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VII. Capitel. -
Die Bilduerei.
Wenige prähistorische Funde haben ein so allgemeines
Aufsehen erregt als die Sculpturen der Rennthierzeit, welche
aus den Grotten der Dordogne zu Tage gefördert wurden.
Unter menschlichen und thierischen Ueberresten, steinernen
und knöchernen Werkzeugen entdeckte man eine Anzahl von
Rennthiergeweihstücken, welche eingeritzte Zeichnungen trugen.
Die Gravirungen stellten hauptsächlich Thiere dar, — und zwar
mit einer so klaren und sicheren Charakteristik, dass man
die meisten sofort zoologisch bestimmen konnte. Das Wild-
pferd, das Rennthier, der Steinbock und der Auerochs waren
unverkennbar. Die höchste Meisterschaft aber bewies ein
Dolch aus Rennthiergeweih, dessen Griff zu der Figur eines
springenden Rennthieres ausgearbeitet war, — ein Werk, dessen
sich kein Schnitzer der Gegenwart zu schämen brauchte *.
Das Material der Bildwerke war, wie gesagt, Rennthiergeweih;
und da, nach dem Urtheile von Sachverständigen, das Geweih
nur in frischem Zustande bearbeitet sein konnte, so musste
man annehmen, dass die unbekannten Künstler zu gleicher Zeit
mit dem Rennthiere im südlichen Frankreich gelebt hatten, mit
anderen Worten, dass die Darstellungen einer ausserordentlich
fernen Vergangenheit entstammten. Seit Boucher de Perthes’

1 Vgl. Labtet and Christy, Reliquiae Aquitanicae. — B. PI. II and
B. PL XIX and XX.
 
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