Parterre vor dem Palais darstellt, besagt
die Unterschrift, Heinrich IV. habe 1600 das Palais vergrößert und den Garten anlegen lassen. Vgl. auch
Gaz. des beaux arts 1910. p. 287). Claudes Sohn Andre erzählt in der Vorrede zum „Jardin de plaisir“
(s. u.), sein Vater habe drei Königen gedient: Heinrich IV., Ludwig XIII. und Ludwig XIV., unter dem er

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