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Grisebach, August
Deutsche Baukunst im XVII. Jahrhundert — Bibliothek der Kunstgeschichte, Band 15: Leipzig: Verlag von E.A. Seemann, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.55554#0007
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Von der Architektur, die in Deutschland im 17. Jahr-
hundert vor Ausbruch des großen Krieges entstand,
soll hier die Rede sein. Die gesonderte Behandlung dieses
kurzen, aber ungewöhnlich fruchtbaren Zeitraumes hat
nichts Willkürliches. Das wenige, was während des
Krieges gebaut wurde, trägt bis auf einzelne Nach-
zügler bereits ein anderes Gesicht. Und was nach ihm
kam, bildet vollends den Auftakt zu einer neuen Epoche,
dem deutschen Barock des 18. Jahrhunderts. Auch
nach rückwärts, zur „Deutschen Renaissance“ hin,
nimmt die Baukunst um 1600 eine eigne Stellung ein.
Hatte bis dahin bei der Auseinandersetzung mit Italien
vorwiegend ein romantisch spielerischer Trieb gewaltet,
dem die „antikischen“ Schmuckformen oft als das
Wesentliche erschienen, so war nun wieder der Augen-
blick für neue, eigentlich architektonische Gedanken
gekommen. Auch sie stammten letzten Endes aus dem
Süden. Aber die Art, wie man sie aufnahm und der
nordischen Natur gemäß entwickelte, zeugt von einer
wahrhast schöpferischen Krast der deutschen Bau-
meister jener Zeit.
Worin besteht, kurz gefaßt, das Neue? In einer
geschlossenen Form des Grundrisses, in der symmetri-
schen Anordnung der Akzente im Aufbau, in einem
gesteigerten räumlich-körperhaften Ausdruck, in einer
organischeren Verknüpfung der Schmuckformen mit
dem Baukörper.
Das Verlangen nach einer großwirkenden Figur ein-
heitlichen Gepräges wird maßgebend. Auch wenn es
sich um einen Erweiterungsbau handelt. Bei dem des

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